Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

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jENSmensch
Gelöschter Benutzer

Re: Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von jENSmensch am 14.12.2012 13:51

Hallo Norman,

ja den Zustand den Du da meinst kenne ich auch. Ich finde eigentlich den etwas altertümlichen Ausdruck "großes Mysterium" ziemlich passend. Und dein Gedicht beschreibt es recht treffend, find ich gut. Wobei ich den Gedanken an ein Nicht-Sein radikal verworfen habe. Den gibt es sozusagen nicht mehr bei mir. Der hat sich in der Erkenntnis, dass es sinnlos oder sogar behindernd ist, daran denken zu wollen, manifestiert. 

Ich bin auch bei der Suche nach Wahrheit dazu übergegangen, sie nur begrenzt zu begreifen. Die Physik ist ja nun schon länger an dem Punkt, wo die Grenzen verschwimmen. Aber trotzdem kann man die althergebrachte Physik immer noch praktisch anwenden und weh tut es auch noch, wenn mir ein Hammer auf den Fuß fällt. Also sind die allgemeinen Gesetze der Mechanik usw. durchaus Wahrheit und Wirklichkeit. Nur ist es wohl auch eine Wahrheit, dass die inneren Prozesse nach ganz anderen Gesetzen (was ist schon Schmerz?) verlaufen und die Wirkprozesse ganz anders sind. Man kann also begrenzte Wirkbereiche finden, in denen Wahrheiten gelten. Nur die allerwenigsten Wahrheiten sind allumfassend.

Wahrheit kann man als einen subjektiven (subjektiv wahrgenommenen) Teil der Wirklichkeit betrachten. Kommt also immer auf den Betrachter bzw. die Perspektive an. Insofern ist eine Wahrheit das ich, was (sich auch selbst) wahrnehmen kann. Ich bin, ist eine Wahrheit die gegeben sein muss, damit eine Fragestellung danach überhaupt möglich ist. Löst sich das ich auf, was bei so einer Erfahrungen mehr oder weniger üblich ist, dann verschwimmen die Wahrnehmungen und so auch die Wahrheit.

Zum Ego habe ich mal gesagt: Das Ego lässt zu. Die Doppeldeutigkeit, also 'zu lassen' im Sinn von geschehen lassen, aber auch von verschlossen halten, ist so gewollt.

Die Sprache ist da tatsächlich ein Problem, sie begrenzt die Kommunikation und auch unser Denken. Unser Gehirn ist auf Kommunikation ausgerichtet und so beruht auch ein Teil des Verständnisses darauf. Es gibt zum Glück aber auch noch Bilder, Symbole und andere Möglichkeiten der Darstellung.

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ar-iomar

55, Männlich

Beiträge: 126

Re: Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von ar-iomar am 14.12.2012 12:22

Deine Vielseitigkeit erstaunt mich, Norman.
Das Thread hier geht schon recht tief auf und in die Philosophie ein. Beim Thema Ego, was jENSmensch anspricht, kommt mir spontan die Bemühung der meisten buddhistischen Philosophen in den Sinn, die genau auf die Frage des Ego einwirken wollen. Die meisten Koan, die paradoxen Lehrsprüche also, schaffen durch ihre Unmöglichkeit einer logischen Lösung, die Befreiung vom Ego.
Interessant ist vielleicht auch der Bezug auf die Leere in den buddhistischen Fünf Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Leere), die von den Griechen ganz ähnlich verstanden wurden, nämlich: Luft, Feuer, Wasser, Erde und, je nach Interpretation, auch Äther. Im Daoismus hingegen lauten die Elemente: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Das wäre vielleicht ein spannendes Thema für einen eigenen Thread.

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Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von Norman am 13.12.2012 22:55

Die Kernaussage meiner Abhandlung könnte man auch so zusammenfassen. „Die Wahrheit ist, dass es keine Wahrheit gibt" Dies ist natürlich ein Paradoxon, ich gehe davon aus dass es keine zeitliche oder räumliche Grenze in der Wirklichkeit gibt, die Grenzen existieren nur in unseren Kopf. Wir können diese Grenzen immer wieder erweitern, indem wir uns Wissen aneignen.

Die Sprache mit der wir die Welt erklären ist auch eine Grenze.

 

Das Problem habt ihr selbst schon genannt. Das Ego. Um Zugriff auf das universelle Wissen zu bekommen, muss man die Objektivität des Egos überwinden und zwar vollständig. Der Trick ist der, man denkt nicht 'ich UND die Welt', sondern man denkt 'ich BIN die Welt'. Ich BIN Wahrheit und ich BIN Wirklichkeit.

