Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

Erste Seite  |  «  |  1  |  2  |  3  |  4  |  5  |  6  ...  18  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


1Alexander

58, Männlich

Beiträge: 1233

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von 1Alexander am 02.03.2015 14:04

@Norman

Im gewissen Sinne ist Leben gleich Materie + Musik

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.03.2015 09:03.

Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von Norman am 08.03.2015 22:02

Essai – Psychologische Wahrnehmung

Fallbeispiel
Der Chef schreit die Sekretärin an: „Immer muss man dir alles zweimal sagen, nie hörst du richtig zu. Was du erzählst, klingt sehr nach einer Ausrede."
Die Sekretärin erwidert. „Du siehst überhaupt nicht ein, dass ich auch schauen muss, wie ich meine Arbeit schaffe. Im Augenblick ist keine Besserung in Sicht, daher sehe ich nicht ein, dass ich diese Aufgaben auch noch übernehmen muss."
Eine weitere Angestellte beklagt sich nun: „Ich habe das Gefühl, dass ihr euch gegenseitig nur verletzt, und dabei spürt ihr nicht, wie andere sich durch eure Streitereien fühlen."

Der Inhalt des Streites ist für uns irrelevant, denn schon nach wenigen Sätzen wissen wir, dass die drei Personen aneinander vorbei reden. Doch warum ist das so? Alle drei beschreiben ihre Sichtweise aus ihrem eigenen Repräsentationssystem heraus, nicht ahnen, dass ein jeder von ihnen die Welt anders wahrnimmt. Viele zwischenmenschliche Konflikte beruhen auf solchen Missverständnissen.

Worum es geht; wir nehmen die Welt bewusst über fünf Sinne wahr (unbewusst sind es sogar noch ein paar mehr); sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch). In der Neuropsychologie bezeichnet man dieses Model als VAKOG.

Sehen, hören, fühlen sind unsere drei Hauptsinneskanäle. Eines oder zwei von ihnen bevorzugen wir, wodurch ein anderes vernachlässigt wird. In seltenen Fällen, kommt gibt es auch Menschen, welche den olfaktorischen oder den gustatorischen Sinneskanal bevorzugen. (Das Buch „Das Parfum" von Patrik Süskind ist eine Beschreibung einer olfaktorischen Wirklichkeit.)
Der Chef aus dem Fallbeispiel ist ein auditiver Typ, während seine Sekretärin von visueller Natur ist. Die dritte Angestellte ist kinästhetisch veranlagt. Solchen reinen Stereotypen, werden wir in der Praxis selten begegnen, die meisten Menschen sind Mischtypen. Bei Frauen findet man häufiger Kinästhetinnen, und die Mehrzahl der Männer ist visuell veranlagt. Doch Vorsicht, Ausnahmen gibt es reichlich.

Es gibt verschieden Möglichkeiten herauszufinden, welcher Sinnestyp ein Mensch ist. Dies zeigt sich in der Körpersprache, wie auch an der Kleidung, bzw. Wohnungseinrichtung (Bei Paaren unterschiedlichen Typs, kann es hierbei Spannungen geben). Am leichtesten ist es am Anfang einfach zuzuhören, wie euer Gegenüber seine Welt beschreibt. Visuelle Menschen sprechen oft davon; dass sie etwas klar sehen, es ihnen erscheint, Vorsicht ist geboten...; sie beobachten, bilden Meinungen; sehen, betrachten, schauen zu, usw.

Auditive Personen hingegen artikulieren und fragen sich; sie erwähnen und erzählen; bei ihnen hört man und klingt es, usw.
Kinästhetische sind hingegen wiederum emotional, sie sind ergriffe, bewegt oder auch befallen. Sie fühlen, halten, verrücken, spannen und hasten, der Druck kann ihnen zu viel werden, die Grundlage zu unsicher, usw.

Doch wofür dient uns diese Klassifizierung? Wenn wir erkennen, in welchem Wahrnehmungssystem unser Gegenüber eingebettet ist, dann lassen sich daraus Rückschlüsse über seine Persönlichkeit ableiten, sowie bestimmte Verhaltensmuster vorhersagen. Desweitern sollte man üben, in allen drei Hauptsinneskanälen die eigene Wirklichkeit zu beschreiben. Dann kann man sein Anliegen, im Repräsentationssystem des Gesprächspartners beschreiben, wodurch man besser von ihm verstanden wird, und baut gleichzeitig einen besseren Rapport auf.

