Weltpolitik
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Re: Weltpolitik
von 1Alexander am 13.02.2015 10:44@Darius
Niederhaltungspolitik, welche unabhängig von der Ablehnung der totalititären Herrschaft war. Im Kriegsverlauf wurden von deutscher Seite unglaubliche Verbrechen verübt. Hervorzuheben ist die systematische Verfolgung jüdischer Bürger aus rassenpolitischem Wahn. Nach dem Krieg wurden den Deutschen de facto eine kollektive Schuld zugeschrieben, womit umgedreht bis heute deren Endrechtung, repressive Maßnahmen und massenhafte Verbrechen gerechtertigt*1 werden. Unzweifelhaft war das ein Ergebnis des 2WK, welchem die Deutschen mit dem ersten Schuß begonnen haben. Aber Zusammenhänge sind aber komplex und die Geschichte fängt nicht 1939 an. Natürlich war die Behandlung der Deutschen nach dem Krieg auch von der Notwendigkeit der Schaffung eines Übergangs in eine stabile Nachkriegsordnung beeinflußt. Ich nehme hier keine Aufrechnung von Verbrechen vor. Ich will hier nur eine Tatsache hervorheben. Die niederträchtige Verfolgung der Juden basierte u. a. eben auf der Zuschreibung angeblicher kollektiver Schuld oder verachtenswerter Eigenschaften*2. Mit einer solchen Idiologie rechtfertigten sich Täter und Verantwortliche. Solche Sichtweisen sind abzulehnen.
Es ist aber ein Anachronismusmit mit ähnlichen Argumentationslinien die Behandlung der Deutschen zu rechtfertigen.
Das gilt unabhänig davon, dass die Deutschen nach dem Krieg nicht systematisch ermordet wurden und auch ein schneller Anschluß an die zivilisierte Zustände gestattet wurde. Dieser Anachronismus ist eine dunkle Stelle der Geschichte und berührt eine absolutes Tabu. Es geht nicht nachhinein nicht darum die Frage zu erörtern, ob damals eine andere Verfahrensweisen angebracht, möglich oder notwendig waren. Vielmehr ergeben sich daraus moralische Verpflichtungen. Ich will es veranschaulichen. Wenn sich jemand zu Recht oder Unrecht gezwungen sieht eine Atombombe auf einer zivile Stadt abzuwerfen, dann hat er hinterher die Pflicht dafür zu sorgen, dass er nie mehr in eine solche Lage kommt. Wenn die Notwendigkeit bestand Deutschland so oder so zu behandeln, dann gilt hier das gleiche. Bis heute gibt es in der breiten Öffentlichkeit keine ehrliche Auseinandersetzung mit diesen Themen. Das würde voraussetzen, dass alle Beteiligten (einschließlich Deutschland) ehrlich in den Spiegel schauen und sich weiterreichende Fragen stellen. Das würde zu Schlußfolgerungen führen, welche mit der heutigen Tagespolitik durchweg inkompatibel sind. Die einvernehmliche, aber unrichtige/unvollständige Aufteilung der Schuld- und Verantwortungsfrage an den Ereignissen vor, im und nach dem 2WK schafft aber einer Schieflage, welche unterschwellig allen bewußt ist. Hier gärt eine neue Quelle nationaler Zwietracht, deren Zeichen klar zu erkennen sind. Es ist ein empirische Tatsache, dass ungelöste nationale Empfindlichkeiten auch nach Jahrzehnten wieder an die Oberfläche gelangen. Jugoslawien und die Ukranine sind beredende Beispiele. Deutsche Politiker können ihr Bedauern gegenüber unseren Nachbarn ausdrücken wie sie wollen. Solange dieses Bedauern nicht auf erlicher Grundlage steht, nimmt das uns auf Dauer keine mehr ab und trägt im Zusammenhang mit aktuellen Umstände eher zu Ressentiments bei. Da ist ganz klar zu beobachten.
Wenn Du möchtest kann ich einzelne Punkte näher erläutern oder belegen
Anmerkung:
*1 Verbrechen sind nie und unter keinen Umständen zu rechtfertigen. Diese Feststellung wird aber nicht getroffen, da
auch heute Verbrechen gerechtfertigt werden. Ein solches Eingeständnis würde die westlichen Gesellschaften desavouieren.
*2 Häufig wird das als verachtenswerten Ausnahmesituation und als Betriebsunfall der Geschichte angesehen. Tatsächlich ist die Missachtung von kollektive Menschrechten im Mantel von ethnozentrierten, kolonialistischen, rassistischen, sozial darwinistsichen Ansichten doch eher die Regel als die Ausnahme. Das ist geradzu das Fundament des Kapitalismus.
