Stromstaerke
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peng1967
Gelöschter Benutzer
Stromstaerke
von peng1967 am 13.07.2012 13:45Servus,
ich bin nun grad dabei, den PlasmaVersum-Film zu schauen. Ist ziemlich viel komprimiertes Material in einem mir bislang unbekannten Gebiet, so dass ich schon jetzt ein grundlegendes Verstaendnisproblem habe: Man geht also davon aus, dass im Kosmos unentwegt riesige elektrische Stroeme fliessen? Und die sind verantwortlich dafuer, dass Sterne und Galaxien gebildet und am Leben erhalten werden? Und das auch noch seit "ewig"?
Von welchen Groessenordnungen des Stromflusses reden wir denn da eigentlich? Diese riesigen Energiemengen muessten doch die empfindliche Elektronik eines jeden Satelliten sofort zerstoeren. Oder nicht? Und wo kommt diese ganze Energie her? (also, nicht philosophisch gesehen, sondern physikalisch. Strom, oder besser Spannung erfordert einen Potentialunterschied, der bei bestaendigem Stromfluss irgendwann ausgeglichen ist.) Und letztendlich: Werden wir diese unendlichen Energiequellen vielleicht eines Tages mal auf der Erde nutzen koennen?
LG, peng
PS.: Die Worte "ewig" und "unendlich" sind unscharf und in diesem Post symbolisch zu verstehen.
Re: Stromstaerke
von Raphael am 14.07.2012 07:46Man geht nicht nur davon aus. Diese Ströme sind im Bereich der Planeten schon gemessen worden.
Ja.
Zunächst einmal: Was heißt "auch noch". Die beiden bisherigen Punkte sind doch überhaupt nicht überraschend oder merkwürdig, wenn man bedenkt, daß 99,99% der Materie im Plasmazustand vorliegen. Es wäre unglaublich, wenn dieses Plasma nicht unter dem Einfluß des Elektromagnismus stünde.
Dann: Wir sehen hier eine gigantische elektrische Entladung, in der unsere Erde ein winziger Teil ist. Aber irgendwann, in ferner, ferner Zukunft, wird diese Entladung ihr Ende finden. Sie ist zwar für irdische Verhältnisse wahnsinnig lang, weil die Größenordnungen wahnsinnig riesig sind, aber ewig ist sie nicht. Und etwas anderes habe ich im Film auch nicht behauptet.
Das kommt darauf an, auf welchen Größenordnungen Du den Stromfluß betrachtest. Man hat gemessen, daß die Stromstärke auf planetarer Ebene um die Million Ampere liegt. Die Pole der Erde sind zum Beispiel durch Birkelandströme mit der Sonne verbunden. Die THEMIS-Sonde hat hier Ströme von 650.000 A gemessen. Siehe z.B. hier.
Ein weiteres, recht bekanntes Beispiel ist der elektrische Austausch des Jupiter mit seinem Mond Io. Hier fließen Ströme von bis zu 10 Mio. Ampere.
Plasmaentladung auf der Oberfläche des Io. So ähnlich kann man sich auch die einstigen Entladungen auf der Oberfläche des Mars vorstellen, nur daß es dort zu Tausenden solcher Entladungen gleichzeitig kam.
Wenn wir eine Sproße auf der kosmischen Leiter hinaufsteigen, haben wir z.B. den Strom, der von der Heliosphäre zur Sonne fließt. Er wird auf 3 Mrd. Ampere geschätzt. Siehe z.B. hier.
Auf galaktischer Ebene sehen wir Jets, die aus aktiven galaktischen Zentren schießen. Hier wird die Stromstärke auf 10^18 (Trillion) Ampere geschätzt. Siehe hier.
Elektrischer Jet aus dem Herzen der Galaxie M87.
Nicht unbedingt. Die Stromstärke ist zwar insgesamt enorm, aber die Stromdichte ist sehr gering, da diese Ströme in einem riesigen Bereich fließen. Die Stromstärke von der Heliosphäre zur Sonne wird, wie gesagt, auf etwa 3 Mrd. Ampere geschätzt, aber die Stromdichte liegt nur bei 10^-10 A/m². Lokal betrachtet ist das sehr wenig. Man braucht große oder sehr schnelle Objekte, damit man größere Effekte sieht. Die Stromdichte nimmt erst in der Nähe der Planeten und der Sonne zu. Dort kann es dann passieren, daß Satelliten und Sonden zerstört werden. Das ist ja beileibe keine Seltenheit. Viele Sonden sind einfach so verschwunden. 2004 z. B. Beagle 2 bei ihrer Ankunft am Mars.
Wir können, wohin wir auch sehen, elektrische Entladungen und die Spuren von gewaltigen Birkelandströmen entdecken. Aber den Ursprungsort sehen wir leider nicht, weil der Plasmanebel zuviel Licht für die heutige Technologie schluckt. Aber man darf spekulieren, daß der für uns sichtbare Bereich nur ein kleiner Teil einer viel größeren Struktur ist, über deren Aufbau und Ausmaße wird nichts wissen. Die Potentialunterschiede sind für menschliche Verhältnisse so gewaltig, daß es eine lange Zeit dauern wird, bis sie ausgeglichen sind.