Antworten

Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von Norman am 15.03.2015 19:55

Essai – Submodalitäten

Hin- und wieder gibt es wohl im Leben eines jeden Menschen Situationen in denen die Emotionen auf ungezähmte Bahnen empor schwingen. Ob Angst, Frust oder Wut, zu oft bestimmt das emotionale Innenleben unseren Alltag, zu schnell werden wir zu Marionetten der eigenen Gefühlswelt.

Und dennoch müssen wir uns nicht diesem Schicksal ergeben. Es gibt verschiedene Techniken mit denen man seine Emotionen bewusst beeinflussen kann. Eine der effektivsten Methoden, welche ich kenne ist das Arbeiten mit Submodalitäten.

Was sind Submodalitäten? Es ist die Art und Weise wie wir die Welt wahrnehmen, uns an etwas erinnern, oder uns etwas vorstellen. Für gewöhnlich achtet der Mensch auf den Inhalt, und weniger auf die Präsentation seiner Gedanken.

Unser Körper verarbeitet jede Sekunde Millionen von Reizen, und nur eine Hand voll von ihnen können wir bewusst wahrnehmen. Leicht erliegen wir dem Glauben, ein jeder erlebt die Welt gleich, der Einzelne jedoch pickt sich nur seine eigenen Rosinen aus der Realität heraus. Dasselbe Erlebnis kann von zwei Menschen völlig unterschiedlich wahrgenommen werden. Unsere Erinnerung ist keine Momentaufnahme der Wirklichkeit, es ist die fiktive Zusammensetzung unserer geistigen Rosinen. Der eine hat eine positive Erinnerung, welche voller Farben ist und der Betrachter befindet sich mitten drin in diesem Bild. Der andere erinnert sich negativ an die gleiche Situation. In seiner Erinnerung ist das Bild kaum mit Farben gefüllt, fast schon schwarz weiß. Er sieht sich in seinen Gedanken aus der dritten Perspektive, wie auf einer Kinoleinwand, welche sehr weit weg ist. Wir können selbst bestimmen, wie wir uns etwas Vorstellen, und dadurch auch, wie wir die Szene emotional verarbeiten.

Visuell: sehen wir ein Bild oder einen Film im Kopf?; ist es hell oder dunkel?; befinden wir uns im Geschehen?; aus welcher Distanz beobachten wir es?; wie sind die Farben?; wie die Proportionen?

Auditiv: sind die Geräusche laut oder leise?; harmonisch oder disharmonisch?; klar oder stumpf? Ist die Musik/ das Sprechtempo schnell oder langsam?

Kinästhetisch: fühlt man sich leicht oder schwer?; stark oder schwach?; ist es warm oder kalt?; Oberflächen können rau oder glatt sein; weich oder hart?; ist es nass oder trocken?

Hier ein kurzes Anwendungsbeispiel für auditive Submodalitäten: Erinnert euch ein eine Situation, in welcher ihr sehr Aufgebracht wart, am besten eine, welche euch immer noch in Wut/Frustration versetzt. Was denkt ihr gerade? Fasst eure Gedanken kurz in Worte.

Wie habt ihr die Worte in euren Geist gesprochen? Für gewöhnlich ist die innere Stimme bei Wut auch wütend. Wenn das Selbstwertgefühl im Keller ist, dann ist der Selbstmonolog alles andere als gutmütig. Doch wenn man an den gleichen Inhalt mit einer freundlichen, sanften Stimme denkt, dann verändert dies gleichzeitig das emotionale Erleben. Probiert ein bisschen herum, und testet es aus.

Das gleiche Prinzip gilt natürlich für alle Sinneskanäle. Negative Erinnerungen welche einem belasten, sollte man am besten disassoziiert betrachten, und die Bilder weit weg vom geistigen Auge schieben. Positive Gedanken sollten farbenfroh aus der Egoperspektive konstruiert werden. Bei der Variationsvielfalt sind der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wir sind die Schöpfer unserer geistigen Welt.