Re: Weltpolitik
von Darius am 13.02.2015 09:14Guten Morgen @all!
Detlef schrieb:
Welche Leute und welche Zeichen? Hast Du eine interessante Quelle? Für mich hört sich dieser nackte Satz wie Stammtischhetze an.
dann weiter:
Den Wenigsten ist die Berechnungsmethode der Nettosumme, die an die EU abgeführt wird, bekannt. Der Pöbel liest in der Bild-Zeitung: "Deutschland ist größter Nettozahler Euroas" und schon ist alles klar. Wozu soll sich dann der Stammtisch mit Begriffen wie „operatives Haushaltssaldo" beschäftigen, wenn die Bild-Schlagzeile doch so eindeutig einem die Meinung in den Mund legt.
Ich hab´n Beispiel, bei dem Zahler und Empfänger am Ende beide was davon haben: Polen als Nettoempfänger bezieht Zaster aus dem EU-Topf. Unter anderem wird im Gegenzug in Polen das Autobahnnetz im großen Still von deutschen Unternehmen gebaut.
Oder meinst Du die finanziellen Hilfen an Griechenland? Ich vermute ja und hoffe insgeheim, dass es Dir auch klar ist, das nicht Griechenland "gerettet" wird, sondern das aberwitzige Konstrukt namens Euro. Nicht nur Deutschland hat zu dieser Krise über Jahre hinweg durch den Vertragsbruch hinsichtlich der Euro-Maastricht-Kriterien maßgeblich mit beigetragen. Dem gegenüber verblast die griechische Kungelei beim Euro-Beitritt fast ganz. Schließlich hatte Griechenland unter anderem Deutschland als Vorbild, wie man einen Vertragsrahmen einhält und ihn gleichzeitig sprengt. Ein Kunststück erster Klasse! Was wir jetzt erleben ist der Fluch der bösen Tat. Die Euro-Länder versuchen die böse Tat Griechenland anzuheften, indem zum Beispiel von fehlender Industrialisierung gesprochen wird (als ob die Griechen schon immer ein Forschungs- und Industriestandort wären), um von den sich über Jahre angehäuften, tief liegenden, über die gesamte Euro-Zone verteilten Gründen der Euro-Krise abzulenken.
Ich erlaube mir noch was draufzulegen: Was sollen die Polen und die Dänen von der „lockeren Geldpolitik der EZB" halten? Warum sollten die Notenbanken dieser Länder bei der aktuellen EZB-Politik mitmachen, wenn es bei denen hierfür keine Notwendigkeit gibt? Die Schweiz hat es vorgemacht und ihre Währung vom Euro entkoppelt. Das ist auch so in Ordnung. Die Schweiz muss nicht mit der EU solidarisch sein. Aber Polen und Dänemark? Entkoppeln sie ihre Währungen vom Euro, oder bleiben sie solidarisch und lassen mögliche Schwierigkeiten auf sich zukommen? In Polen kursiert ein klischeehafter Spruch, wobei bekanntlich in jedem Klischee ein Quäntchen Wahrheit steckt: "Die Deutschen haben Kanonen gegen Ökonomie getauscht."
Solidarität und Bescheidenheit, und zwar ehrlich im Sinne der Selbstlosigkeit gemeint, können die wenigen Deutschen. Selbst landintern (siehe "Bayern und Hessen reichen Klage gegen Finanzausgleich ein") funktioniert die Solidarität nicht gut. Das eine Bundesland gönnt dem anderen nur die Lebenserhaltung. Ich glaube nicht, dass es Bayern herzlich viel kümmert, ob Mecklenburg-Vorpommern noch menschenleerer wird, oder weiterhin hohes Armutsrisiko herrscht. Solidarität, bei der kein Gewinn abspringt, mögen die Deutschen auch außerhalb eigener Landesgrenzen nicht wirklich. Ich sehe, dass sich diese Mentalität verstärkt auf der EU-Ebene wiederfindet, und dass wahrscheinlich deswegen Deutschland im Ausland kritisiert wird.
Darius mit Grüßen
Re: Weltpolitik
von 1Alexander am 10.02.2015 15:16@Justin
Ich habe nochmal darüber nachgedacht
In der Ukraine geht es den Russen überhaupt nicht um Sezession. Mittlerweile steht der Regimewechsel in Kiew auf der Liste.
Putschen sich die Ultranationalisten an die Macht, dann steht der Westen völlig desavouiert da. Gibt es den Sturm auf Kiew, seitens der Armee oder der Separatisten, dann hat Putin auch gewonnen. Wir können uns dann schon mal auf morderprobte Exilanten einstellen. Man kann den Amerikaner ja immer was böses unterstellen, der Konflikt ging aber eher von dem plumpen Versuchen der Europäer aus, eine wenig Großmacht zu spielen. Habe ich Europäer gesagt? Deutschlands Rolle war hierbei sehr unrühmlich.
Stellvertretend soll mal Rebecca Harms genannt sein. Typisches Bespiel wie das deutsche Trauma des verlorenen Endsieges sich an manch merkwürdigen Ecken manifestiert. Und das ist kein Witz. Siebzig Jahre haben sich viele in die Tasache gelogen. Abstatt die Opfer zu betrauern und die bittere Lehre zu akzeptieren, hat man sich selbst mit Scheiße bekübelt. Erkenntnisgewinn relativ gering. Die Revanche wird dann hintenrum versucht. Tja Faschisten stecken manchmal dort, wo man sie nicht vermutet.
Kleines Bespiel für cleverer PR:
Wikipedia: Von den Separatisten häufig verwendete Fahne, gelegentlich auch als „Kriegsflagge Neurusslands" bezeichnet
im Vergleich mit der Fahne der Konföderierte Staaten von Amerika aus dem amerikanischen Bürgerkrieg.
So haben sich anfängliche Räuberbanden sich selbst eine Legitimation verpaßt, welche am Ende auf den einfachen US-Bürger abzielt.
Re: Weltpolitik
von 1Alexander am 10.02.2015 12:27@Justin
Re: Weltpolitik
von wl01 am 10.02.2015 11:40Hallo Alexander!
Im Grunde geht es in beiden Fällen um "Revolution", wie gesagt irrelevant ob moralisch berechtigt oder nicht (Moral gibt es in der Politik nicht -sie wird lediglich zur Durchsetzung der eigenen Ziele eingesetzt-).
Und eine Revolution ist nur dann "richtig", wenn die Revolutionäre gewinnen. Denn die Geschichte schreiben immer nur die Sieger!
Ist aber nur dann möglich, wenn das jeweilige Volk sich durchsetzen kann, durch die Unterstützung aus dem Ausland. Tja und diese Unterstützung erleben wir eben gerade,.... Und es ist klar wer dies besser macht.
MfG
WL01
PS:
Habe ich schon geschrieben, dass Licht und somit jede EM-Strahlung für mich lediglich eine Turbulenz im Tachyonenäther ist?
Re: Weltpolitik
von 1Alexander am 10.02.2015 10:41@Justin
Das kann nicht der Ansatz sein, dass es darum falsch ist, weil der stärkere Westen es nicht hinnehmen will.
Ich zitiere mal ein Quelle, welche grundsätzlich nicht blütenrein ist, aber den Kern der Sache trifft:
Obama und Merkel: Ratlos, machtlos und voller Widersprüche
Re: Weltpolitik
von wl01 am 09.02.2015 22:28Hallo Hannes!
Wir bitten die deutsche Regierung die Bestrebungen des deutschen Volkes in Österreich zu unterstützen und in direkten Verhandlungen mit uns über die Vereinigung Deutsch-Österreichs mit der deutschen Republik und über die Teilnahme an der Gesetzgebung und Verwaltung des Deutschen Reiches einzutreten.
Die Antwort der deutschen Regierung auf Telegramm des Dr. Bauer hat hier enttäuscht, da die Anschlußfrage nicht erwähnt wurde. Schwarz-Gelbe, die zielbewußt arbeiten, sollen darauf hinweisen, man sei in Deutschland nicht willkommen. Hiesige Presse aller Parteien zurückhaltend, bespricht Antwort fast gar nicht. Anschlußerklärung war übereilt. Ich hatte vergeblich gewarnt und vorgeschlagen, die Frage der Entscheidung der Konstituante vorzubehalten, aber die Sozialdemokraten waren nicht zu halten, während die Nationalen die Bedenken zwar einsahen, aber nicht wagten, bei Abstimmung zu widersprechen. Halte eine gewisse Zurückhaltung unsererseits für richtige Politik, darf aber zur Erwägung stellen, ob nicht unsere Presse das Thema des Anschlusses freundlich besprechen könnte, was zu nichts binden, unsere hiesigen so leicht verzagten Freunde aber ermutigen und Wühlarbeit der Klerikalen abschwächen würde.
Alexander!
