Pay-walls und teure Artikel... Abhilfe existiert!

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Phil

44, Männlich

Beiträge: 662

Pay-walls und teure Artikel... Abhilfe existiert!

von Phil am 15.02.2016 14:51

Hallo zusammen!

Ihr kennt mich wahrscheinlich eher als verfechter des Mainstreams und seiner Institutionen denn als seinen Gegner. Ich habe hier und dort auch schon Kritik am Establishment geäußert, aber ich möchte hier etwas ansprechen, was mir schon immer ein Dorn im Auge war: Pay-Walls.

Für diejenigen, die nicht wissen, was eine Pay-Wall ist: In dem, was ihr wohl als Mainstreamwissenschaft bezeichnen würdet, werden Arbeiten an Journals gesendet. Diese geben sie weiter an andere (anonyme) Wissenschaftler aus dem gleichen Fachgebiet (wichtig ist, dass der Forscher das Thema versteht und kennt). Diese sogenannten Reviewer korrigieren die Arbeit und senden anonymes Feedback, welches von Ablehung des Artikels über Major und Minor Revisions bis hin zu Accepted (extrem selten!) reichen kann. Wichtig ist hierbei, dass echte Fehler enthalten sein müssen. Ein Reviewer kann einen Artikel nicht ablehnen, weil er ihm nicht in den Kram passt. Das das nur in einer perfekten Welt zu 100% klappt, ist mir bewusst, aber diese Problematik möchte ich hier nicht ansprechen, hier geht es um etwas anderes.

Die Forscher werden hierbei meistens aus Steuergeltern bezahlt. Die Reviewer korrigieren die Arbeiten unentgeldlich nebenher. Viele tun das beispielsweise am Wochenende oder gar neben dem Mittagessen, ohne etwas dafür zu bekommen. Sie werden noch nicht einmal erwähnt, lediglich ein Dank an anonyme Reviewer findet sich am Ende eines Artikels. Die Forscher bezahlen dann das Journal, damit ihre Arbeit veröffentlicht wird. Wer die Arbeit lesen will, bezahlt ebenfalls das Journal. Diese letzte Bezahlung ist die sogenannte Pay-Wall. Artikel, welche nicht gratis verfügbar sind, werden als "Artikel hinter Pay-Walls" bezeichnet.

Mir ist absolut bewusst, dass das Formatieren der Artikel und das Suchen von Reviewern Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt. Ich verstehe auch, dass das Bereitstellen von Servern und Webseiten Geld kostet. Was ich absolut nicht einsehe, ist, dass Forschung von einer aus Steuergeldern bezahlten Universität für den Steuerzahler nicht öffentlich zur Verfügung steht!

Das nächste Problem ist, dass einige Journals und Publisher (Elsevier, I'm looking at you!) extrem überzogene Preise verlangen oder das Kaufen von absurden Bündeln verlangen. Selbst Forscher an großen Universitäten haben teilweise keinen zugriff auf aktuelle Forschungsergebnisse - teils sogar ihre eigenen! Es gibt diverse Möglichkeiten, um die Pay-Wall zu umgehen. Eine eher umständliche Methode ist das Kontaktieren der Forscher. So gut wie keiner wird es verweigern, ein PDF seines Artikels zu mailen, sollte sich jemand mit Interesse melden. Es gibt Onlineforen, wo Forscher von wohhabenderen Institutionen Papers für andere herunterladen und weitergeben - was ich auch hier immer wieder anbiete. Warum? Weil ich der Meinung bin, dass Forschung für jeden zugänglich sein muss, der sich dafür interessiert, aus welchem Grund auch immer.

Selbst wer den "Mainstream" aufs härteste beschimpft und durch den Dreck zieht, verdient Zugriff auf seine Ergebnisse, sei es nun, um sich überzeugen zu lassen, sie zu widerlegen oder einfach nur Zitate aus dem Kontext zu reißen und ein Arschloch zu sein - Zugriff muss gegeben sein! Auch wenn es nur sehr selten der Fall sein wird, was ist, wenn der nächste Galileo oder Einstein oder Newton wirklich aus mainstreamkritischen Gruppe stammt? Dann soll er gefälligst alles lesen können, was er widerlegen oder ersetzen will. Selbst wenn dieses Unterfangen eine Million mal misslingt, an einer Pay-Wall soll und darf es nicht ein einziges mal scheitern.

Ich weiß nicht, wieviele von euch diese Seite bereits kennen, aber mir war sie bis heute neu:
http://sci-hub.io/

Man hat Zugriff auf beinahe 50 Millionen kostenpflichtige Artikel, und zwar gratis!

Diesen interessanten Artikel möchte ich auch ebenfalls nicht vorenthalten:
http://bigthink.com/neurobonkers/a-pirate-bay-for-science

MfG
Phil

Antworten

1Alexander

58, Männlich

Beiträge: 1233

Re: Pay-walls und teure Artikel... Abhilfe existiert!

von 1Alexander am 15.02.2016 18:40

@Phil

Dein PayWallSchema ist eine dufte Methode um Wissen exlusiv zu halten bzw. diese Fiktion zu erzeugen.  Außerdem ist es ein prima Dressurmethode. Ein Ritual, getarnt als Bezahlung. Ein Clubzugang. Inhalte nebensächlich. Man muß sich unterwerfen, um mitmachen zu dürfen. Ich wette 95% der Zugänge werden institutionell bezahlt, als Gratifikation für Schreibtischbesitzer.

Du wirst doch jetzt nicht etwa rebellisch?

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.06.2017 09:05.

Phil

44, Männlich

Beiträge: 662

Re: Pay-walls und teure Artikel... Abhilfe existiert!

von Phil am 16.02.2016 00:21

@1Alexander:

Dein PayWallSchema ist eine dufte Methode um Wissen exlusiv zu halten bzw. diese Fiktion zu erzeugen. Außerdem ist es ein prima Dressurmethode. Ein Ritual, getarnt als Bezahlung. Ein Clubzugang. Inhalte nebensächlich. Man muß sich unterwerfen, um mitmachen zu dürfen. Ich wette 95% der Zugänge werden institutionell bezahlt, als Gratifikation für Schreibtischbesitzer.
Es ist vor allem ein Mechanismus, der ärmere und Istitutionslose sogar davon ausschließt, die Sachen auch nur zu lernen. Ich kenne übrigens kaum einen Wissenschaftler, der sich nicht darüber aufregt, und die meisten in meinem Institut versuchen entweder Open-Access (sofort gratis) oder Open-Access nach drei Jahren zu pulbizieren. Das Problem in der Meteorologie ist aber, dass das "beste" Journal, also jenes, das am meisten zitiert und gelesen wird, folgende Politik hat:
The cost for OnlineOpen is US$3,000, members of the Royal Meteorological Society pay a 20% discounted rate of $2400, which can be paid by the author, the author's funding agency, or the author's institution.
Wenn ich also mit den besten publizieren will UND frei verfügbar sein will, dann muss ich irgenwoher 3000 Dollar auftreiben, eine bodenlose Frechheit. In diesem Fall geht es um das Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society, kurz QJRMS oder QJ.

Du wirst doch jetzt nicht etwa rebellisch?
In dieser hinsicht bin ich es bereits und war es immer schon und das gleiche trifft auf einen Großteil der Wissenschaftler zu, die ich kenne. Nicht umsonst wird ein gesamter Verlag von tausenden Forschern und mehreren Universitäten boykottiert. Von solchen Dingen hört man halt außerhalb der Mainstreamforschung nur wenig, wenn man nicht sehr genau sucht.

@Rico:
Um mit den Worten dieser Liga zu sprechen: ...auch einer verirrten Seele Kent Hovind kann, wie den Urknallpatrioten, durch aufzeigen des Plasmaversums geholfen werden.
Das wäre in der Tat eine große Verbesserung für Mr. Hovind.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.02.2016 00:22.

1Alexander

58, Männlich

Beiträge: 1233

Re: Pay-walls und teure Artikel... Abhilfe existiert!

von 1Alexander am 16.02.2016 01:15

@Phil

Nicht umsonst wird ein gesamter Verlag von tausenden Forschern und mehreren Universitäten boykottiert.
Mögen Blitze auf sie niederschlagen!

Antworten

Phil

44, Männlich

Beiträge: 662

Re: Pay-walls und teure Artikel... Abhilfe existiert!

von Phil am 16.02.2016 01:55

Mögen Blitze auf sie niederschlagen!
Hey... hetze nicht das EU gegen uns auf :[

Antworten

Darius

46, Männlich

Beiträge: 249

Re: Pay-walls und teure Artikel... Abhilfe existiert!

von Darius am 17.02.2016 09:52

Vielen Dank, Phil!
Der Sci-Hub ist neben http://sci-hub.io/ alternativ auch über http://sci-hub.bz/ erreichbar.

Antworten

« zurück zum Forum