Doch nicht nur die Gedanken beeinflussen uns, sonder auch all das was uns umgibt. Womit umgibst du dich? Was konsumierst du regelmäßig? Welcher Werte vertreten Mitmenschen?

Wie sieht der morgige Tag in deinen Gedanken aus? Siehst du dich aus der Distanz, oder bist du mitten drin? Ist es ein farbenfroher Tag, oder ist alles grau und trüb? Sind die Worte, welchen den Tag beschreiben traurig und melancholisch, oder fröhlich und besinnlich?

Antworten

Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von Norman am 22.03.2015 17:05

Essai – Über das Lügen

„Du sollst nicht Lügen?", lautet schon eines der 10 Gebote. In allen Kulturen ist das Lügen verpönt, und doch lügt ein jeder von uns regelmäßig. Warum lügen wir überhaupt?

Schon das Weglassen einer Information kann eine Lüge sein, und ein völlig falsches Bild vermitteln. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, wir lassen immer Informationen bei Erzählungen weg. Zum einen da unsere Erinnerung bereits selektiv gefiltert ist, zum anderen kürzen wir den Inhalt zusammen, da wir kaum in der Lage sind, alle Details zu vermitteln.

In erster Linie versteht man unter einer Lüge jedoch eine Falschaussage. Auch hier sollte man differenzieren. Zum einem nach dem Motiv und zum anderen nach der Ethik. Ein Lügner kann vielerlei Gründe haben; vielleicht will er sich einen Vorteil uns gegenüber verschaffen, will sich in ein besseres Licht rügen oder uns manipulieren. Nicht immer sind die Motive selbstsüchtiger Natur, jemand kann auch aus Scham die Unwahrheit sagen, und manchmal lügt man um die Gefühle des nicht anderen nicht zu verletzten. Denn auch die Wahrheit kann weh tun.

Aus der Sicht der Ethik scheint die Sachlage einfacher, schließlich werden die Gebote des Nicht-Lügens schon seit tausenden Jahren gepredigt. Doch muss ein jeder die Wahrheit ertragen, egal wie sehr sie verletzen mag? Ist es verwerflich jemanden anzulügen, weil man Rücksicht auf seine Gefühle nimmt? Wie steht es um die Lüge, welche gesprochen wird um andere Menschen vor Unrecht zu schützen? (z.B. Wenn jemand politisch Verfolgte im 3. Reich versteckte.) Gibt es nicht mitunter Situationen, wo wir moralisch verpflichtet sind zu lügen?

Eine Frage, welche vielleicht viele beschäftigt lautet: „Woran erkenne ich eine Lüge?" Kaum einer mag es belogen zu werden. Gibt es Zeichen, welche die Lüge verraten? Ja, die gibt es, doch mitunter muss man schon sehr genau hinschauen, bzw. zuhören. Auch kommt es auf die Qualität der Lüge an. Man kann sagen, je banaler die Lüge ist, umso einfach fällt es uns diese zu verbergen.

Besonders schwierig ist es bei Menschen, welche es gewohnt sind zu lügen. So gibt es jene, welche ständig in ihren Erzählungen maßlos übertreiben, doch auch sie verraten sich hin und wieder. Mitunter erkennt man sie an ihren extravaganten Bärten. Kleiner Scherz, natürlich sagt der Bart nichts über den Wahrheitsgehalt einer Aussage aus, sonst wären alle Frauen grundehrliche Menschen.

Wenn wir jemand einer Lüge überführen wollen, so prüfen viele nur die Glaubwürdigkeit seiner Aussage. Oft ist es jedoch die Körpersprach, welche einem verpetzt. Leider gibt es keine universelle Geste, welche uns zeigt, dass ein Mensch gerade lügt. Daher empfehle ich folgende Hinterfragung: Passt die Körpersprache zum Gesagten?

Häufig kann man beobachten, dass jemand etwas bejaht und gleichzeitig mit den Kopfschüttelt. Oder jemand berichtet von einem freudigen Ereignis und ist ganz angespannt. Worauf man alles achten kann, würde jetzt den Rahmen Sprengen. Daher verweise ich auf die beiden Pioniere der Lügenforschung, Paul Ekman und Joe Navarro.