Hier würde mich interessieren ob dies ein philosophischer Gedanke von dir ist, oder ob du von einer Erfahrung berichtest.

Die Geschichte ist voll von Menschen, welche von einem Zustand berichten, bei dem die zeitliche und räumliche Trennung zwischen Körper und Umgebung sich auflöst. Ich empfehle dir dazu das Buch von Theo Fischer, ich werde es gleich mit bei den Buchempfehlungen mit einstellen.

Wenn ich diesen Zustand nicht selbst erlebt hätte, würde ich vielleicht dieses als Absurdum abtun. Doch vor einigen Jahren hatte ich genau einen solchen meditativen Zustand erlebt. Es ist fast unmöglich dies mit der Sprache zu beschreiben, man muss es schon in Metaphern umschreiben. Deine Beschreibung oben klingt so, als ob du diesen Zustand auch erlebt hast.

Laotse beginnt in Daodejing mit:

道可道,
非常道。
名可名,
非常名。

und begründete damit den Daoismus. Doch findet man in fast allen Kulturen Hinweise dafür, auch hier in Europa.

Ich habe damals einen Vers geschrieben, mit dem ich diese Erfahrung und die Erkenntnis daraus beschreiben wollte. Ich werde diesen Vers von damals hier unverändert einstellen, auch wenn ich damit wahrscheinlich gegen alle Axiome des Forums verstoße:

Über den Sinn des Seins

Alle Dinge haben eine Form.
Doch ist es das Formlose,
was den Geschöpfen ihre Gestalt gibt.
In ihrem stätigen Wandel,
beschreiten sie den Pfad der Ewigkeit.
Denn die Vergänglichkeit ist von Dauer.
Nennt man es Groß, so ist es Klein.
Nennt man es Klein, so ist es Groß.
Denn es besitzt keine Form.
Chaos erzeugt Struktur,
Struktur erzeugt Ordnung,
Ordnung bringt Chaos hervor.
Sein und Nicht-Sein erzeugen einander.
Wer etwas schön nennt,
muss anderes als hässlich bezeichnen.
Wer sich des Guten erfreut,
der wird schlechte Tage erleben.
Worte können niemals das ganze erfassen.
Wer über Gegensätze klagt,
der weis nicht, dass Gegensätze einander erzeugen.
Das Männliche sehnt sich nach dem Weiblichen,
das Weibliche sehnt sich nach dem Männlichen.
Das Hohe betrachtet man aus der Tiefe,
das Tiefe betrachtet man aus der Höhe.
Alles sehnt sich nach Einheit.
Einheit erzeugt Getrenntheit.
Getrenntheit ist dem Ursprung nach eins.
Getrenntheit entsteht im Geiste des Egos.
Wer am Ego festhält, findet den Tod.
Wer das Ego abwirft, erlangt Unsterblichkeit.
Das kleine Ich geht einher mit dem Großen,
es gibt kein Getrennt-Sein mehr.
So findet man das Schöne im Hässlichen,
das böse im Guten.
Wer dieses Gesetzt verinnerlicht,
dem kann kein Leid wiederfahren.

Wer den Ursprung in Worten sucht,
wird in Ungewissheit sterben.
Was es ist, dass alle Dinge hervor bringt,
gebraucht keinen Verstand.
Man kann es einen Namen geben,
aber nicht beim Namen rufen.
Man kann es umschreiben,
aber nicht benennen.
Wie Wasser gibt es allen Geschöpfen einen Platz zum leben,
ohne etwas dafür zu fordern.
Man kann es erleben,
und doch niemanden mitteilen.
Man kann es nicht greifen,
und doch ist es in allem verborgen.
Es weilt an keinen Ort,
und doch ist es allgegenwertig.
Es ist schwach, und doch allmächtig.
Es hat weder Anfang noch Ende.
Es wirkt ewig, hat aber keine Absicht.
Und weil es wirkt ohne zu handeln,
so nennt man es den Ursprung.
Wer sich an Vergänglichen klammert,
der wird bald Verlust erfahren.
Wer sich als etwas Getrenntes sieht,
der wird ewig in Zwietracht leben.
Wer auf das Wohl des anderen schaut,
wird nur sein eigenes Leid erkennen.
Wer materielles nicht schätzt,
braucht das Leben nicht zu fürchten.
Wer seinem Ich keine Bedeutung schenkt,
dem ist der Tod nicht Feind.
Darum suche danach in der Stille.
Im Nicht-Sein ist es verborgen.
Diejenigen die Ruhe finden,
werden eins mit der Ewigkeit.