MfG
WL01
PS:
Habe ich schon geschrieben, dass Licht und somit jede EM-Strahlung für mich lediglich eine Turbulenz im Tachyonenäther ist?
Re: Weltpolitik
von 1Alexander am 09.02.2015 22:11@Norman
Wenn die Karten in der EU neu gewürfelt werden und ein vernünftiger Verbund entstehen sollte, dann würd ich Sezessionsbewegungen in Deutschland nicht ausschließen. Das Beispiel Östereich zeigt doch, dass dies nicht schlechtes sein muß. Man muß in einem friedlichen Europa nicht in einem Reich sitzen. Der angebliche Förderalismus der BR ist doch mittlerweile eine Chimäre. Von Zentralgewalten haben mittelerweile viele die Nase voll. PEGIDA der Wendeverlierer zeigt doch ganz deutlich, dass die Ostdeutschen die totale Plünderung des Landes nicht vergessen haben. Hier liegt ohne Zweifel ein Potenial.
Re: Weltpolitik
von Hannes am 09.02.2015 20:18Zur Erinnerung, Justin!
Meldung der Freiburger Zeitung (u.a. Zeitungen) ca. Mitte November 1918:
(Außerdem bat Bauer Deutschland um die Lieferung von Kohlen und Lebensmitteln.)
Diesem Beitrittsverlangen haben die Siegermächte sofort einen Riegel vorgeschoben, so wörtlich war die Selbstbestimmung der Völker a la Wilson nicht gemeint, denn der Verlierer Deutschland wäre ja dann noch stärker geworden.
Aber typisch ist auch, dass Österreich immer dann an die deutschen Brüder appellierte, wenn es in Not war, dann waren alle Deutsche und auch Sachsen und andere halfen in großer Zahl Wien zu verteidigen.
Du musst aber heute keine Angst haben, dass Österreich in einem neuen „Blumenkrieg" heim ins Reich geholt wirst, die Messen sind gelesen. Aber für viele Deutsche ist es schon belustigend, wie ein Teil der Österreicher um jeden Preis eine völlig von Deutschland getrennte Identität versucht zu konstruieren. So, z.B. vor Jahren die Ausstellung zum Thema 1000 Jahre Ostmark, Verzeihung, 1000 Jahre Österreich.
Als gebürtiger, echter Sachse kann ich Euch aus meiner Erfahrung mit meinem Stiefvaterland von einem Beitritt trotzdem nur abraten, ihr würdet genauso über den Tisch gezogen, ausgenommen und als in weiten Teilen deindustrialisierte Landschaft zurückgelassen werden wie wir. Daran ändern auch die beiden ostdeutschen Knallchargen nichts, die heute unser Land im Auftrag anderer, weitaus Mächtigerer verwalten - oder soll man besser sagen ruinieren?
Re: Weltpolitik
von 1Alexander am 09.02.2015 18:02@Justin
der 19. Jahrhunderts das eine Bevölkerung hübsch und ohne Widerrede im Herrschaftsbereich der Obrigkeit zu verbleiben hat. Mit dem Kosovo hat der Westen die Tür aufgestoßen, trotz vielfacher Warnungen. Sie haben damit Recht gesetzt, worauf sich im Völkerrecht nun jeder berufen kann. Was will Proroschenko machen? Die Krimbevölkerung niederschießen oder deportieren?
Deutschland war das böse Verbrechervolk, der Rest von Europa die unschuldigen Opfer. Damit konnten alle gut leben. Die einen weil ihre Verbrechen unter den Teppich gekehrt wurden. Die Deutschen suhlen sich dagegen noch heute in der Rolle des geläuterten Bösewichtes. (Was die Nachbran mit zunehmenden Argwohn beobachten) Wenn schon nicht den Endsieg errungen, dann wenigestens die Besten der Schlechten. Damals war das durchaus eine pragmatische Herangehensweise. Gerade heute zeigt sich, dass aus den Erfahrungen des 2WK wichtige Schlußfolgerungen doch nicht gezogen wurden. Aus verfälschter Geschichtsschreibung können keine richtigen Schlüsse gezogen werden. Um nicht falsch verstanden zu werden, hier ein paar Lehren: Gewalt zur Dursetzung politischer Ziele ist zu ächten. Jegliche Verbrechen müssen geahndet werden, am besten durch das eigene Volk. Krieg ist kein Mittel der Politik. Feindbilder dürfen nicht aufgebaut werden. Es gibt keine Graduierung von Opfern und Tätern. Usw.
Nimm die aktuelle Entwicklung und Du wirst sehen, dass das Gegenteil auf die heutige Politik zutrifft.