Bis auf wenigen Ausnahmen können nur darauf geschulte Menschen eine Lüge aus der Mimik heraus lesen, denn schon in Kindesalter lernten wir diese immer besser zu kontrollieren. Meist sind es Hände und Füße, welche den Lügner verraten. Das ein Lügner keinen Blickkontakt hält ist nur eine Legende, den Blickkontakt brechen wir ab, wenn wir uns schämen oder unsicher sind. Ein Lügner hält in der Regel den Blickkontakt besonders intensiv, da er jede unserer Reaktionen beobachtet, aus Angst, dass wir ihn durchschaut haben.

Ein kleines Anzeichen für ein Lüge, ist das Fehlen der Augenzugangsbewegungen. Wenn wir eine Erinnerung abrufen, dann ist dies an den Augenbewegungen erkennbar, fehlt diese, dann ist er Text einstudiert.

Antworten

1Alexander

58, Männlich

Beiträge: 1233

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von 1Alexander am 22.03.2015 20:14

@Norman
Schönes Thema.

„Du sollst nicht Lügen?", lautet schon eines der 10 Gebote.
Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein. Was drüber ist, das ist von Übel.
Matthaeus 5, 37

Natürlich wird gelogen. Wenn man ehrlich lügt ist das sicherlich kein großes Problem. So sind Menschen nun mal.
Aber das Ausmaß des derzeitigen gesellschaftlichen Lügengebilde, mausert sich zum Großproblem.
Morpheus: "Möchtest du wissen, was genau Sie ist? Die Matrix ist allgegenwärtig, sie umgibt uns, selbst hier ist sie, in diesem Zimmer. Du siehst sie, wenn du aus dem Fenster guckst, oder den Fernseher anmachst. Du kannst sie spüren, wenn du zur Arbeit gehst. Oder in die Kirche, und wenn du deine Steuern zahlst. Es ist eine Scheinwelt, die man dir vorgaukelt, um Dich von der Wahrheit abzulenken." Neo: "Welche Wahrheit?" Morpheus: "Das du ein Sklave bist, Neo. Du wurdest wie alle in die Sklaverei geboren, und lebst in einem Gefängnis, das du weder anfassen noch riechen kannst. Ein Gefängnis für deinen Verstand.


Antworten

Staubkorn
Gelöschter Benutzer

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von Staubkorn am 25.03.2015 21:02

Könnte man daraus nicht einen Motor Basteln ?

Antworten

Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von Norman am 29.03.2015 21:24

Essai - Geplante Obsoleszenz

Wer kennt es nicht, kaum ist die Garantie vorbei und schon gibt das Gerät den Geist auf. Ist es nur ein Zufall? Hat man beim Kauf ein Montagsmodell erwischt?

Zunehmend stelle ich fest, dass gerade neuere Modelle eine immer kürzere Lebensdauer aufweisen. Oft sind es Kleinigkeiten, welche den Defekt verursachen. Aufgrund der Konstruktion ist eine Reparatur unmöglich, bzw. sehr kostspielig. Steckt hinter dem Verschleiß ein System?

1890 wurde in von der Shelby Electrics Company in Ohio eine 60 Watt Glühbirne hergestellt, welche seit 1901 in einer Feuerwache von Livermore hängt, und brennt, und brennt.

Inzwischen schon seit 114 Jahren. Die lange Haltbarkeit der Birnen wurde schnell zu einem Ärgernis für die Industrie; daher beschlossen 1924 die führenden Hersteller von Glühbirnen, die Lebensdauer auf 1000 Stunden zu begrenzen. Dies wurde stichprobenartig überprüft, und Unternehmen, deren Lampen länger brannten, mussten Strafe zahlen. 1942 flog das Phoebus-Kartell auf, und trotz Verbot der Begrenzung, änderte dies nichts an der Eintausend-Stunden-Regel. Inzwischen existieren Patente für Glühbirnen mit einer Betriebsdauer von über 100.000 Stunden, welche nie auf dem Markt kamen.