 

Auf das Thema Bewusstsein gehe ich noch ein anderes mal ein, da es mir sonst heute zu viel wird. Bin auf jeden fall gespannt, wie die Diskusion weiter verläuft.

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jENSmensch
Gelöschter Benutzer

Re: Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von jENSmensch am 13.12.2012 12:30

Hallo Norman,

ZA "Gibt es eine universelle Wahrheit oder ein verborgenes Wissen? Ein Wissen, mit dem, wenn es uns zukommen würde, wir alles verstehen würden?" ZE

Einfache Frage, einfache Antwort: Ja.

Das Problem habt ihr selbst schon genannt. Das Ego. Um Zugriff auf das universelle Wissen zu bekommen, muss man die Objektivität des Egos überwinden und zwar vollständig. Der Trick ist der, man denkt nicht 'ich UND die Welt', sondern man denkt 'ich BIN die Welt'. Ich BIN Wahrheit und ich BIN Wirklichkeit.

Es ist also viel weniger ein Weg des Lernens, als des persönlichen Weiterkommens. Glauben muss man gar nichts, für möglich halten bringt es viel mehr!

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Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von Norman am 14.11.2012 00:08

Nachtrag zum Essai:

Aufgrund einiger Anfragen möchte ich meine Ausführungen noch etwas vertiefen.

Ich gehe davon aus, dass das „Universum" unendlich ist. Zum einem unendlich im Bezug auf dem Raum. Raum ist für mich die Distanz zwischen mindestens zwei Objekten. Zwei Objekte können sich immer weiter voneinander entfernen. Ich sehe keinen Grund, warum es eine Maximal-Distanz geben soll. Es gibt ja auch keine allergrößte Zahl auf die man nichts mehr addieren kann.

Das Konzept Zeit können wir nicht wahrnehmen, da es genauso wenig existiert wie das Konzept Raum. Alles was wir wahrnehmen sind Veränderungen unserer Umwelt. In einem theoretischen begrenzten Universum, in welchen es keinerlei Bewegungen gibt, kann man auch keine Zeit messen. Unsere Zeitwahrnehmung ist abhängig von der Informationsmenge, welche wir aufnehmen können. Eine Fliege kann ca. vierzig Mal so viele Bilder in einer Sekunde verarbeiten wie wir. Daher bewegen wir uns aus der Perspektive einer Fliege in Zeitlupe. Wenn du das nächste Mal eine Fliege erschlagen willst, dann nähere dich ihr so langsam wie möglich, in ihrer Realität stehst du dann nämlich still. Und erst wenn sich deine Hand auf ca. 10 cm genähert hat, schlage schnell zu. Könnten Seesterne uns sehen, so würden wir uns in Zeitraffergeschwindigkeit an ihnen vorbei bewegen.

Das gleiche gilt auch für scheinbare Naturgesetze die wir entdecken. Beispiel Gravitation. Wir unterstellen dem Konzept „Universum" das die Gravitation ein Gesetz ist, welches den Objekten vorschreibt wie sie sich zu verhalten haben. Es muss jedoch eine Ursache geben, welche auf die Objekte einwirkt. Alles was wir über die Gravitation wissen, ist ihre Wirkung. Die Ursache wurde noch nicht entdeckt. Ein Naturgesetz ist das Wissen über ein bekanntes Phänomen (Wirkung), deren Ursachen wir einfach nur noch nicht kennen. Würden wir alle Ursachen kennen, dann bräuchten wir auch keinerlei Naturgesetze.

Würden wir die Ursache für die Gravitation finden (ich nenn dies der einfach halber Mal „Ursache A+B), dann würde sich die Frage stellen, was die Ursache für die „Ursache A+B" ist. In einem unendlichen System, ist auch die Kausalitätskette unendlich. Demzufolge geht jeder Ursache eine andere Ursache voraus.

Auch bei Objekten ist dies der Fall, wenn wir uns mit derer Beschaffenheit befassen. Zuerst müssen wir herausfinden, woraus das Objekt besteht. Irgendwann kommen wir zu den Atomen. Demokrit hatte schon im 4. Jahrhundert v. u. Z. die Vorstellung, dass die Welt aus kleinen unteilbaren Objekten zusammengesetzt ist. Doch wenn man Atome untersucht, merkt man, dass diese wiederum aus irgendwelchen Bestandteilen bestehen. In einem unendlichen System, gebe es auch endlose Möglichkeiten ein Objekt zu teilen. Wie es keine allergrößte Zahl geben kann, kann es auch keine kleinste geben. In einem unendlichen System kann man immer noch etwas hinzufügen, und auch immer weiter etwas zerkleinern. Nur die Beschaffenheit unserer physikalischen Körper und unserer technischen Möglichkeiten schränken uns ein.

