Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

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61-martin
Gelöschter Benutzer

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von 61-martin am 04.02.2012 21:36

@ Raphael

 

Danke für die Antwort! Ich stimme damit überein, dass es eine Realität gibt, die unabhängig von uns da ist. Die Frage ist nur, ob wir klar erkennen, was da ist und was nicht. Es wäre naiv, diese Frage als klar beantwortet anzusehen. Man kann nicht die Erkenntnis-Ebene überspringen und so tun, als erkenne man die Welt immer genau so, wie sie ist.

Im Bereich der subatomaren Teilchen kann man die Frage nach der Deutung von Versuchsergebnissen nicht wegschieben. Zur Heidelberger Deutung kam man nicht aus Spaß, sondern weil die Ergebnisse nicht in das bisherige Weltbild passten.

Dass Licht als Objekt wahrgenommen wurde, ist eine historische Tatsache. Man kann nicht der ganzen Menschheit die eigene Weltanschauung unterschieben. Wir können anderen Menschen absprechen, dass sie es richtig wahrgenommen haben. Dann sollten wir aber auch zugeben, dass uns das genauso gehen kann.

>> Eine Beschreibung ist keine Erklärung, also keine Theorie.<<

Wissenschaftliche Erklärungen bestehen darin, dass die Wirklichkeit mathematisch beschrieben wird (Naturgesetzte) und die einzelnen Phänomene davon abgeleitet werden können. So habe ich „beschreiben" gemeint. Ich vermeide es, von „wissenschaftlicher Erklärung" zu sprechen, weil es einen Totalanspruch der Wissenschaft auf Wirklichkeit suggeriert, der eine Anmaßung ist.

>> Wir nehmen nur Objekte wahr.<<

Wir nehmen uns selbst als Subjekt wahr. Deshalb geht Existenz über das hinaus, was Form und Lokation hat. Dynamische Konzepte gehören zur Realität dazu, ohne sie kann man die Welt nicht angemessen beschreiben, Mir kommt es so vor, dass die alte cartesianische Spaltung in der Aufteilung Objekt – Konzept fröhliche Urständ feiert. Das ist mit meinem ganzheitlichen Materialismus nicht vereinbar.

Die Frage ist, ob die Physik sich auf Objekte mit Form und Lokation beschränken kann. Auch dies verneine ich, wenn mir nicht etwas Besseres als die Quantenphysik geboten wird.

Bestimmte Deutungen der Quantenphysik sind noch nicht festgeklopft (z. B. Fernwirkung bei verschränkten Teilchen, da gibt es mehrere Deutungsmöglichkeiten), bestimmte Überlegungen (wie Multiversen) halte ich auch für Quatsch. Aber muss man deshalb das Kind mit dem Bade ausschütten?

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Raphael
Administrator

44, Männlich

Beiträge: 243

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von Raphael am 05.02.2012 09:40

Die Frage ist nur, ob wir klar erkennen, was da ist und was nicht. Es wäre naiv, diese Frage als klar beantwortet anzusehen. Man kann nicht die Erkenntnis-Ebene überspringen und so tun, als erkenne man die Welt immer genau so, wie sie ist.

Ob wir die zu untersuchenden Objekte richtig erkennen, ist eine Frage der Beobachtungs- und Meßtechnik, also ein technisches Problem, welches von Ingenieuren gelöst werden muß. Philosophisch halte ich nichts von Spekulationen über eine eventuelle Nichterkennbarkeit der Realität. Ich zitiere da gerne Alice Miller, wie sie über ihre eigenen Erfahrungen schrieb:

Als Kind hatte ich keine andere Möglichkeit, als mich anschweigen zu lassen, die Schuld bei mir zu suchen - und dann später zu versuchen, den Verlust meiner Wahrheit mit philosophischen Spekulationen über die "Unerkennbarkeit der Wahrheit" auszugleichen. Weil die Wahrheit der Fakten unfaßbar war, mußte ich sie leugnen.