Ein Produkt, welches nicht verschleißt, schadet der Wirtschaft. Märkte müssen wachsen, und der Konsument soll kaufen, immer und immer wieder. Nichts ist für die Industrie fataler wie ein zufriedener Konsument, welcher glücklich ist mit dem was er hat. Immer mehr soll er haben, nur nie genug. Der Konsument ist zu einem Sklaven seiner eigenen Gier geworden, wie der Esel, welcher der Karotte am Ende der Rute des Kutschers nachläuft. Der Verbraucher jagt einem Trend nach dem anderen hinterher. Am Ende zahlen wir drauf, nicht nur, weil wir uns alle zwei Jahre einen neuen Bildschirm, Computer, Handy, Toaster usw. kaufen müssen, sondern auch, weil wir den Zins für die Umwelt den Kindern und Enkelkindern aufbürden.

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, und ohne Skrupel werden die Ressourcen der Erde an den Finanzöfen der Börse verbrannt. Schon jetzt wächst uns der Müll über den Kopf. Vielleicht noch nicht vor unserer Haustür, doch nur, weil wir den Gestank nicht vor unserer Nase haben, ist er dennoch da. Im Pazifik treibt inzwischen so viel Abfall, dass man schon vom siebten Kontinent spricht: einer 3,4 Millionen km² großen schwimmenden Mülldeponie. In vielen Ländern der Dritten Welt hausen Kinder auf Müllhalden und leben unter den unwürdigsten Bedingungen von dem was wir täglich entsorgen.

Wenn wir unser Konsumverhalten weiter in dieser Art beibehalten, werden möglicherweise schon unsere Enkelkinder das Schicksal der Müllsucher teilen. Und obwohl sich immer mehr und mehr der Problematik bewusst werden, scheint keine Änderung in Sicht. Trotz alledem wünsche ich euch viel Vergnügen beim nächsten Einkauf; der Schrotthändler wartet schon.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.03.2015 15:44.

1Alexander

58, Männlich

Beiträge: 1233

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von 1Alexander am 30.03.2015 08:57

@Norman

Und obwohl sich immer mehr und mehr der Problematik bewusst werden, scheint keine Änderung in Sicht.

Es ist ja nicht nur der Müll. Bei der Produktion werden Unmassen von giftigen Stoffe in der Umwelt entlassen. Das ganze wird sich bis zur Unerträglichkeit zuspitzen. Genau das, ist das kapitalistische System. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ein System, welches sich wissenschaftlichsideologisch mit Evolution rechtfertigt, zwar anpassungsfähig ist, aber zu einer Evolution offenkundig nicht taugt. Dieser Widerspruch wird innerhalb des Idelogiegebäudes gar nicht erkannt.
Dahinter steckt ebenso ein quasireligöses Systetem mit Absolutheitsanspruch. Was sich aus Prinzip für perfekt erklärt, ist über eine Weiterentwicklung erhaben und kann seine Widerspruch gar nicht erkennen

Ich fürchte eine Änderung ist nur durch eruptive Ereignisse möglich. Es gibt keinen anderen Ausweg. Das Alte wird zerschlagen, damit Neues entstehen kann, ehe es zu spät ist. Im besten Fall werden nur Ströme von Blut fließen.

Das Beispiel mit den Glühlampen entlarvt die Lebenslüge des Kapitalismus: die Marktwirtschaft. Es gibt eben nicht die freie Konkurrenz, bei der sich das Bessere durchsetzt, sondern nur die Fiktion davon.

Das schändliche Prinzip ist im Namen enthalten. Kapital steht am Anfang, erst dann werden Märkte beansprucht.
Wettbewerb ist eine Sünde"...
soll John D. Rockefeller gesagt habe, einer der es wußte. Und Phil , ist es keine Religon, wenn Gebote diktiert werden?
Ja hier wird kein Gott angebetet, aber ein goldnes Kalb, um den der Wahnsinn tanzt.
Noch mehr Gebote: Zinsen müssen erhoben, Schulden zurückgezahlt und Verträge eingehalten werden.
Eben nicht.

Es gab nie Glühlampenkonkurenz. Die Glühlampenindustrie wurde mit Kapital aus den Boden gestampft und die Märkte verteilt.
Oft werden die Märkte sogar vorher künstlich erzeugt. Wer brauchte je ein Smartphone? Ja wer braucht je eine Glühlampe? Vor Edison niemand. Und ja, Edison wollte keine Verbesserungen, sondern nur Geld machen.