Um das Problem der Unendlichkeit zu umgehen, fügte man die Planck-Skala ein. Dies ist aber nur eine erdachte Skala, welche über keinerlei physikalische Relevanz verfügt. Vielleicht werden wir auch technisch niemals in der Lage sein, Objekte unterhalb der Planck-Skala nachzuweisen. Wenn demnach ein Objekt in der kleinsten Größenordnung der Planck-Skala in kleinere Teile zerfällt, dann löst sich dieses Teilchen aus der Sicht des Beobachters in „Nichts" auf. Umgekehrt, setzten sich Teilchen unterhalb der Planck-Skala zu einen größeren zusammen, so scheint es aus der Sicht des Beobachters, als ob dieses Teilchen aus dem „Nichts" entstünde. Für einen Physiker muss das Treiben auf der Planck-Skala ein wildes Durcheinander sein. Teilchen verschwinden und entstehen im „Nichts", scheinbar bewegen sich zwischen zweit Punkten ohne zwischenschritte, oder können sogar an zwei Orten gleichzeitig sein. Wenn man davon ausgeht, dass sich die Teilchen nicht weiter Teilen können, muss man sich Konzepte wie „Dimensionen/Hyperräume" erschaffen, worin die Teilchen verschwinden können.

Um ein System zu verstehen, muss man alle Bestandteile kennen. Demnach kann man nur geschlossene Systeme verstehen. Wenn das „Universum" unendlich ist, dann können wir unmöglich alle Bestandteile kennen. Da auch die Menge der Informationen über die Welt, welche wir aufnehmen können sehr stark limitiert ist, können wir niemals alle Ursachen der uns bekannten Wirkungen erforschen. Die „Konstruierte Wirklichkeit" in unserem Gehirn ist ein geschlossenes System, da die Menge seiner Information aus den physikalischen Bestandteilen seiner Masse besteht. Daher sind wir meiner Ansicht nach schon physikalisch überhaupt nicht in der Lage ein unendliches System zu verstehen.

Wir können wahrscheinlich die Ursachen vieler Phänomene in der Zukunft aufklären, welche wir heute noch nicht verstehen. Aber mit Sicherheit nicht alle. Daher erscheinen mir die ganzen Diskusionen, wer denn nun recht hat, als sehr unsinnig. Niemand kann die „Wahrheit" kennen, wir alle können uns nur irren.

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ar-iomar

55, Männlich

Beiträge: 126

Re: Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von ar-iomar am 09.11.2012 13:57


Ich bewundere deine Art des Denkens. Du vermittelst nicht nur trockene Fakten, sondern erzählst sehr unterhaltsam. Es ist mir ein Vergnügen, deine Beiträge zu lesen. Bei diesem hier habe ich mich köstlich amüsiert.  

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Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von Norman am 08.11.2012 21:56

Hallo Darius,

danke für deine Ergänzung, im Großen und Ganzen stimm ich deinen Ausführungen zu. Es gibt ein Buch von Richard Dawkins „Das egoistische Gen" dies könnte auch mit in diese Thematik passen (Ich habe es selber nicht gelesen.)

Das die DNA ein bestimmtes Ziel verfolgt, dass glaube ich weniger. Ich sehe in der DNA mehr eine Ansammlung von Information, welche sich in erster Linie am Leben erhalten „möchte". Eine wirkliche Weiterentwicklung findet demnach nicht statt. Es gibt Arten die schon sehr viel länger existieren als die Dinosaurier und sich seit über einhundert millionen Jahren so gut wie nicht mehr verändert haben. Die DNA scheint aber über eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit zu verfügen. Aufgrund der immer komplexeren Lebensbedingungen entwickelten sich immer komplexere Arten.

Wir erliegen leicht dem Trugschluss, dass der Mensch die am höchsten entwickelte Art auf diesen Planeten ist. Aber das ist nur eine Frage der Perspektive.

