Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
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Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von IgorM am 03.09.2012 09:59Ich lese gerade "Die Physik des Nichts" und für mich ist nicht ganz klar:
Raphael, siehst du Asperger Sindrom als Gehirnbaufehler oder als Bildungsproblem? Als qausi etwas, was festverdratet in einem Menschen ist oder, dass dem Menschen einfach nur die falschen Sachen beigebracht wurden und seine Denkweise in gewissen Situalitionen ineffizient ist, und dass diese Denkweise mit gewissen rationalen Bildungsmassnahmen verändert/verbessert werden könnten?
(Mit Bildung ist nicht nur eine Schule gemeint, sondern alles, was ein Mensch um sich hat, quasi alle Ereignisse seines Lebens)
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von Raphael am 03.09.2012 11:40Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich persönlich bin der Meinung, daß es erst einmal einer chemischen und neurologischen Disposition beim Neugeborenen bedarf. Das heißt nicht zwangsläufig, daß es sich um genetische Faktoren handelt. Ich könnte mir auch vorstellen, daß es mit der Ernährung und dem generellen Lebenwandel der Mutter während der Schwangerschaft zu tun hat. Wenn ein Säugling jedenfalls diese Disposition hat und ungüstige Faktoren in seiner Umgebung hinzukommen - damit meine ich vor allem Vernachlässigung und/oder irrationales Verhalten seitens der Eltern - dann rutscht das Kind ins autistische Spektrum ab. Ein großes Problem ist, daß es zum Zeitpunkt des Erkennens der Symptome häufig schon so ist, daß die damit verbundenen neurologischen Defizite in der Struktur des Gehirns verankert sind. Spätestens wenn die neuronale Plastizität des Gehirns eingeschränkt wird - etwa ab dem 7. Lebensjahr - besteht meiner Meinung nach keine reelle Chance mehr, an der autistischen Prägung Grundlegendes zu verändern. Um es also prägnant und mit Deinen Worten auszudrücken: Ich glaube, daß Autismus ein Gehirnbaufehler aufgrund einer Disposition im Zusammenspiel mit Umwelteinflüssen ist und daß daran keine spätere Bildung etwas ändert.
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von IgorM am 03.09.2012 12:53Ok, ich glaube, verstehe deine Sichtweise.
Stellen wir uns eine Situation vor, dass Einstein zu dir gekommen wäre und gesagt hätte: "Raphael, ich habe gehört, du hast für die Physik ein sehr ellegantes System ausgearbeitet, was uns allen helfen könnte. Ich möchte mit meinem ganzen Herzen, dass du mir dein System erklärst bzw. beibringst. Ich bin voll offen dafür. Ich werde mein Bestes geben, um es zu verstehen und zu evaluieren."
Hättest du es den Versuch gemacht? Wie schätzt du deine Erfolgsquote hier?
Winfried
Gelöschter Benutzer
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von Winfried am 03.09.2012 21:30Ich glaube das im Hirn zwei Arten von Rechenprozesse gibt die sich in einer Waage halten, dann ist man Gesund.
Der eine Prozess scheint der Plus Minus Rechnung sehr ähnlich zu sein und der andere Prozess ähnlich einem fratalen rechnen.
Bei meiner arbeit als Therapeut habe ich auch viele Seltsamkeiten erlebt, die für mich den Schluss machen, das wir auch Empfänger und Sender von Informationen sind, wahrscheinlich ist dies ein kosmisches Prinzip.
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von Raphael am 06.09.2012 08:25@IgorM:
Leider kann ich Einsteins Charakter und die Schwere seiner autistischen Erkrankung nicht in solchem Maße einschätzen, um das zu beantworten. Ich hätte wahrscheinlich einen kurzen Versuch unternommen, hätte aber bei früher Erfolgslosigkeit schnell abgebrochen. Man bekommt in der direkten Interaktion sehr zügig mit, ob jemand überhaupt fähig ist, logisch zu denken. Dafür muß man aber das direkte Gespräch haben, was ja nunmal bei Einstein nicht mehr möglich ist.
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von IgorM am 06.09.2012 14:35@Raphael:
Ich glaube, du meinst, dass der Einstein kein Unterschied zwischen Objekt und Konzept verstanden hat.
Ich sehe, dass eher so, dass er den Unterschied nicht gewusst hat. Dabei hat er keine Not gesehen oder es ihm nicht eingefallen, den Untershied zu suchen. Erkläre ihm jemand den Unterschied (dieine exakten Definitionen), würde er das begreifen.
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Ich habe jezt dein Buch fertig. Eine Supersache. Das Buch kommt in meine persönliche Top10 auf alle Fälle. Ich sag auch vielen Dank für deine Definitionen und fürs Aufgenöffnen, was in Hinblick auf diese Definitionen in der modernen Physik passiert. Ich finde auch schön, dass du das ganze Zeug sehr verständlich mit Beispielen erklärst, und ab und zu Witze eingebaut hat. Oft waren mir die Zitate der Physiker zur Wizte geworden. Fazit: Supersache, das Buch muss jedes Kind lesen, damit er den Unterschied zwischen Objekte und Konzepte versteht.
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Das einzige, was ich mich gestört hat, ist das Kapitel "3.11 Einstein, Asperger und Autisten". Das ist für mich wie eine Art Ausrede, "Der Einstein war quasi mental krank und das ist der Grund". Ich glaube ohne einen konstruktiven Vorschlag, wie man diesen Fehler bei den Menschen beheben könnte, passt das nicht ins Buch.
Ich glaube, mann muss das Problem der Entstehung der "abstrakten" Physik mit einem breiteren Auge sehen.
a) Wir haben eine sehr schlechte Bildung (Kinder lernen zu wiederholen und nicht zu denken)
b) Wir haben Geldsystem, was leute zwingt ums Geld zu kämpfen. Und wenn Sie an das Geld gekommen sind, wollen Sie die Position nicht aufgeben.
c) Wir haben veraltetes Wertesystem, dass noch in der Mittelalter ist, obwohl die Wissenschaft schon fortschreitet. Dieses Wertesystem generiert ein Ego in den Menschen, etc.
d) etc.
Somit denke ich, dass RT, QM und ScharzeEnergie etc. auch ohne Einstein in die Welt gekommen wären.
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Auf allen Fälle bin ich froh, dass ich deine Videos, den Film und das Buch kennenlernen dürfte und warte auf weitere "Kunstwerke" von dir. Riesendank!
Dominique
Gelöschter Benutzer
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von Dominique am 30.08.2015 09:10Hallo,
ich find das immer wieder interessant, dass Menschen, die keine Ahnung vom Thema Autismus haben, meinen zu wissen, was Autismus ist und was nicht.
Daher missfällt mir die Darstellung von Herrn Haumann in seinem Buch und die Unterstellung Herr Einstein sei Autist gewesen sehr!
Außerdem ist die Bezeichnung, Autismus sei eine Erkrankung definitiv falsch.
Raphael schrieb:
"Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich persönlich bin der Meinung, daß es erst einmal einer chemischen und neurologischen Disposition beim Neugeborenen bedarf. Das heißt nicht zwangsläufig, daß es sich um genetische Faktoren handelt. Ich könnte mir auch vorstellen, daß es mit der Ernährung und dem generellen Lebenwandel der Mutter während der Schwangerschaft zu tun hat. Wenn ein Säugling jedenfalls diese Disposition hat und ungüstige Faktoren in seiner Umgebung hinzukommen - damit meine ich vor allem Vernachlässigung und/oder irrationales Verhalten seitens der Eltern - dann rutscht das Kind ins autistische Spektrum ab. Ein großes Problem ist, daß es zum Zeitpunkt des Erkennens der Symptome häufig schon so ist, daß die damit verbundenen neurologischen Defizite in der Struktur des Gehirns verankert sind. Spätestens wenn die neuronale Plastizität des Gehirns eingeschränkt wird - etwa ab dem 7. Lebensjahr - besteht meiner Meinung nach keine reelle Chance mehr, an der autistischen Prägung Grundlegendes zu verändern. Um es also prägnant und mit Deinen Worten auszudrücken: Ich glaube, daß Autismus ein Gehirnbaufehler aufgrund einer Disposition im Zusammenspiel mit Umwelteinflüssen ist und daß daran keine spätere Bildung etwas ändert."
Selten so einen Stuss gelesen!
Dominique
Gelöschter Benutzer
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von Dominique am 30.08.2015 09:30PS: Ebenfalls erstaunlich.
Einerseits Autismus verteufeln und Menschen mit Asperger-Syndrom/Autismus abwerten, aber andererseits Menschen mit Autismus feiern!
Beispiel?
Vera F. Birkenbihl war Autistin!
Dr. Hans Asperger war Autist!
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von 1Alexander am 30.08.2015 11:30@Dominique
Ich kann nicht erkennen, wer verteufelt wurde. Aber kein Problem. Versuche bitte nicht nur deine Meinung kundzutun, sondern biete alternative Sichtweisen an. Anderseits ist es nur subjektives Rumgeschimpfe.
Dominique
Gelöschter Benutzer
Re: Asperger Sindrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?
von Dominique am 30.08.2015 14:22Hallo,
warum gibt es hier keine Zitat-Funktion neben "Antworten"? Nun gut.
Zum Thema.
1. Was mir oft auffällt ist, dass es eine heutige, moderne Macke zu sein scheint, jedem sog. "Sonderling" gleich Autismus zu unterstellen, ohne zu wissen, was Autismus überhaupt ist. Man liest 1 bis 2 Seiten zu dem Thema und meint, Bescheid zu wissen.
2. Ich denke nicht, dass weder Herr Haumann noch die hier Anwesenden wissen, was Autismus überhaupt ist, geschweige denn wie viele unterschiedliche "Arten" es von Autisten gibt, dass bspw. Asperger-Syndrom ein Synonym für Autismus ist (genauer gesagt, es ist eine mittlerweile veraltete Bezeichnung für eine gewisse "Art" von Autist aus dem großen Autismus-Spektrum-Störung, ASS, wie es heutzutage genannt wird).
Sehr bedenklich finde ich die Aussage von Herrn Haumann, dass er meint, Autisten hätten Schwierigkeiten mit Konzepten und können nur in Bildern denken. Definitiv falsch!
Er bezieht sich in seinem Buch lediglich auf die Aussage von Temple Grandin, die in ihren Büchern nur ihre Wahrnehmung beschreibt. Sie kann nicht für alle Autisten sprechen, sondern nur für sich selbst.
Es mag durchaus Menschen mit Autismus geben, die Schwierigkeiten mit Konzepten haben oder nur in Bildern denken können. Die Vielfalt von Menschen mit Autismus ist genau so groß, vielschichtig und bunt wie derer Menschen ohne Autismus.
Dabei fällt mir ein, kennt hier ein Anwesender einen Menschen mit Autismus aus persönlicher Erfahrung? Wenn nein, wäre ich mit Werturteilen, Aussagen, etc. zu diesem Thema sehr vorsichtig.
"Asperger-Syndrom - Gehirnbaufehler oder Bildungsproblem?" -- weder noch.
Außerdem empfinde ich solche Frage als absolut sinnlos. Autisten wie Nichtautisten existieren. Punkt. Debatte beendet.
http://www.zeit.de/gesellschaft/2013-05/leserartikel-autismus-vorurteile