Es ist ein Wahnsinn, welcher sich selbst antreibt. Im Kapitaleinsatz steckt die Absicht, andere bedingungslos für sich arbeiten zu lassen. Es ist Wahnsinn zu glauben, dass das auf ewig funktioniert. Es ist die Umwelt, welche entscheidet wie lange das System maximal stabil bleiben kann. Nicht die Anzahl der Polizeiknüppel oder die Menge der zu verteiltenden Almosen, welche zuvor abgepreßt wurden.

Obsoleszenz, so rational man sie auch begründen kann, hat doch die Wurzel im böse Prinzip, auf dem Herrschaft erbaut ist. Es ist das moderne Äquivalent zu Stalins Kanalbauten, der Sklaverei oder Stuttgard21. Menschen müssen in Anhängigkeit gehalten werden. Arbeitskraft muß seit 200 Jahren sinnlos verschlissen werden, damit die Menschen nicht erkennen, dass diese Leistungen gar nicht notwendig sind. Glühlampen, welche ewig brennen, erübrigen Glühlampenfabriken und bringen somit das Kapital um die ewige Rendite. Es bleibt leider nur die Wahl zwischen Feuer und Schwert.

Antworten

Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von Norman am 30.03.2015 18:45

Hallo Alexander,

mit dem was du schreibst stimme ich vollkommen überein. Ich bin nicht auf die gesamte Problematik eingegangen, da ich das Essai kurz halten wollte, um andere Menschen schonend auf die Problematik aufmerksam zu machen (Das Essai wurde nicht nur hier veröffentlicht.). Daher habe ich mich vorsichtig heran getastet, und nur auf ein Beispiel von vielen bezogen. Wäre der Text zu lang, weiß ich aus Erfahrung, dass ihn viele gar nicht zu Ende lesen würden.

Antworten

1Alexander

58, Männlich

Beiträge: 1233

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von 1Alexander am 30.03.2015 21:58

@Norman

ich lese deine Essais gern und wollte mich nicht an deinem Thema vergreifen. Es war nur ein guter Aufhänger.
Ich wollte anhand des Glühlampenproblems auf einen grundsätzlichen Missstand hinweisen. Meinen Aufruf zur Revolte bitte ich mal als abstrakt anzusehen. Ich erlaube mir, meine Aussage noch mal zu verdeutlichen. Ich habe heute ein Foto angefertigt, welche das Problem verdeutlichen sollen:

Foto0265.jpg

C&A macht gerade ein Werbekampange. Links oben steht 12 Euro und der Slogan: 100% aus nachhaltigerer Viskose.
Diese Werbung zeigt das Ausmaß des Problems. Es wäre ja noch akzeptabel wenn irgendwelche bekoksten, restlos verkommenen Werbezyniker das fabriziert hätte. Tatsächlich dürfen hier normale Leute bloß ihr Brot verdient habe, welche die Dinge durchaus ähnlich kritisch sehen. Das ganze Plakat ist eine einzige Lüge. Zunächst das glückliche Ethno-Mädchen, welche ein Kleid mit Afrikamotiven trägt. Sie trägt eine Kiste mit Grünplanzen, im Grünen und alles ist natürlich nachhaltig. Die Viskose ist natürlich nachhaltigerer und natürlich 100%. Das ganze ist so schön, dass wir für den Moment vergessen, dass dieses Kleid für nur 12,00 Euro in irgendwelchen Sklavenfabriken hergestellt wird, welche zwar nicht ganz so nachhaltig, glücklich und grün sind, dafür aber sicher ethno. Was für eine Verkommenheit.
Wie will man so eine Fehlentwicklung korrigieren? Mit Produkten für 13 Euro, welche noch nachhaltnachhaltigerer sind? Ich unterstelle ja durchaus, dass C&A sich um Nachhaltigkeit bemüht, aber alle sind irgendwie in diesem System verfangen.

Hier hilft nur noch ein Bildersturm, anders ist das nicht mehr zu kitten. Hier kann nur noch grundsätzlich aufgeräumt werden, wenn sowas niemand mehr ertragen kann und alle Tempel geschleift werden. Inwieweit so etwas ziviliert abläuft, bleibt uns überlassen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.03.2015 22:17.
Erste Seite  |  «  |  1  |  2  |  3  |  4  |  5  |  6  ...  18  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum