Harald Lesch erklärt Plasma
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Jannik
Gelöschter Benutzer
Harald Lesch erklärt Plasma
von Jannik am 30.11.2012 15:00Zunächst solltet ihr etwas über Harald Lesch wissen:
Lesch wuchs als Gastwirtssohn im Stadtteil Nieder-Ohmen der Gemeinde Mücke in Hessen auf.[1] Nach seinem Abitur 1978 an der Theo-Koch-Schule Grünberg in Grünberg (Hessen) studierte Lesch Physik und als Nebenfach Philosophie zunächst an der Justus-Liebig-Universität Gießen, dann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er sein Diplomstudium 1984 abschloss („Solar Wind Interaction with the Interstellar Medium"; dt. „Sonnenwind-Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium"). 1987 promovierte er zum Dr. rer. nat. am Max-Planck-Institut für Radioastronomie zum Thema „Nonlinear Plasma Processes in Active Galactic Nuclei" (= „Nichtlineare Plasmaprozesse in aktiven galaktischen Kernen"). In den Jahren 1988 bis 1991 war er Forschungsassistent an der Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl. Er war von 1991 bis 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. 1992 war er Gastprofessor an der University of Toronto. 1994 wurde er an der Universität Bonn habilitiert (Habilitationsschrift: „Galactic Dynamics and Magnetic Fields"; dt. „Galaktische Dynamik und Magnetfelder").
Harald Lesch ist verheiratet und hat einen Sohn. - Wikipedia
Lange Zeit dachte ich Herr Lesch habe nicht allzu viel Ahnung von Plasmen, bis ich diese Kurzbiographie auf Wikipedia las. Bis lang beruhte meine Annahme darauf, dass er in seinen Fernsehmonologen selten bis gar nicht von Plasmen sprach. Immer ging es um Gravitation etc. Als ich dann aber auf dieses Video stieß, indem er vieles beschreibt, das auch in Raphaels Präsentationen Verwendung findet, wunderte ich mich wieso er diese ganzen Dinge weiß und wieso er ihnen trotzdem eine so geringe Wertigkeit zuspricht. Wieso hält er immer noch an schwarzen Löchern etc. fest wenn er über die Existenz des Plasmas und seine Fähigkeiten bescheid weiß?
Video: http://www.youtube.com/watch?v=6dzJqmcx3ao
Er spricht von Stromflüssen zum galaktischen Zentrum einer Galaxie und sieht dann noch die Notwendigekeit eines schwarzen Loches. Außerdem glaubt er Galaxien erhalten ihre Form und Bewegung durch Kollisionen mit anderen Galaxien.
Außerdem weist er auch auf die Materiejets eines Quasars hin und glaubt anscheinend trotzdem, dass sie rotieren.
Ich werde nicht schlau aus ihm..
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von ar-iomar am 30.11.2012 16:01Vielleicht ist Lesch einfach ein Opportunist.
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von ar-iomar am 30.11.2012 16:32Ich habe mich eine Weile mit Kirchengeschichte befasst. Mich interressierte, wie es möglich war (und ist), dass Menschen trotz umfassender wissenschaftlicher Bildung an einem Gottesbild festhielten und es immer noch tun. Ich gebe zu, ich habe das bis heute nicht verstanden. Und noch weniger als ich las, dass gerade die Kirche nicht immer der große Hemmer war, sondern oft der Neuerer und sogar Förderer. Man muss den Glauben und die Person von der Institution trennen. Viele Päpste wussten sehr wohl, wie die Welt funktioniert. Ich meine hier, in den jeweiligen Parametern ihres Jahrhunderts. In der Vatikan-Bibliothek stehen mehr wissenschaftliche Werke, als in mancher großen Uni. Das hat natürlich zum einen den Grund, das die Kirche immer wissen musste, was um sie herum geschieht. Aber es ging ihr auch tatsächlich um einen gewissen Fortschritt. Leider wird das manchmal sehr verzerrt dargestellt. Der Vatikan hatte zum Beispiel die ersten Teleskope und später die ersten Telefone usw. Als Marconi das Telefon - entschuldigt, ich sage mal erfand, ließ der Vatikan sich sofort damit ausrüsten. Als man Alexander III. (12. Jh.) erzählte, man habe eine fliegende Hexe gesehen, meinte er: "So ein Unsinn. Menschen können nicht fliegen". Die Doctores und die Wissenschaftler des 16., 17. und 18. Jahrhunderts sahen das offenbar anders. Dass sich das nicht viel geändert hat, kann man beispielsweise an den USA sehen, wo viele Gelehrte die Erde immer noch... Aber wem erzähle ich das? Wie dem auch sei. Herr Lesch reiht sich vielleicht einfach in die lange Schlange jener ein, die einen bestimmten Punkt nur studieren, um ihn später widerlegen zu können. Das würde mich nicht wundern.
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von ar-iomar am 30.11.2012 16:47kleiner Nachtrag
Der Philosoph und Humanist Montaigne (16.Jh.) brachte seine umfangreichen Schriften auch auf den Index Librorum. Als er später den vatikanischen Zensor kennenlernte, hatte er die Gelegenheit der Erklärung. Der Zensor sah ein, dass viele seiner Ansichten lediglich auf einem Missverständnis von Montaignes Schriften beruhte. Also nahm er dessen Bücher wieder vom Index herunter. Dieser Vorfall ist vermutlich nur deshalb selten geblieben, weil er nicht an der Sturheit der Beteiligten scheiterte.
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von Hannes am 07.12.2012 17:28Es könnte schon sein, dass er einfach nur ein Opportunist ist, aber vielleicht gefällt ihm als Gottgläubigem und damit Idealisten der Urknall als Wunder und eine Art Gottesbeweis zu gut, als das er ernsthaft davon lassen könnte.
Siehe http://www2.evangelisch.de/themen/religion/harald-lesch-ich-bin-vom-scheitel-bis-zur-sohle-protestant9736
Dazu noch eine Prise Opportunismus und ein gutes Salär als Fernsehprofessor, das vielleicht im Falle des Abweichens vom Mainstream samt Beschäftigung verloren gehen könnte. Die Sendung, bei der er sich über das "müde Licht" lustig machte, war auf jeden Fall besonders schlecht, voll von Ignoranz, Intoleranz und Eiferertum.
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von ar-iomar am 08.12.2012 10:21Ja, Hannes, ich denke, wir können uns hier einigen. Ich verstehe es ebenso wenig wie du, weshalb sich ein Mann seines Bildungsgrades derart entblößte. Selbst wenn er die Meinung über das "müde Licht" nicht teilt, war seine fast inquisitorische Ignoranz unpassend. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm ein persönliches Anliegen war, derart zu stänkern, was mich nach den Grund fragen lässt.
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von Hannes am 09.12.2012 14:02Ja, vielleicht fühlt er sich durch die Kritik alternativer Ansätze am Urknallmodell einfach in seinem Weltbild bedroht, ahnt vielleicht auch, dass etwas mit den eigenen Vorstellungen nicht stimmen kann und wird daher umso gereizter. Es könnte auch ein Interesse von Fachkollegen oder Vorgesetzte im Fernsehen sein, die ihn darauf "angesetzt" haben. Oder aber er ist so von sich überzeugt, dass er alle "Abweichler" für "Cranks" hält, die es im Namen der Wissenschaft zu bekämpfen gelte, da diese sonst Schaden nehmen könnte. Wir können darüber leider nur spekulieren. Auch ich verwundere mich wie Jannik darüber, wie ein Wissenschaftler, der über ein Plasma-Thema promoviert hat, tiefere Einsichten verwehrt zu bleiben scheinen.
Allerdings sind Theorie und Praxis oft zweierlei. So frage ich mich, ob er jemals einen praktischen Bezug zur Arbeitsweise z.B. von Plasmatechologien hatte und deren Ergebnisse mit eigenen Augen gesehen hat. Noch zu DDR-Zeiten hatte ich das Privileg und Glück (was ich damals aber nicht so empfunden habe, denn ich wollte endlich in die Semesterferien) im Edelstahlwerk Freital bei Dresden 3 Wochen lang im Vakuumstahlwerk ein Praktikum zu absolvieren. Dort wurde nach einer Technologie von Manfred v. Ardenne mittels einer Plasmasäule im technischen Vakuum im Elektronenstrahl-Mehrkammerofen Edelstahl zwecks Qualitätserhöhung (z.B. für Einsatz im Weltall) umgeschmolzen. Ich habe die hochqualifizierten Beschäftigten für meinen (natürlich als "vertraulich" eingestuften) Praktikumsbericht befragen müssen und sehr lange die so genannten Fehlerkataloge oder Fehleratlanten studiert. Die dort als "Werkststofffehler" mit Fotos aufgelisteten Fehler bzw. Fehlergruppen sahen aus "wie vom Mars". Ich meine damit es gab Rillen (technisch "Nachlaufrillen" genannt), Einzelkrater, Kraterketten, Krater in Rillen, "elektrische Spinnen", seltsame Bänder oder Maserungen und andere "Fehler" am Werkstoff Stahl in s/w-Bildern zu sehen, so wie man sie heute von allen möglichen Fotos von felsigen Himmelskörpern sattsam kennt. Leider scheint diese 50er/60er Jahre-Technologie von Ardenne Ender der 90er nach Neuinvestitionen mit abgeschafft worden zu sein. Ich frage mich aber, ob Prof. Lesch so etwas jemals gesehen hat. Dann kommt man an Plasma und seinen Wirkungen nicht mehr vorbei!
Entschuldigung für die längere Abschweifung ins persönliche.
Norman
Gelöschter Benutzer
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von Norman am 09.12.2012 14:16Ich denke, dass du mit deinen Gedanken wahrscheinlich richtig liegst. Zwei Menschen, welche sich mit derselben Thematik beschäftigen, können dies auf recht unterschiedliche Art und Weise machen. Einer befasst sich mehr mit der Theorie und der Andere mehr mit der Praxis. So können sehr unterschiedliche Ansichten entstehen.
Danke für die Hintergrundinformationen.
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von ar-iomar am 10.12.2012 10:54Danke, Hannes, für deine interessante Erläuterung. Meister Lesch kommt mir manchmal so vor wie der scheuklappige Heisenberg, der nicht einsehen wollte, dass z.B. Oppenheimer mit angewendeter Physik mehr erreichen konnte, als er selbst mit reiner Theorie.
Re: Harald Lesch erklärt Plasma
von Hannes am 12.12.2012 08:19Ja, hat Heisenberg nicht sowieso den Weg der theoretischen Physik eingeschlagen, weil er in angewandter Physik keine guten Noten im Studium hatte? Glaube mich daran zu erinnern, sowas gelesen zu haben.
Und ansonsten noch zum Thema Fernsehprofessor Lesch. Er müßte mal zu einer Sendung mit dem folgenden Titel "dienstverpflichtet" werden: "Gravierende Schwächen des Urknallmodells - eine ehrliche Analyse"!
Oder vielleicht auch zum Thema "Gewaltige Elektrische Stromflüsse im Universum und ihre Konsequenzen für unser kosmologisches Weltbild".
Wäre gespannt, was er dann tuen bzw. erzählen würde, wenn ihm das Fernsehen so etwas vorgibt.