Memetik
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Memetik
von meimuna am 27.09.2011 15:36Was sind Meme?
Meme sind Elemente einer Kultur, die nicht auf genetischem Wege, sondern durch Imitation (Nachahmung) weitergegeben werden. Auf dieser Grundlage entwickelte Susan Blackmore eine Theorie der kulturellen Evolution, in der Meme eine analoge Rolle spielen wie die Gene in der Darwinschen Theorie der biologischen Evolution. Aus dem Wettstreit der Meme um die weiteste Verbreitung lassen sich solche Phänomene wie die Entwicklung des überdimensionierten menschlichen Gehirns, der Entwicklung der Sprache, des Altruismus und des Internet erklären und Erscheinungsformen des menschlichen Bewusstseins ableiten.
So wie in der biologischen Evolution die Gene mit ihrer Variabilität, ihrer Selbstreproduzierbarkeit und ihrer Selektierbarkeit die Träger des evolutionären Algorithmus sind, können in der kulturellen Evolution des Menschen die Meme als die Träger dieses Evolutionsalgorithmus betrachtet werden. Auf der Basis ihrer Variabilität und Vielfalt, ihrer Stabilität, ihrer exakten Kopierbarkeit und ihres Charakters als symbolische Anweisungen können die Meme für die Kultur die analogen Funktionen wie die Gene für die Organismen übernehmen. Das hat zur Folge, dass solche kulturellen Gepflogenheiten in der Gesellschaft selektiert werden und sich durchsetzen, deren Meme am leichtesten von den Menschen aufgenommen werden, die sich schnell, leicht und exakt kopieren lassen und die eine schnelle Weitergabe auf Grund ihrer Eigenschaften fördern und somit den Wettlauf mit weniger "erfolgreichen" Memen bezüglich ihrer Verbreitung in der Gesellschaft gewinnen.
Das Thema ist sehr umstritten und es gibt leider nicht viel zu finden dazu dennoch habe ich ein paar grundlegende Begriffserklärungen gefunden :
Begriffe aus der Memetik:
Auto-toxisch:
Gefährlich für sich selber. Hochgradig auto-toxische Meme sind normalerweise selbst limitierend, da sie die Zerstörung ihres Wirtes fördern. Beispiele: Jim Jones Meme, Mem-Komplexe für militärische Indoktrination, sog. Martyrer-Meme.
Belohnungs-Komem:
Siehe Köder
Drohung:
Der Teil eines Mem-Komplexes, der Gehorsam verlangt und Falschreplikationen verhindert. (Ewige Verdammnis ist in vielen religiösen Schemas ein Drohungs-Komem.) (Siehe Köder, Haken, Impfmem.)
Exo-toxisch:
Gefährlich für andere. Hochgradig exo-toxische Meme fördern die Zerstörung von wirtsfremden Personen, insbesondere Träger von Konkurrenz-Memen. Beispiele: Nationalsozialismus, die Inquisition, Pol Pot. (Siehe Mem-Allergie.)
Glaubensraum:
Da eine Person jeweils nur mit einer endlichen Anzahl Memen infiziert sein kann, und da eine Person auch nur eine endliche Anzahl Meme weitergeben kann, ist der Glaubensraum limitiert. Meme evolvieren im Wettbewerb um Nischen im Glaubensraum von Individuen und Gesellschaften.
Haken :
Der Teil eines Mem-Komplexes, der dessen Weiterverbreitung fordert. Oft ist der Haken besonders effektiv, wenn er nicht explizit ausformuliert wird, sondern die logische Konsequenz des Mem-Gehaltes ist. (Siehe Köder, Drohung.)
Histamem:
Siehe Impfmem.
Ideosphäre:
Das Gebiet der memetischen Evolution, so wie die Biosphäre das Gebiet der biologischen Evolution ist. Die Gesamtheit der Memetischen Ökologie. Die Gesundheit einer Ideosphäre kann über ihre memetische Diversität gemessen werden.
Immunodepressor:
Alles, welches die memetische Immunität einer Person reduziert. Verbreitete Immunodepressoren: Reisen, Orientierungslosikgeit, physische und emotionale Erschöpfung, Unsicherheit, emotionaler Schock, Verlust von Heim oder Geliebten, Zukunftschock, Kulturschock, Isolationsstress, unbekannte soziale Situationen, gewisse Drogen, Einsamkeit, Entfremdung, Paranoia, wiederholter Kontakt mit gewissen Memen, Respekt vor Authorität, Verdrängung und Hypnose (Ausschaltung der kritischen Urteilskraft). Missionare von Kulten suchen sich ihre Opfer oft an Flughäfen und Busbahnhöfen, da Reisende oft unter dem Einfluss einiger dieser Immunodepressoren stehen. (Siehe Kult.)
Immuno-Mem:
Siehe Impfmem.
Impfmem:
Ein beliebiges Meta-Mem, welches Resistenz oder Immunität gegen ein Mem oder mehrere Meme verleiht, so dass eine Person diesen Memen ausgesetzt werden kann, ohne infiziert zu werden. Auch Immuno-Mem genannt. Oft auftauchende Immunität-verleihende Meme sind Glaube, Loyalität, Skeptizismus und Toleranz. (Siehe Mem-Allergie.) Jedes Schema enthält ein Impfmem, welches vor rivalisierenden Memen schützt. Beispiele:
Konservatismus:
automatischer Widerstand gegen alle neuen Meme.
Orthodoxie:
automatische Ablehnung aller neuen Meme.
Wissenschaft:
prüfung neuer Meme auf theoretische Konsistenz und (falls anwendbar) empirische Wiederholbarkeit; kontinuerliche Überprüfung alter Meme; Annahme neuer Schemas mit dem Vorbehalt zukünftiger Überprüfung.
Radikalismus:
Annahme eines neuen Schemas, Ablehnung aller anderen Schemas.
Nihilismus:
Ablehnung sowohl neuer als auch alter Schemas.
New Age:
Annahme neuer und alter ästhetisch wirkendender Meme, unabhängig von empirischer (oder sogar interner)
Konsistenz; Ablehnung anderer Meme. (Man beachte, dass dieses Impfmem nicht sehr viel Schutz verleiht.)
Japanisch:
Anpassung (von Teilen) neuer Schemen an alte Schemen.
Infektion:
Erfolgreiche Kodierung eines Memes im Gedächtnis einer Person. Eine memetische Infektion kann entweder aktiv oder inaktiv sein. Bei einer inaktiven Infektion ist das Opfer nicht motiviert, das Mem an andere Personen weiterzugeben. Bei einer aktiven Infektion ist das Opfer motiviert, weitere Personen zu infizieren. Fanatisch aktive Wirte sind oft Membots oder Memoide. Eine Person, welche dem Mem ausgesetzt war, und sich nicht (bewusst oder unbewusst) an das Mem erinnern kann, ist nicht infiziert. (Ein Wirt kann tatsächlich unbewusst infiziert werden und ein Mem auch unbewusst weitergeben. Viele soziale Normen werden so weitergegeben.)
Manche Memetiker haben Infektion mit einem Mem als ein Synonym für Glauben an ein Mem verwendet (dh. nur wer an das Mem glaubt, ist infiziert, wer nicht daran glaubt ist nicht infiziert). Dies ignoriert die Tatsache, dass man ein Mem weitergeben kann, ohne daran zu glauben. Lieder, Witze und Vorstellungen sind Meme, welche den Glauben nicht als Infektionsstrategie verwenden.
Infektionsstrategie:
Eine memetische Strategie, welche die Infektion eines Wirtes begünstigt. Witze begünstigen eine Infektion, da sie lustig sind, Melodien, indem sie verschiedene Emotionen wecken, Slogans und Werbesprüche, indem sie prägnant sind und kontinuierlich wiederholt werden. Weit verbreitete Infektionsstrategien sind Opfer und Täter, Todesangst und Gruppenzugehörigkeit. In einem Mem-Komplex ist der Köder oft für die Infektionsstrategie von zentraler Bedeutung. (siehe Replikationsstrategie, Mimikry.)
Köder:
Der Teil eines Mem-Komplexes, der dem Wirt einen Vorteil verspricht (meistens als Belohnung für die Verbreitung des Mem-Komplexes). Der Köder rechtfertigt normalerweise die Verbreitung des Mem-Komplexes (ohne diese jedoch explizit zu fordern). Der Köder wird auch oft als Belohnungs-Komem bezeichnet. (In vielen Religionen ist die Rettung der Köder oder die versprochene Belohnung und Sagt es weiter der Haken. Desweiteren sind Ewiges Glück, Sicherheit, Wohlstand oder Freiheit auch weit verbreitete Köder-Komeme.) (Siehe Haken, Drohung; Infektionsstrategie.)
Komem :
Ein Mem, welches in Symbiose mit anderen Memen koevoluiert ist und mit diesen einen Mem-Komplex bildet. Auch Symmem genannt.
Kult :
Aus Membots oder Memoiden aufgebauter Soziotyp eines auto-toxischen Mem-Komplexes. Mögliche Charakteristika eines Kultes: Selbstisolation einer infizierten Gruppe (oder zumindest der neu rekrutierten Mitglieder), Hirnwäsche durch wiederholte Kontakte (diese induzieren Abhängigkeitsverhältnisse), Reduzierte genetische Funktionen (Zölibat, Sterilisation, Entwertung der Familie) zugunsten von Vermehrung (Missionieren) und Führer-Verehrung ("Persönlichkeitskult").
Mem :
Ein ansteckendes Informationsmuster, welches sich vervielfältigt, indem es Menschen symbiotisch infiziert und ihr Verhalten ändert, so dass sie das Muster weiterverbreiten. (Der Begriff wurde von Dawkins geprägt, in Analogie mit Gen.) Slogans, Werbesprüche, Melodien, Ideogramme, Erfindungen und Moden sind typische Meme. Eine Idee oder ein Informationsmuster ist erst ein Mem, wenn es jemanden dazu veranlasst, es zu replizieren, es jemandem mitzuteilen. Jegliches weitergegebene Wissen ist memetischer Natur. (Siehe Mem-Komplex).
Mem-Allergie :
Eine Form von Intoleranz; ein Zustand, der eine Person normalerweise extrem reagieren lässt, wenn sie einem spezifischen semiotischen Stimulus ausgesetzt wird (ein Mem-Allergen). Exo-toxische Mem-Komplexe lösen typischerweise gefährliche Mem-Allergien bei ihren Wirten aus. Oft müssen hierfür die eigentlichen Mem-Allergene nicht anwesend sein. Alleine ihre Wahrnehmung kann eine Reaktion auslösen. Bekannte Mem-Allergien sind beispielsweise Homophobie, paranoider Anti-Kommunismus, Pornophobie. Weit verbreitete Formen mem-allergischer Reaktionen sind Zensur, Vandalismus, ausfallende Beleidigungen, physische Gewalt.
Membot :
Eine Person, die jeden Moment ihres Lebens der Weitergabe eines Memes widmet. (So wie viele Zeugen Jehovas, Hare Krischna Anhänger, Scientologen.) Wegen internem Wettbewerb tendieren die lautstärksten und extremsten Membots dazu, in den Hierarchien ihrer Soziotypen an die Spitze aufzusteigen. Ein selbstzerstörerischer Membot ist ein Memoid.
Memetik :
Das Studium von Memen und ihren sozialen Auswirkungen.
Memetiker:
Jemand, der in der Memetik tätig ist.
Ein memetischer Ingenieur.
Memetisch :
Mem-artig.
Memetische Drift:
Akkumulierte Falschinterpretationen; memetische Mutationsrate oder Evolution. Geschriebene Texte verzögern tendenziell die memetische Drift von Dogmen .
Memetischer Ingenieur :
Jemand, der bewusst mittels Mem-Spleissen und Mem-Synthese Meme herstellt, welche das Verhalten anderer Leute beinflussen sollen. Typische memetische Ingenieure sind die Authoren von Manifestos und Werbung.
Mem-Komplex :
Ein Satz von sich gegenseitig fördernden Memen. Durch Koevolution haben diese Meme eine symbiotische Beziehung zueinander aufgebaut. Religiöse Dogmas, soziale Bewegungen, Stilrichtungen in der Kunst, Traditionen und Bräuche, Kettenbriefe, Paradigmen, Sprache, usw. sind Mem-Komplexe. Diese werden auch M-Plex oder Schema genannt . Komeme, welche oft in einem Schema auftreten: Köder, Haken, Drohung, Impfung.Ein erfolgreiches Schema hat üblicherweise gewisse Attribute: Eine breite Anwendbarkeit (das Paradigma erklärt vieles), es bietet den Trägern Gelegenheiten zur Teilnahme und zum Mitmachen, es ist von der eigenen evidenten Wahrheit überzeugt (es hat Authorität), es bietet Ordnung und einen Gefühl für den eigenen Platz im Leben. So hilft das Schema, ein drohendes Gefühl der Sinnlosigkeit zu verdrängen. )
Memoid :Eine Person, deren Verhalten so stark von einem Mem beinflusst ist, dass das eigene Überleben bedeutungslos wird. (Beispiele: Kamikaze-Piloten, shiitische Terroristen, Jim Jones Anhänger, Soldaten). Wirte und membots nicht zwingenderweise Memoide. (Siehe auto-toxisch, exo-toxisch.)
Memplex :
Siehe Mem-Komplex.
Mem-Pool :
Die Gesamtheit aller Meme, welche einer Kultur oder einem Individuum zugänglich ist. Sprachen lernen und Reisen sind Methoden, um das eigene Mem-Pool zu vergrössern.
Memotyp:
Der tatsächliche Informationsgehalt eines Memes, im Unterschied zu dessen Soziotyp.
Eine Klasse von ähnlichen Memen.
Meta-Mem : Ein Mem über Meme (z.B. Toleranz, Metaphor).
Meta-Mem :
Das Konzept der Meme, welches selber auch wieder ein Mem ist.
Millennium Mem :
Eines der im Moment epidemischen Meme, welches Katastrophen für das Jahr 2000 voraussagen. Beispiele: Die Schlacht von Armageddon, FIXME: the Rapture, das tausendjährige Reich Jesu, etc. Das Mem des "Anbrechenden Neuen Zeitalters" ist eine überreligiöse Version davon. (Auch Endmem genannt.)
Mimikry :
Eine Infektionsstrategie, mittels der ein Mem versucht, die Semiotik eines anderen erfolgreichen Memes zu imitieren. Beispiele: Pseudowissenschaften (Kreationismus, UFOlogie), Pseudorebellion (Heavy Metal), Subversion mittels Fälschungen :
Ohrwurm :
Eine Melodie oder Harmonie welche einen Population rasch infiziert. (Rheingold); ein Hit. (Beispielsweise Don't Worry, Be Happy.)
Opfer und Täter :
Eine von Mem-Komplexen oft benutzte Infektionsstrategie, welche den potentiellen Wirt als Opfer darstellt und dessen Unsicherheit ausnützt. Beispiel: The Bourgoisie unterdrückt das Proletariat. Oft gefährlich toxisch für Wirt und Gesellschaft. Auch Wir-und-die-Anderen Strategie genannt. (Siehe auch Utismus).
Replikationsstrategie :
Eine memetische Strategie, welche von einem Mem verwendet wird, um den Wirt dazu zu bringen, das Mem an andere Leute weiterzugeben. Das Haken Komem eines Mem-Komplexes.
Retromem :
Ein Mem, welches versucht, sich in einen existierenden Mem-Komplex hineinzuspleissen. Beispiel: Marxisten/Leninisten, welche andere Soziotypen vereinnahmen.
Ruhend :
Momentan ohne menschlichen Wirt. Ägyptische Hieroglyphen und die Gnostik sind Beispiele für tote Schemas, welche für Jahrtausende in versteckten oder unübersetzbaren Texten ruhen können, um dort ihrer Reaktivation durch moderne Archäologen zu harren. Manche obsolete Meme kommen nie völlig zur Ruhe; beispielsweise die Phlogiston Theroie, welche sich ganz einfach von einem Glauben in eine kuriose Randnotiz der Geschichte verwandelte.
Schema :
Siehe Mem-Komplex.
Soziotyp:
Der soziale Ausdruck eines Memotyps, genauso wie der Körper eines Organismus' der physische Ausdruck (der Phänotyp) der Gene (des Genotyps) ist. Insofern ist also die protestantische Kirche ein Soziotyp des Memotyps der Bibel.
Eine Klasse von ähnlichen sozialen Organisationen.
Symmem :
Siehe Komem.
Toleranz :
Ein Meta-Mem, welches gegen eine breite Palette von Memen (und ihren Soziotypen) Resistenz verleiht, ohne eine Mem-Allergie zu bewirken. In seiner pursten Form erlaubt Toleranz es dem Wirt, sich wiederholt Rival-Memen auszusetzen, ohne Infiziert zu werden und ohne eine Mem-Allergie einzufangen. Dies gilt sogar für intolerante Rival-Meme. Toleranz ist in einer breiten Palette von Schemas ein zentrales Komem, insbesondere bei Demokratie oder Liberalismus. Ohne Toleranz wird ein Schema oft exo-toxisch und verleiht seinem Wirt eine Mem-Allergie. Da Schemas in einem endlichen Glaubensraum im Wettbewerb zueinander stehen, ist Toleranz nicht unbedingt ein positives Merkmal. Toleranz koevoluierte in der Ideosphäre auf eine ähnliche Art und Weise wie sich Kooperation in biologischen Ökosystemen entwickelt hat.
Utismus :
Utismus ist die englische Verkürzung von us-versus-them-ism (Wir-und-die-Anderen-ismus). Dogmatisches festhalten an einem Vorstellungssystem kann im jeweiligen Anhänger eine Wir-gegen-die-Anderen Mentalität hervorrufen. Die Wir Gruppe besteht aus den Leuten, welche unsere Vorstellungen teilen, die Anderen teilen Vorstellungen, welche mit den unsrigen im Konflikt stehen.
Vektor :
Medium, Methode oder Vehikel für die Transmission von Memen. Fast jedes Kommunikationsmedium kann als memetischer Vektor dienen.
Wirt :
Eine Person, welche erfolgreich von einem Mem infiziert worden ist. Siehe Infektion, Membot, Memoid.
Zensur :
Jeglicher Versuch, mittels Elimination der entsprechenden Vektoren die Ausbreitung eines Memes zu behindern. Zensur entspricht somit dem Versuch, mittels Insektiziden die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Zensur kann ein offensives Mem nie vollständig ausmerzen; Zensur kann sogar durch die Elimination milderer Formen eines Memes die Ausbreitung der virulentesten Stämme des Memes fördern.
hier sind noch zwei Videos die zum Thema passen.
Vera F. Birkenbihl - Viren des Geistes
http://www.youtube.com/watch?v=XY60DBP4UQk
Markus Roder - Vortrag zum Thema "Memetik"
http://www.youtube.com/watch?v=jfhPmupKwLE
Re: Memetik
von Raphael am 03.10.2011 07:13Den Birkenbihl-Vortrag, den Du verlinkt hast, habe ich schon vor ein paar Monaten angesehen. Er ist sehr interessant, da Birkenbihl ganz gut darin ist, Experimente aus der Verhaltensbiologie so zu präsentieren, daß man einen sinnvollen Nutzen daraus schlagen kann. Ihre Methoden für altersgerechtes Lernen finde ich nicht schlecht. Und was sie über "Viren des Geistes" und Denktabus erzählt, ist etwas, daß meine Arbeit direkt betrifft, da ich ja in gewisser Weise versuche, neue Viren, neue Ideen und Perspektiven, zu vermitteln. Ihre Vortrag kann ich somit allen empfehlen.
Anders sieht es bei Markus Roder aus. Sein Vortrag bietet eigentlich einen schönen Gegensatz zu Birkenbihls. Auch er stützt sich auf äußerst interessante Erkenntnisse der Verhaltensbiologie, aber nicht, um neues Verständnis und eine Verbesserung menschlichen Miteinanders zu bewirken, so wie Birkenbihl es sicherlich will. Ihm geht es darum, wie man am effektivsten manipulieren kann, wie man Leute dazu bringt, irgend einen unnützen Quatsch zu kaufen. Das ist für mich durchaus eine verwerfliche Angelegenheit. Und neu ist es in der Reklameindustrie beileibe nicht. Man denke nur an Edward Bernays, der so ziemlich als erster die Erkenntnisse der Psychoanalyse anwendete, und zwar für Propaganda- und Reklamezwecke. So etwas ist aus meiner Sicht zumindest moralisch zweifelhaft
Wenn ich mir die angegebenen Definitionen ansehen, muß ich zur Memetik allgemein sagen, daß ich persönlich das Gefühl bekomme, daß die Metapher der "Viren des Geistes" viel zu weit getrieben wird. Ja, es ist eine gute bildliche Darstellung, um die Verbreitung von Ideen anschaulich zu machen. Aber Ideen sind keine Viren. Für mich riecht das nach Verdinglichung, und auch ein wenig nach einer sozialdarwinistischen Übertragung von biologischen Gesetzen auf die menschliche Geisteswelt. Hier scheint sich eine Metapher mal wieder selbständig gemacht zu haben.
Re: Memetik
von meimuna am 03.10.2011 20:01Du hast mit deinen Gefühl recht . Mann sollte eine Verdinglichung vermeiden weil es ein falsches Bild liefert . Meme haben genau wie Gene keine Gefühle oder Interessen sonder sind zwei Replikatoren und unterliegen Gesetzen .
Re: Memetik
von Raphael am 05.10.2011 17:39Gene sind echte Objekte, nämlich Abfolgen von Nukleotiden. Sie unterliegen den Regeln der Chemie und, fundamentaler, den Regeln der Physik. Meme sind keine Objekte. Sie unterliegen nicht den Regeln der Physik. Es gibt daher schon einen Unterschied zwischen Genen und Memen. Man sollte nie vergessen, daß die Memetik keine "harte" Wissenschaft ist, sondern in den Bereich der Philosophie gehört, die sich mit Ideen beschäftigt. Ich sehe aber in der Memetik den Versuch, hier in Anlehnung an die Genetik argumentieren zu wollen. Und damit habe ich Probleme, denn das ist genau, was der Sozialdarwinismus auch immer wollte.
Re: Memetik
von meimuna am 06.10.2011 19:35Ich denke nicht das Gene Obektie sind weil sie eine Abfolgen von Nukleotiden sind . Man würde auch nicht sagen das Iden Obiekte sind weil sie aus einer Struktur von Neuronen bestehen . Ich meine das alles aus den gleichen Naturgestzen enstanden ist und alles mit rechten Dingen zugeht . Der Sozialdarwinismus wollte nicht bezwecken , das können höchsten Menschen wenn man davon ausgeht das Sie einen freien Willen haben was ich nicht glaube . Der Sozialdarwinismus und die Memetik haben viel gemein wobei man mit der Memetik auch Dinge beantworten kann wo man mit dem Sozialdarwinismus an die Grenzen stößt . Ich weis das die Memetik keine " harte " Wissenschaft ist aber man muss dazu sagen das sie noch in den Kinderschuhe steckt . Ich bin ganz deiner Meinung wenn du sagst das man Irreales und Reales strikt trennen soll . Ich finde dieses Thema sehr interessant und werde es weiter verfolgen .
Re: Memetik
von Raphael am 07.10.2011 13:04Du weißt ja, daß meine Definition von "Objekt" folgende ist: Das, was Form hat. Ein Objekt muß in einer Zeichnung, einem Foto oder einem Modell darstellbar sein. Also hier:
(aus: Wikipedia, Artikel: Gen)
Definitiv ein Objekt. Einen Gedanken oder eine Idee kann man hingegen nicht darstellen, da beides keine Form hat. Die Genetik beschäftigt mit der Weitergabe von Genen und ihren Funktionen. Die Memetik beschäftigt sich mit der Verbreitung von Ideen. Dies sind sehr unterschiedliche Gebiete. Uninteressant wird die Memetik dadurch natürlich nicht. Aber sie so zu verstehen wie die Genetik und ihre Fachbegriffe an der Genetik auszurichten, kann meiner Meinung nach schnell zu Problemen (z. B. Verdinglichungen) führen.
Re: Memetik
von meimuna am 07.10.2011 14:26Ich verstehe deine Sorge . Es ist nicht verwundelich das neue Dinge auf alten aufbauen . Es gibt viele Analogien zwischen Memetik und Genetik das liegt aber daran das sie beide den Gesetzten der Selektion unterliegen . Ich denke schon das eine Ide oder Meinung ,Vorstellung etc. eine Form hat . Ich glaube nicht das etwas was es nicht gibt ( keine Form hat ) die Realität beeinflussen kann. Jetzt stellt sich halt die Frage aus was ist ein Gedanke und genau darin liegt das Problem . Gedanken bestehen zwar aus Neuronen oder sonstigen Teilen der Gehirn aber wir wissen nicht nach welchen Schema . Bei jeden Menschen ist die Strucktur die den selben Gedanken zum Ausdruck bring anders und deshalb kann man zwar sagen das ein Gedanke eine Strucktur aus der echten Welt ist aber nicht wie diese Strucktur aussieht. Im letzten schluss muss man sagen das Alles denn Naturgesetzen aus dem es entstanden ist unterliegt .