Gedankenspiel: Eine Außerirdische hoch entwickelte Spezies findet den Planeten Erde, und versucht nun mit deren Bewohnern in Kontakt zu kommen. Das dürfte sich als sehr Schwierig erweisen. Wir haben schon sehr große Probleme bei der Kommunikation mit Walen. Und diese sind sogar Säugetiere. Das Mathematik eine universelle Sprache ist, halte ich für sehr fraglich. Auch wenn uns dies die meisten Physiker einreden wollen. Aber vielleicht haben wir Glück und die Außerirdischen beherrschen bereits Latein. Die Außerirdischen könnten sich aber auch völlig anders entwickelt haben. Wir können noch nicht einmal voraussetzen, dass sie über Schallwellen kommunizieren.

In meinem Fallbeispiel geht die erste Kontaktaufnahme von den Außerirdischen aus. Dafür müssen die Außerirdischen erst einmal herausfinden, welche Arten auf unseren Planeten am weitesten entwickelt sind. Nach gründlicher Untersuchung aller Arten, entscheiden sie sich für drei Favoriten. Zum einen schauen sie, welche Art am dominantesten und am weitesten Verbreitet ist. Ihre Wahl fällt auf die Ameise. Dann prüfen sie welche Art die besten Voraussetzungen erfüllt, um auf anderen Planeten zu überleben. Dies scheinen die Pilze zu sein, ihre Pollen können sogar die Erdatmosphäre verlassen.

Und dann prüfen sie welche Art am intelligentesten ist. Dabei entscheiden sie sich für das Getreide. Diese Pflanze hat es tatsächlich geschafft sich ein Nutztier zu halten. Allein hätte diese Pflanze sich nicht gegen ihre Artgenossen durchsetzen können. Nun bringt sie dieses Tier dazu, auf den ganzen Planeten gigantische Felder anzubauen. So konnte sie sich weiter entwickeln. Sie bietet ihrem Nutztier Nahrung im Überfluss, so dass es Sesshaft werden konnte und andere Fähigkeiten entwickelte, welche dem Getreide nützlich waren. Nun hat das Getreide seine DNA nicht nur künstlich erweitert, vielleicht bringt das Getreide sein Nutztier sogar dazu, auf andere Planeten zu reisen und das Getreide dort weiter zu verbreiten.

Was die Wahrheit ist, hängt immer von der Perspektive ab, mit der man sie betrachtet.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 08.11.2012 21:56.

Darius

46, Männlich

Beiträge: 249

Re: Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von Darius am 08.11.2012 19:22

Es sind knallharte, aber wahrhafte Erkenntnisse, Norman. Und mögen sie unserer Selbstverliebtheit, unseren uns doch so heiligen und gepflegten Egos weh tun, bringen sie uns, obwohl das auf den ersten Blick vielleicht nicht so erscheint, auf eine höhere Ebene der Erkenntnis.

Du hast vollkommen recht, indem Du sagst, Religiosität ist das Verlanngen eines uns innewohnenden Kindes nach einem Fürsorger.

Nichts treibt uns mehr an, als Existenz- und Verlustängste. Jede Handlung eines jeden Tages zielt darauf hin, diese Ängste zu mindern. Jeder von uns wünscht sich die Sicherheit, nicht verhungern zu müssen. Fast jeder von uns wünscht sich die Sicherheit, seinen Nachwuchs ohne größere Schwierigkeiten in die phys- und psychische Reife bringen zu können. Und wie sehr wünschen wir uns einen dickeren Geldbeutel, als ihn unser Nachbar hat. Es ist nicht wirklich der Neid, der dahinter steckt. Auf der fundamentaleren Ebene ist es wiedermals die Existenz- und Verlustangst.

Die menschlichen Existenz- und Verlustängste beziehen sich aber nicht nur auf das Materielle. Unser Ego ängstigt sich auch vor dem Immateriellen. Es hat Angst vor der eigenen Faulheit, vor geistiger Überlegenheit eines Anderen oder vor Einsamkeit.

Wenn die Zweifel an den eigenen Fähigkeiten die materiellen und geistigen Bedürfnisse in eigener Regie befriedigen zu können wachsen, wächst die Angst. Ein Hilferuf entsteht, eine Erwartungshaltung bildet sich heraus. Ist eine Person bereits gläubig, dann richtet sie ihre Erwartungen zuerst an den lieben Gott, indem sie betet. Erst nach einem Gebet werden die nahestehenden Personen involviert und eventuell auch direkt um Hilfe gebeten. Wird Hilfe geleistet, dankt anschließend der Gläubige primär seinem Gott für die Fürsorge. Er dank ihm dafür, dass er das Geschehen so geleitet hat, dass die Nahestehenden Hilfe geleistet haben. Der den tatsächlichen Helfern ausgesprochener Dank ist sekundär. An erster Stelle steht immer der imaginäre Fürsorger.