- Alice Miller, Abbruch der Schweigemauer, S.29

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Im Bereich der subatomaren Teilchen kann man die Frage nach der Deutung von Versuchsergebnissen nicht wegschieben.

Nein, kann man nicht. Aber Beobachtung und Deutung sind zwei Paar Schuhe. Die Beobachtungen z.B. im Doppelspaltexperiment sind eindeutig, die Interpretation jedoch nicht. Da kommt es auf das herrschende Modell an. Und die Quantenmechanik liefert leider überhaupt keine rationale Erklärung für das Beobachtete. Wir haben bisher keine Erklärung. Man kann nicht eine unlogische, absurde Interpretation vertreten, nur weil man keine andere hat. Dann muß man eingestehen, daß man den Mechanismus nicht kennt. Aber so tun, als hätte man eine Erklärung, ist Augenwischerei.


Dass Licht als Objekt wahrgenommen wurde, ist eine historische Tatsache.

Nein, ist es nicht. Du sprichst hier von Beobachtung, und man kann nur Objekte beobachten, nicht dynamische Konzepte wie Licht. Licht mag historisch als Objekt gedeutet worden sein (z.B. das absurde Photon), aber hundertprozentig wurde es nicht als Objekt wahrgenommen.


Wissenschaftliche Erklärungen bestehen darin, dass die Wirklichkeit mathematisch beschrieben wird (Naturgesetzte) und die einzelnen Phänomene davon abgeleitet werden können.

Das ist der reduzierte positivistische Anspruch von Leuten wie Hawking, die es aufgegeben haben, rationale Erklärungen zu finden und sich statt dessen lieber in ihre abstrakte Mathematik flüchten. Eine wissenschaftliche Erklärung (eine Theorie) besteht darin, eine Beschreibung der Wirklichkeit (meinetwegen auch eine mathematische Beschreibung dieser Wirklichkeit) mechanisch zu verstehen, d.h. die unmittelbaren Ursachen und Agenzien darzustellen. Das macht man mit Modellen und Worten, die Kausalbeziehungen ausdrücken können.


Wir nehmen uns selbst als Subjekt wahr.

Nein, wir nehmen uns als Objekt wahr, wenn wir in den Spiegel sehen. Zum Subjekt machen wir uns in unserer geistigen, illusorischen Welt. Das ist keine Wahrnehmung, denn Wahrnehmung hat nur mit Objekten zu tun, nicht mit Gefühlen. Wir nehmen uns selbst nicht als Subjekt wahr, wir fühlen uns als Subjekt. Und das hat nichts in der Physik zu suchen.


Die Frage ist, ob die Physik sich auf Objekte mit Form und Lokation beschränken kann.

Die Antwort ist ja. Form und Lokation sind die Grundlagen der Mechanik, und alles ist Mechanik, auch wenn die Neo-Okkultisten der modernen Physik das nicht wahrhaben wollen.

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JayEl
Gelöschter Benutzer

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von JayEl am 05.02.2012 11:06

Wissenschaft braucht Wissenschaftstheorie und Erkenntnistheorie, also: Ohne Philosophie geht es nicht. Wer Wissenschaft ohne Konzept betreibt, handelt willkürlich. Man muss sich doch Rechenschaft geben, wie man das betreibt.

Das ist unglogisch. Könnte man ohne Erkenntnistheorie, d. h. dem Resultat von der Wissenschaft über die Erkenntnis, nicht Wissenschaft treiben, dann könnte es keine - richtige - Erkenntnistheorie geben.

Wissenschaft ist einfach Erkenntnistätigkeit. Diese folgt der Sachlogik des Gegenstandes, mit dem sie sich befasst. Richtiges Wissen ist eine richtige Vorstellung des Wesens des Gegenstandes. Diese erlangt man mit Sicherheit nicht, wenn man ganz bewusst eine Methode anwendet, weil man sich für diese Methode anwendet. Um es am Beispiel klar zu machen: Man kann Demokratie eben nicht richtig erklären, wenn man ihre Röntgenstrahlen misst und diese Interpretiert.