Das ist eine Perspektive, die das PlasmaVersum für uns bereithält. Es gibt mehr als genug Elektrizität da draußen, um unsere mickrigen Ansprüche für den Rest der Menschheitsgeschichte zu decken.
peng1967
Gelöschter Benutzer
Re: Stromstaerke
von peng1967 am 14.07.2012 14:25Hallo Raphael,
zunaechst vielen Dank fuer die ausfuehrlichen Informationen und Links. Das mit der Stromdichte ist durchaus einleuchtend, ja. Und ich gebe zu, ich hab bislang von den grossen Stroemen im All noch nie was gehoert, bis ich auf dieses Forum stiess. Ja, ich bin halt kein Astronom, sondern lediglich ein Alpha-Centauri-Gucker. Und so moechte ich mich an dieser Stelle auch dafuer bedanken, dass du mich noch nicht aus dem Forum geschmissen hast, wie das anderen schon ergangen ist. Ich hab die Axiome (mittlerweile) gelesen und mir ist bewusst, dass ich hier eigentlich "nichts verloren" hab, denn ich stimme offengestanden nicht in allen Punkten darin ueberein und verstosse somit eigentlich gegen die Forenregeln. Dennoch werde ich mich nicht freiwillig verziehen, denn ich bin der festen Ueberzeugung, eine gute Theorie, und das will die Plasmaversum-Theorie ja sein, muss auch in der Lage sein, sich der Kritik zu stellen und Fragen zu beantworten. Sonst ist sie nichts weiter als eine Religion. (Du bist gebildet genug, um zu verstehen, was ich meine.)
So, nun erlaube ich mir, gleich eine weitere Verstaendnisfrage zu stellen, auch wenn es dazu bereits einen anderen Thread gab, aber der ist schon etwas aelter und brachte keine Loesung. Also, so weit ich verstanden hab, lehnt die Plasmaversum-Theorie die Existenz von Gravitation ab, zumindest weitestgehend. Richtig? Aber wieso fliegen dann die rotierenden Koerper im All nicht auf Grund der Fliehkraefte auseinander? Wieso lassen sich die Bahnen der Himmelskoerper, inklusive der zahlreichen Raumsonden, anhand der Keplerschen Gesetze so genau berechnen? Und schliesslich: Wie kommt es zu Gezeiten? Oder der Verlangsamung von Erdrotation und Umlaufzeit des Mondes? Wieso ist dessen Rotation mit der Umlaufzeit synchronisiert? Auf all diese Fragen finde ich in einem gravitationsfreien Universum keine Antwort.
LG, peng
Re: Stromstaerke
von Raphael am 15.07.2012 16:55Gravitation ist ein dynamisches Konzept, daher existiert sie nicht. Sie findet statt. Nirgendwo habe ich behauptet, Gravitation fände nicht statt. Sie spielt aber dann, wenn elektromagnetische Vorgänge stattfinden, keine Rolle mehr.
Weil die Keplerschen Gesetze nach den gemessen Planetenbahnen erstellt wurden. Tycho Brahe hatte zuvor die Daten gesammelt und Kepler machte daraus seine mathematischen Formeln. Kurvenanpassung.
Ja, wie kommt es denn zu den Gezeiten und den anderen Phänomenen? Einfach zu sagen, Gravitation sei dafür verantwortlich, ohne einen Mechanismus vorzuzeigen, bringt gar nichts. Solange niemand weiß, was Gravitation mechanisch ist, sind all diese Phänomene ohne Erklärung, sowohl in der Gravitationskosmologie als auch in der Plasmakosmologie.
peng1967
Gelöschter Benutzer
Re: Stromstaerke
von peng1967 am 16.07.2012 00:59Ich muss zugeben, mit dieser strikten Unterscheidung hab ich noch immer meine Probleme. Insofern hast du natuerlich Recht. Dass sie nicht stattfindet, hast du wirklich nicht behauptet. Und dass sie im Vergleich zu den EM Kraeften verschwindend gering ist, ja, stimmt.
Hmmm... Die ART hat versucht, eine Erklaerung abzugeben. Man kann diese nun hinnehmen oder ablehnen. Aber zumindest kann man doch diese unbekannte Kraft, von der man nicht weiss, was sie mechanisch ist, uebergangsweise "Gravitation" nennen, um nicht immer von "der unbekannten Kraft, die Gezeiten und all die anderen Phaenomene verursachen koennte, aber von der wir nichts wissen" sprechen zu muessen.
Genau genommen wissen wir doch ueber all die vier Kraefte nichts, auch die elektromagentischen kann man ja so direkt nicht sehen. Was wir erkennen, sind die Wechselwirkungen zwischen Koerpern (Objekten, um deine Terminologier zu verwenden). Diese Wirkungen lassen sich nun offenbar in Klassen unterschiedlicher Intensitaet einteilen. Und so findet man also fuer jede Klasse einen Namen. Es ist nun mal notwendig, Dinge, ueber die man sprechen will, mit einer Bezeichnung zu versehen. Vermutlich gibt es in den Sprachen der allermeisten Naturvoelker kein spezielles Wort fuer "Gravitation", auch wenn ihnen die sprichwoertlichen Aepfel genau so auf den Kopf fallen. Wir Physik-interessierten brauchen aber einen Namen fuer die Kraft, und so haben wir sie Gravitation genannt. Was nun die Ursache dafuer ist, wissen wir noch nicht. Augenscheinlich findet sie zwischen massetraechtigen Objekten statt und ist direkt proportional zu eben derer Masse und dem Reziprok des Abstands zum Quadrat. So viel ist der Beobachtung zugaenglich.