Ist diese Person jedoch noch nicht gläubig, dann wird sie ihre Erwartung in erster Linie an den/die Lebenspartner/-in, an die Familie, an die Freunde richten. Und falls keiner von denen der Erwartung eine Befriedigung verschafft, ist der Weg zu einem imaginären Freund, dem nur die besten Eigenschaften zugeschrieben werden (so wie es bei imaginären Freunde halt ist), nicht weit. Am Ende dieses Weges wartet dann mit ausgestreckter Hand ein Gott und freut sich, dass endlich zu ihm gefunden wurde und verspricht, dass ab jetzt Alles gut sein wird. Der Gott wird ab jetzt zu einem besten Freund, zu einem persönlichen Gott. Die Selbstzweifel und Existenzängste verschwinden dann. Auch die Angst davor, das eigene Leben werde irgendwann verloren gehen, hat dann im Hinblick auf die versprochene Unsterblichkeit der Seele keine Bedeutung mehr.

Das ist die Wahrheit von Gläubigen, oder von Gläubigwerdenden: Nichts als eine Lüge, die von Ängsten aufgetischt wird.

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Eine weitere Lüge, die unser doch so herrliches Ego nicht als Wahrheit zulässt, ist die Sache, dass wir faktisch nur Träger unserer DNA-Moleküle sind. Der biologischen Natur sind die Individuen einer Tierart nicht wichtig. Selbst die Tierarten als Gruppen sind der biologischen Natur egal. Einzig und alleine muss das Überlegen des DNA-Moleküls, das eine sehr kurze Halbwertszeit hat, gewährleistet werden. Welches Geschöpf die DNA trägt, steht an zweiter Stelle. Ob es der T-Rex, die Maispflanze oder ein Mensch ist, die zu Trägern wurden, ist nicht relevant. Relevant ist nur chemische Stabilität des DNA-Strangs. Die Doppelhelix tut alles dafür, um nicht zu zerfallen. Sie wandelt sich hin und wieder um, um sich an die Umweltbedingungen anzupassen. Manchmal muss sie Methan "atmen", manchmal Sauerstoff. Mal muss sie in kalte, mal in heiße Umgebung überstehen. Jede Anpassung der Sequenzen der Doppelhelix an die Umwelt dient nur einem Zweck: Einen Zerfall in Einzelbestandteile verhindern.

In der Form eines Menschen hat die egoistische DNA einen perfekten Träger gefunden. Diese Perfektion liegt darin, dass das Wesen Mensch über einen Mechanismus verfügt, der alles bis dahin gewesene in den Schatten stellt: Ein großes Gehirn. Dieser Mechanismus ist in der Lage dem Wesen Mensch ein Ego vorzugaukeln. Dieses Ego gibt dem Menschen die Fähigkeit zur Selbstreflektion. Nur ein selbstreflektierendes Wesen, kann meinen zu existieren. Nur dann kann es unterscheiden "hier bin ich und da draußen ist der Rest". Und nur dann kann es eine Liebe zu sich selbst entwickeln. Und wer selbstverliebt ist, dem ist eins am kostbarsten: Das eigene Sein. Nur ein Wesen, das meint die eigene Existenz "zu spüren", wird alles dafür tun, um diese Existenz zu sichern. Es ist der Egoismus der DNA, der im Egoismus und in der Egozentrik der Menschen sein wahres Wesen zeigt.

Nun betritt die DNA in Form eines mit einem Ego ausgestatten Wesens die biologische Bühne. Es ist nicht mehr die DNA, die sich ums Überleben kümmern muss. Diese Aufgabe übernimmt jetzt das Ego. Das Ego hat sich darum zu kümmern, dass äußere Einflüsse wie Hitze und Kälte die DNA nicht mehr zerstören. Das Ego hat sich darum zu kümmern, dass die DNA sich so effizient wie möglich reproduziert. Das Ego hat sich darum zu kümmern, dass ausreichend Substanzen für Stoffwechsel vorhanden sind. Das Ego hat sich darum zu kümmern, die eventuell künftig notwendigen DNA-Umwandlungen beschleunigt vorgenommen werden können, als dies bisher möglich war. Und es ist das Ego, das die Aufgabe übernehmen soll, einen Mechanismus zu entwickeln, der es der DNA die Möglichkeit gibt, bei eventueller Zerstörung der Erde diese, ohne zu zerfallen, verlassen zu können.