Dass man durch Wissenschaft weiß, wie die Dinge an sich sind, ist ein Weltbild, das ich nicht teile. Ich bin kein Kantianer, aber hier hat I. Kant etwas Richtiges erkannt.
Jetzt mal ehrlich, wieso gilt dieser Satz nur für die Theorien, an denen du zweifelst und nicht für die Theorie, die du teilst? Woher weißt du denn, dass Kant hier etwas Rchtiges erkannt hat?

Weltbilder können keine Grundlage für Wissenschaft sein. Strenggenommen können sie nicht einmal das Resultat von Wissenschaft sein. Das Resultat von Wissenschaft ist nämlich Wissen und keine Anleitung etwas nur anders zu betrachten. Dass mit Wissen über eine Sache natürlich auch eine Ansicht der Sache verbunden ist, versteht sich von selbst. Dass mit dem Wissen über die eine Sache auch Ansichten über alles andere verbunden wären, ist ein Fehlurteil.

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61-martin
Gelöschter Benutzer

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von 61-martin am 05.02.2012 19:31

@ Raphael

Beim Erkennen von subatomaren Teilchen geht es nicht nur um Ingenieurskunst, sondern auch um grundsätzliche Grenzen des Erkennens. Die Teilchenbeschleuniger in Genf sind eine große technische Leistung, aber es ist eben schwierig, den Teilchen beim Existieren zuzusehen. Im Moment ist eine bessere Technik nicht vorstellbar.

>>Philosophisch halte ich nichts von Spekulationen über eine eventuelle Nichterkennbarkeit der Realität.<<

Wenden wir das darauf an, dass Menschen einen Lichtstrahl wahrgenommen haben (hat Form und Lokation) und deshalb davon ausgehen mussten, dass Licht ein Objekt ist. Entweder spricht man zumindest in der Vergangenheit von einer Nichterkennbarkeit der Realität oder man lässt das so stehen und nennt das Licht weiter ein Objekt. Hier liegt ein Denkfehler vor.

Ich habe Komplementarität bisher so verstanden, dass wir eben nicht wissen, was da wirklich ist und nur verschiedene Zugänge haben, die leider nicht miteinander in Verbindung gebracht werden können. So ist der Welle-Teichen-Dualismus ein Ausdruck unseres Nicht-Wissens. Die Meinung, da gäbe es einen einfachen „Mechanismus", den wir nur noch nicht kennen und verstehen, ist mindestens genauso Augenwischerei. Die Quantenphysik ist experimentell gut abgesichert. Wieso sollte ich sie wegschmeißen, nur weil sie der Logik des Aristoteles widerspricht, die auf der Syntax der europäischen Sprachfamilie beruht?

Was kann Wissenschaft erklären? Beispiel: Man beobachtet einen Zusammenhang von Massen und Anziehung. Das ganze beschreibt man dann mit dem Gravitationsgesetz. Aber was ist Ursache, was Wirkung? Ist die Masse der Grund der Anziehung? Woher „weiß" eine Masse von einer anderen? Gibt es da vielleicht Gravitations-Teilchen? Oder kann es noch ganz anders sein? Und wenn es Gravitationsteilchen gibt: Sind sie da aufgrund von Masse oder umgekehrt?

Was ich damit sagen will: Jede Erklärung verschiebt eine Warum-Frage nur weiter. Unsere Erklärungen sind Stückwerk, deshalb bleiben Begriffe wie Ursache und Wirkung unklar. Ehrlicher wäre es, neutral von einem mathematisch beschreibbaren Kausalzusammenhang zu reden. Die mathematische Beschreibung und Vorhersagbarkeit ist deren Stärke, nicht eine philosophische Erklärung.

Für mich ist „Existenz" nicht auf das beschränkt, was die Physik dazu sagt. Deshalb habe ich auf das eigene Erleben als Subjekt verwiesen.

Wieso ist die geistige Welt „illusorisch"? Die Selbstwahrfühlung ist fundamental, wenn man das als Illusion ansieht, gibt es keinen Grund, die Wahrnehmung der Welt als Illusion anzunehmen.

Wahrnehmung besteht darin, was Sinnesorgane fühlen. Die Aufteilung Wahrnehmung – Fühlen ist willkürlich.

Ich spüre eine ideologische Notwendigkeit, die Wirklichkeit in Subjekt und Objekt aufzuspalten.

>>alles ist Mechanik<<

Ein großer Satz, der mich ins 19. Jahrhundert entführen will. Und wenn ich ihm nicht folge, bin ich Neo-Okkultist, was bestimmt etwas Böses ist.

Trotzdem ist der Satz falsch, denn diese Welt ist emergent, d. h. es gibt Vorgänge, die lassen sich nicht allen mit Mechanik beschreiben und nicht darauf zurückführen. Für bestimmte Gebiete außerhalb der Physik (Biologie, Soziologie) ist das unbestritten.

Bei der Physik bleibt eben die Atlternative, dass man auf wesentlichen Teilgebeiten nur sagt: „Wir wissen nichts", oder dass man die Quantenphysik als bisherigen Forschungsstand akzeptiert, wenn auch nicht mit allen Nebengassen.

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61-martin
Gelöschter Benutzer

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von 61-martin am 05.02.2012 19:33

@ JayEl

Richtig, Wissenschaft und Erkenntnistheorie sind gegenseitig aufeinander angewiesen, das wollte ich auch nicht bestreiten.

Ad: Das „Ding an sich" erkennen

Wissenschaft benötigt Theorien, mit denen Versuchsergebnisse gedeutet werden. Wir haben diese Welt nur mittels Deutung, es ist schwer, dahinter zurück zu gehen. Auch Wahrnehmung ist bereits gedeutete Wahrnehmung. Wir nehmen z. B. mit dem Auge nicht einfach Pixel wahr, sondern gedeutete Muster. Schon direkt beim Auge fängt diese Sortierung an, dass z. B. Bewegungen besonders herausgefiltert werden. Deswegen müssen wir einige Wahrnehmung als „optische Täuschung" deuten.

In diesem Sinne stimme ich Kant zu, dass wir das „Ding an sich" nicht unmittelbar wahrnehmen, sondern nur vermittelt. Alles andere wäre naiv, und gegen diese Naivität sprechen genügend Fakten. Wie gesagt, ich teile Kants Auffassung insgesamt nicht.

ad: Weltbild

Dass es eine Welt außerhalb meines Denkens gibt, ist ein Grundsatz, den man braucht, um Wissenschaft zu betreiben. Aber er ist eben ein Weltbild. Bei diesem Beispiel wird es kaum jemand geben, der das anders sieht. Aber die Definitionen, die Raphael vorgibt, werden nicht von allen geteilt. Dahinter steckt eine bestimmte Wirklichkeits-Auffassung. Ohne die kann man die Wirklichkeit nicht systematisch untersuchen. In diesem Sinne bleibe ich dabei, dass man ein Weltbild braucht.

Aber in einem Punkt lasse ich mich gerne korrigieren: Was die Physik an Ergebnissen liefert, sollte kein Weltbild sein. Da verwechselt man die Physik mit der ganzen Welt. Begriffe wie „Weltformel" lehne ich deshalb aus ähnlichen Gründen ab wie Raphael die allgemeine Verwendung von „Universum".

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JayEl
Gelöschter Benutzer

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von JayEl am 09.02.2012 22:54

@61-martin

Wissenschaft und Erkenntnistheorie sind gegenseitig aufeinander angewiesen, das wollte ich auch nicht bestreiten.

Ich schon. Erkenntnistheorie ist nämlich Wissenschaft - und zwar die Wissenschaft, die sich mit Erkenntnis beschäftigt. Die Erkenntnis als solche ist hier Erkenntnisobjekt (in anderen Worten: Gegenstand der Wissenschaft). Damit Wissenschaft getrieben werden kann, auch diese, welche sich mit Erkenntnis befasst, ist die Fähigkeit zur Erkenntnis vorausgesetzt und die Erkenntnistätigkeit notwendig.

Wäre Erkenntnistheorie die Voraussetzung von Wissenschaft, könnte es keine Wissenschaft geben.

Ad: Das „Ding an sich" erkennen

Wissenschaft benötigt Theorien, mit denen Versuchsergebnisse gedeutet werden.

Nein, Wissenschaft ist das richtige Erklären von Phänomenen (u. a. zählen dazu Versuchsergebnisse). Das Ergebnis dieser Erklärung ist die Theorie.

Wie sehr sie auf dem Holzweg sind mit ihrer Aussage "Wissenschaft benötigt Theorien" beweisen sie selber dadurch, dass als Beispiel behaupten, ein Gegenstand sei etwas anderes als er selbst:

Auch Wahrnehmung ist bereits gedeutete Wahrnehmung.

Abgesehen von der Unlogik, dass eine Sache niemals nur eine spezielle Ausformung von sich sein kann, könnte ich auch hier wieder fragen: Woher wollen sie das wissen? Wenn ihr Satz stimmen würde, dann hieße das doch, dass sie - woher auch immer - wissen, dass das von ihnen Wahrgenommene gar nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Dann müssen sie aber die Wirklichkeit doch irgendwie beobachten, wahrnehmen, messen können, um diese Differenz feststellen zu können. Wenn dem aber so wäre, dann wäre die Behauptung (Wahrnehmung = gedeutete Wahrnehmung) falsch. Ein gutes Beispiel für meine Ausführungen geben sie selber: "optische Täuschungen".

Zwei Anmerkungen:
1. Wissenschaft als Bezweiflung der Möglichkeit von richtiger Wissenschaft ist schon ein absurdes, zweckwidriges Programm. Wenn sie ernsthaft diese Auffassung haben, dann empfehle ich ihnen, diese Zeitverschwendung sein zu lassen und etwas zu machen, was auch wirklich geht. Und wenn ich ihnen "helfen" darf: Lassen sie einfach diesen falschen Gedanken sein, machen sie einfach das, was sie hier auch machen und überprüfen Gedanken auf ihre Stimmigkeit und ihr Zusammenpassen mit den Phänomenen der Welt, gehen sie auch mit ihren eigenen Gedanken und Überzeugungen so um und überprüfen und erweitern und präzisieren sie ihr Wissen und ihre Argumente immer und immer wieder in Diskussionen - und schon machen sie etwas für unmöglich gehaltenes: Sie betreiben Wissenschaft.

2. Wahrnehmung ist etwas anderes als Erkenntnis.
a) Wahrnehmung: Die Sinne des Menschen können nicht alles, was es gibt, wahrnehmen. Das als Beschränkung anzusehen, geht eigentlich nur vom Ideal her, dass man eigentlich alles wahrnehmen können müsste, was es gibt.
b) Erkenntnis: Ist die Erklärung von bekannten Phänomenen. Nicht beobachtete, nicht wahrgenommene, nicht gemessene Phänomene existieren entweder nicht oder können nicht erklärt werden - schließlich kennt sie ja keiner. Sobald sie bekannt sind, hat die Wissenschaft eine (neue) Aufgabe.

ad: Weltbild

Dass es eine Welt außerhalb meines Denkens gibt, ist ein Grundsatz, den man braucht, um Wissenschaft zu betreiben. Aber er ist eben ein Weltbild.

Da kann ich nur zustimmen - nur dass es sich dabei - strenggenommen - nicht um ein Weltbild handelt. Wenn ich die Tatsache, dass ich von der Welt um mich herum unterschieden bin, nicht wahrnehme oder wahrhaben will, kann ich mir kaum über die Welt Gedanken machen.
Vielleicht stimmt das so nicht, wie ich es eben gesagt habe. Vielleicht müsste man genauer sagen: Sich von der Welt unterschieden wissen, also ein rationales Selbst-Bewusstsein zu haben, d. h. sich als von der Welt unterschiedenes, eigenes Subjekt zu wissen und über sich nachzudenken, ist das erste wichtige und elementare Resultat wissenschaftlichen Denkens.

Aber die Definitionen, die Raphael vorgibt, werden nicht von allen geteilt. Dahinter steckt eine bestimmte Wirklichkeits-Auffassung. Ohne die kann man die Wirklichkeit nicht systematisch untersuchen. In diesem Sinne bleibe ich dabei, dass man ein Weltbild braucht.

Ich bin nicht ganz einverstanden mit dem, was Raphael über Definitionen als Grundlage von Wissenschaft sagt. Allerdings kann ich leider noch nicht richtig bestimmen, wo die Uneinigkeit besteht. Ich kann allerdings sagen, worin Einigkeit besteht: Wenn zwei oder mehr Leute über einen Gegenstand reden, dann sollten sie verstehen, was der jeweils andere über den Gegenstand aussagt. Daher sollte über die Bedeutung der verwendeten Begriffe Einigkeit bestehen.
Würde jemand sagen, ein Objekt sei etwas künstliches, das keine Form hat, dann würde er sich mit Raphael vielleicht lange, fruchtlose Diskussionen liefern, obwohl beide über das PlasmaVersum und Physikkritik die selbe Vorstellung im Kopf hätten. Beide könnten also gleichermaßen Wissenschaft betreiben und ihre Uneinigkeit aufzuheben, bestünde in nichts anderem als der Klärung der Missverständnisse.
Zu dem Gedanken, dass es eine bestimmte Wirklichkeitsauffassung brauche, um Wirklichkeit zu untersuchen, habe ich oben schon das Nötige gesagt. Hier noch mal anders: Wenn man sich eine rosa Brille aufsetzt, dann sieht man die Welt anders. Und zwar anders als sie ist. Mitnichten untersucht man dann die Wirklichkeit. Es wäre doch geradezu albern, zu sagen: Ein Stein ist rosa. Das habe ich durch meine Rosa-Brillen-Methode herausgefunden. Wissenschaft wäre so etwas: Ein Stein ist ein ... . Es gibt verschiedene Steine, die sich durch ... unterscheiden. Die Farbe eines Steins ergibt sich aus .... Daher ist der Stein durch eine rosa Brille in einem anderen Farbspektrum zu sehen als normalerweise.


Aber in einem Punkt lasse ich mich gerne korrigieren: Was die Physik an Ergebnissen liefert, sollte kein Weltbild sein. Da verwechselt man die Physik mit der ganzen Welt. Begriffe wie „Weltformel" lehne ich deshalb aus ähnlichen Gründen ab wie Raphael die allgemeine Verwendung von „Universum".

Hier kann ich ihnen nicht folgen.

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JayEl
Gelöschter Benutzer

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von JayEl am 09.02.2012 23:15

@ 05.02.2012 19:31:52 - 61-martin

Die Quantenphysik ist experimentell gut abgesichert. Wieso sollte ich sie wegschmeißen, nur weil sie der Logik des Aristoteles widerspricht, die auf der Syntax der europäischen Sprachfamilie beruht?

1. Ich stimme ihnen zu, dass man eine Erkenntnis, die experimentell bewiesen ist und sich in der Realität bestätigt nicht deshalb verwerfen sollte, weil sie irgendwem nicht in seinen "wissenschaftlichen" Kram passt.

2. Ich stimme ihnen nicht zu, dass die "Quantenphysik" expirementell gut abgesichert ist. Es ist experimentell gut abgesichert, dass es Phänomene gibt, die mit der herkömmlichen Physik unerklärlich geblieben sind. Noch einmal anders: Die Phänomene, die die Quantenphysik (egal ob falsch oder richtig) erklärt, sind experimentell nachgewiesen, d. h. es ist bekannt und abgesichert, dass es diese Phänomene gibt. Die Erklärung dieser Phänomene kann gar nicht abgesichert sein, weil diese Theorie selbst nach herrschender physikalischer Lehre nicht mit anderen Gebieten der Physik zusammenpasst.

Was kann Wissenschaft erklären? Beispiel: Man beobachtet einen Zusammenhang von Massen und Anziehung. Das ganze beschreibt man dann mit dem Gravitationsgesetz. Aber was ist Ursache, was Wirkung? Ist die Masse der Grund der Anziehung? Woher „weiß" eine Masse von einer anderen? Gibt es da vielleicht Gravitations-Teilchen? Oder kann es noch ganz anders sein? Und wenn es Gravitationsteilchen gibt: Sind sie da aufgrund von Masse oder umgekehrt?

Die Beobachtung ist in der Tat der Ausgang der wissenschaftlichen Tätigkeit. Das "Gravitationsgesetz" ist nichts weiter als dass es diesen Zusammenhang in einer Messgröße darstellt. Die "Gravitationskraft" ist nichts als eine Verdopplung des Phänomens in a) das Phänomen und b) die Kraft dazu, dieses Phänomen hervorzubringen. Woher weiß man, dass es b) gibt? Weil es a) gibt! Aber aus a) folgt gar nicht b). Sondern solche Fragen wie: "Aber was ist Ursache, was Wirkung? Ist die Masse der Grund der Anziehung? Woher „weiß" eine Masse von einer anderen? Gibt es da vielleicht Gravitations-Teilchen? Oder kann es noch ganz anders sein? Und wenn es Gravitationsteilchen gibt: Sind sie da aufgrund von Masse oder umgekehrt?" Insofern macht die gängige Physik da Schluss, wo es eigentlich erst anfängt.

Was ich damit sagen will: Jede Erklärung verschiebt eine Warum-Frage nur weiter.

Da ist ein Fünkchen Wahrheit dran. Denn hinter all dem, was ist, steckt ja kein Zweck. Insofern ist Naturwissenschaft - im Unterschied zu Geistes- und Gesellschaftswissenschaften - letztendlich "nur" das Auffinden von den Wirkmechanismen, ihren Gründen und Bedingungen und Antrieben. Wenn man die alle beisammen hat, dann ist Schluss mit Forschung, denn dann weiß man alles. (Das ist natürlich nur eine theoretische und keine prognostische Aussage, weil man nicht sagen kann, ob und wann dieser Stand erreicht wird.)

Für mich ist „Existenz" nicht auf das beschränkt, was die Physik dazu sagt. Deshalb habe ich auf das eigene Erleben als Subjekt verwiesen.

Ein Vorschlag zur Güte ;) : Physik ist die Wissenschaft, die sich mit den physikalisch existenten Objekten und ihren Wechselwirkungen beschäftigt.

Aber wenn wir uns darin einig wären, dann muss auch ich sagen, dann ist in der Physik alles Mechanik!

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Peter_B.
Gelöschter Benutzer

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von Peter_B. am 10.02.2012 12:05

Ich misch mich mal ganz frech hier ein. Ich habe zwar noch keine Zeit gehabt, alles zu lesen (Meine Herren! Aus dem Material könnte man Bücher schreiben!), aber ich versuch trotzdem mal mein Glück ;D

Die Quantenphysik ist experimentell gut abgesichert. Wieso sollte ich sie wegschmeißen, nur weil sie der Logik des Aristoteles widerspricht, die auf der Syntax der europäischen Sprachfamilie beruht?

Da stimme ich Martin zu. Da gibt's in der Physik ja folgende Vorgehensweise:

Experiment → Messungen → Theorie → Vorhersage → Experiment → Messungen → Theorie → Vorhersage → ...

Die Quantenmechanik macht sehr gute Voraussagen, die alle bestätigt wurden. Aber natürlich ist es nicht befriedigend, dass diese Theorie eine ist, die kausal gesehen nicht verstanden werden kann. Das ist ein großes Problem dieser Theorie.

Auch in der Mathematik, die dahinter steckt (Mathematik ist die höchste Form der Logik, da es nur W oder F gibt), scheitert, da es Wahrscheinlichkeiten und Mischzustände gibt.

Normale Logik:
A ⇒ B

Quantenmechanik:
A ⇒ B ∨ C ∨ D     →  keine Eindeutigkeit.

Außerdem kann gleichzeitig gelten:
¬A ⇒ B ∨ C ∨ D   →  keine Kausalität - Ursache nicht notwendig.

Ich kenne die genauen Formeln der Quantenmechanik nicht, daher kann ich nicht sagen, ob die Logik tatsächlich so versagt, oder ob es nur so scheint, da man die Quantenmechanik ja immer als etwas ansieht, in dem alles möglich ist, was wahrscheinlich nicht der Fall ist. Aber ich weiß es wie schon gesagt nicht genau.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.02.2012 12:07.

Raphael
Administrator

44, Männlich

Beiträge: 243

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von Raphael am 10.02.2012 22:02

Aber natürlich ist es nicht befriedigend, dass diese Theorie eine ist, die kausal gesehen nicht verstanden werden kann. Das ist ein großes Problem dieser Theorie.

Ich bin sehr dafür, daß der Begriff "Theorie" nicht auf alles angewendet wird, was als angeblich wissenschaftliche Erklärung verkauft wird. Ein hoher Standard für das, was wir Theorie nennen dürfen, wäre sehr wichtig. Eine absolut notwendige Voraussetzung ist, daß die vorgebrachte Erklärung logisch und rational ist. Darin versagt die Quanten"theorie", weshalb ich sie keinesfalls als echte wissenschaftliche Theorie ansehe und ihr dieses Prädikat auch nicht aus Kulanz angedeihen lassen will. Es ist eine Pseudotheorie, die Quantenpseudotheorie.

Da gibt's in der Physik ja folgende Vorgehensweise: Experiment → Messungen → Theorie → Vorhersage → Experiment → Messungen → Theorie → Vorhersage

In der Tat ist das eine verbreitete Ansicht, die sicher historisch gewachsen ist. Aber wir müssen uns fragen, ob diese alles andere als rigorose, unstrukturierte Vorgehensweise wirklich taugt. Wenn wir uns den erbärmlichen Zustand der modernen Physik ansehen, kommt man nicht darum herum, hier auch ein Versagen dieser Methode zu sehen, die eben zu wenig Halt bietet und zu wenig vom Wissenschaftler fordert. Wo ist zum Beispiel der Platz der Definitionen, die unverzichtbar sind? Wo ist die Hypothese, und wie unterscheidet sie sich von der Theorie? Was ist die Theorie - eine Beschreibung oder eine Erklärung? Geht es in der Wissenschaft nur darum, Vorhersagen zu treffen, und diese zu überprüfen? Was ist mit Peer Review? Wo kommen wir als Öffentlichkeit ins Spiel? Haben wir keinen Platz in der wissenschaftlichen Methode? Ich hoffe, diese Fragen zeigen, daß es einer genaueren Darstellung der wissenschaftlichen Methode bedarf, und eventuell einer Neuausrichtung. Ich habe eine solche in meinem Buch "Die Physik des Nichts" versucht.

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urinstinkt
Gelöschter Benutzer

Re: Logische Fehler in der wissenschaftlichen Argumentation, insbesondere in der Kosmologie

von urinstinkt am 10.02.2012 22:24

Da gibt's in der Physik ja folgende Vorgehensweise: Experiment → Messungen → Theorie → Vorhersage → Experiment → Messungen → Theorie → Vorhersage


In der Tat ist das eine verbreitete Ansicht, die sicher historisch gewachsen ist. Aber wir müssen uns fragen, ob diese alles andere als rigorose, unstrukturierte Vorgehensweise wirklich taugt.

Natürlich.Wenn ich einfach mal alles in Frage stelle....

Du und deine Definitionen.Ich verstehe von der ganzen Sache vielleicht 10%.Trotzdem erscheinen mir die Methoden der "richtigen" Physiker bedeutend logischer.
Du redest immer von unlogischen "Verdinglichungen" und stellst die Wissenschaftliche Methode selbst in Frage.
Ganz ehrlich,das ist so als wenn ein von Geburt an blinder Rollstuhlfahrer einem Profifussballer erklären will wie er seinen Sport auszuführen hat.



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