Und so baut der Mensch Häuser und mit Spaß am Sex sorgt er darin ganzjährig für Nachwuchs. So legt der Mensch Nahrungsvorräte in Übermengen an. Er betreibt Gentechnik und ist in der Lage den Planeten zu verlassen.

Der DNA-Strang hätte diese Überlebenssicherheit und Überlegenheit ohne die Hilfe eines selbstverliebten Egos mit konventionellen Methoden der Evolution nie erreicht. Die Entwicklung eines ebenso egoistischen und egozentrischen DNA-Trägers, wie es die DNA ebenfalls selbst ist, ist sogar zwingend erforderlich, denn eine Flucht oder ein Auswandern vom Planeten ist nur mit Raumfahrttechnologie möglich und diese kann nur ein Wesen entwickeln, welches mit einem Ego ausgestattet ist.

Das ist die Wahrheit über die Romantik des Menschseins: Nichts als eine Lüge, die vom DNA-Molekül auftischt wird.

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Es gibt sehr viele "Wahrheiten" im menschlichen Leben, die bei genauer Betrachtung Lügen sind. Man sagt auch: Keine Wahrheit tut so weh wie eine Lüge. Aber ist das auch wirklich so? Ist es besser eine Pseudowahrheit zu vertreten? Ich persönlich habe es gelernt aus diesen anfangs schmerzenden Momenten, in denen aus einer Wahrheit eine Lüge wird, im Nachhinein viel Positives abzugewinnen. Das ist die Sache mit dem "halb vollem oder halb leerem Glas".

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Norman
Gelöschter Benutzer

Essai: Die Wahrheit ist eine Lüge

von Norman am 07.11.2012 18:59

Vorab: Es ist nicht meine Absicht, Menschen die an eine Religion oder eine wissenschaftliche Theorie glauben zu verunglimpfen oder zu beleidigen. Ich bin ein Ketzer durch und durch. Ein Ketzer ist jemand, der die vorherrschende Meinung nicht teilt. Also die Meinung jener, welche Herrschen. Vera F. Birkenbihl leitete viele Ihrer Seminare mit den Satz ein: ZA „Betrachtet mein Seminar als psychologischen Supermarkt, wenn euch ein Gedanke nicht gefällt, dann lasst ihn einfach liegen. Vielleicht gefällt dieser Gedanke jemand anderes." ZE Seht dies mit meinen Essai genauso. Somit bin ich frei zu schreiben, was mir gerade durch den Kopf geht. Ich werde das eine oder andere schreiben, was dem einen oder anderen nicht gefallen wird. Ihr müsst nicht alle Gedanken mit mir teilen. Vielmehr soll der Text zum Nachdenken anregen, denn auch ich habe nicht den Stein der Weisen gefressen. Und meine Gedanken mögen genauso falsch sein wie die eurigen.

 

Gibt es eine universelle Wahrheit oder ein verborgenes Wissen? Ein Wissen, mit dem, wenn es uns zukommen würde, wir alles verstehen würden? Wir bräuchten nur diese Information zu finden, und alles würde einen Sinn ergeben? Ist die Antwort auf alle Fragen, so einfach, dass wir sie schlichtweg übersehen.

Ich bin vielen Menschen begegnet, welche behaupteten im Besitz dieser Wahrheit zu sein. Das ist im ersten Anschein nach gut für mich, denn so muss ich nicht selber nach der Wahrheit suchen. Doch erzählte mir jeder dieser Weisen eine andere Wahrheit. Jeder schien etwas anderes zu wissen. Die einen nennen es Religion, die anderen Wissenschaft.

In alten Mythen glaubte man noch, dass die Erde eine Scheibe sei. Die Gelehrten in vielen Kulturen, kamen scheinbar schon sehr früh zu der Erkenntnis, dass die Erde eine Kugel sei. Und Aristarchos von Samos stellte schon im 3. Jahrhundert v. u. Z. durch seine Beobachtungen die Theorie auf, dass die Erde sich um die Sonne dreht. Jedoch, dass die Erde sich um die Sonne dreht, war für viele Menschen unvorstellbar, wenn nicht sogar Blasphemie. Erst 1757 hob Papst Benedikt der XIV den Bann über die Werke, welche ein heliozentrisches Weltbild vertraten, auf. Es sollten aber noch weitere 65 Jahre verstreichen, bis die Inquisition, Werke, welche davon ausgingen, dass sich die Erde bewegt, als unbedenklich einstufte. Wieso hielt man nach Aristarchos noch 2000 Jahre lang an der alten Theorie fest?

Doch sind wir heute wirklich vernünftiger, als jene Menschen, welche damals sich noch an das alte Weltbild klammerten? Warum wurde das Weltbild mit der Sonne in der Mitte so lange abgelehnt? Die Wissenschaft von heute, kann morgen schon Religion sein.

Es ist einfach sich über Religionen anderer lustig zu machen, und der gebildete Mensch von heute glaubt an die Wissenschaft. Wir halten das religiöse Weltbild für primitiv und Menschen, welche noch daran glauben, für dumm. Doch begründet sich das Weltbild der modernen Physiker wirklich auf rationale Beobachtungen? Glaubt man den Wissenschaftlern, so leben wir in einer gigantischen Seifenblase. Welche eine Ausdehnung von ca. 78 Mrd. Lichtjahre haben soll und ca. 13,75 Mrd. Jahre alt ist. Unser Weltbild ist in den letzten Jahrhunderten um einiges gewachsen. Die Größe dieser Seifenblase entspricht in etwa der Leistungsfähigkeit unserer Teleskope. Um dieses Weltbild verstehen zu können, muss man voraus setzen, dass sich unsere Galaxie in der Mitte dieser Seifenblase befindet. Denn wären wir weiter am Rand, dann wäre nur eine Seite der Himmelsphäre mit so vielen Galaxien bestückt. Ein Theologe spricht von Diesseits und Jenseits, und die Wissenschaft versucht sich krampfhaft von den Religionen abzuheben, indem sie die gleiche Theorie als Dimensionen bezeichnet. Es gibt eine mysteriöse dunkle Materie die uns umgibt und alles verschlingende Löcher im mitten von Nichts. Dies sind nur einige Beispiele aus der modernen Mythologie.

Es heißt, dass sich die Wissenschaft wieder mit der Religion vereinigen wird. Doch waren beide jemals wirklich voneinander getrennt? Sind nicht beides nur Interpretationen der Welt, Ausgeburten unserer Fantasie?

Ich will hier nicht über den Zwiespalt zwischen Religionen und wissenschaftlichen Theorien schreiben. Ich will versuchen der Frage nachzugehen, wie und warum wir unsere Wahrheiten konstruieren. Sind wir physisch gesehen überhaupt in der Lage die Welt zu verstehen?

Um die Welt verstehen zu können, benötigen wir Informationen. Um Informationen zu sammeln, müssen wir die Welt wahrnehmen. Dafür stehen uns verschiedene Sinnesorgane zur Verfügung (es sind mehr als fünf, wie ich bereits schon in anderen Beiträgen schrieb). Bewusst scheinen wir die Welt nur mit fünf Sinnen wahrzunehmen. Hier liegt schon einer der ersten Filter, welcher unser Ego von der Realität trennt. In den frühen Kulturen stammten alle Informationen über Welt eben nur aus jenen 5 Sinneskanälen. Heute können wir dank unserer Technik, Dinge sichtbar machen, welche außerhalb unserer Wahrnehmung liegen. Wir können ultraviolettes Licht sichtbar machen, sowie die Röntgenstrahlung. Frequenzen hörbar machen, welche weit außerhalb des für uns hörbaren liegen. Wir können Objekte sehen, welche so klein sind oder so weit weg, dass wir sie mit bloßem Augen nicht sehen könnten. Mit all diesen neuen Informationen, können wir die Welt auf eine Art und Weise interpretieren, welche sich stark von den alten Weltbildern früherer Kulturen abheben sollte. Jedoch sind alle jene neuen Weltbilder auch nur Theorien und unterscheiden sich nur im äußeren Schein von jenen Weltbildern, welche noch heute von Theologen vertreten werden.

Um zu verstehen, wieso ich so denke, möchte ich euch in ein Gedankenspiel einladen. Beginnen soll diese Reise am Tage unserer Geburt.

Welch merkwürdiger Anblick muss sich uns geboten haben, als wir zum ersten Mal die Welt erblickten. Scheinbar kann sich kein Mensch an diesen Augenblick erinnern. Die ersten Erfahrungen konnten wir bereits im Mutterleib erleben. Die einzig vertraute Stimme, welche wir an jenen Tag kannten, war wohl die Stimme der Mutter. (Aufgrund der anatomischen Beschaffenheit des Menschen hören Säuglinge im Mutterleib die Stimmer der Mutter sehr intensiv, während Stimmen von außerhalb, z.B. vom Vater stark verfremdet werden. Man kann sich das so vorstellen, wie wenn man mit dem Kopf unter Wasser ist.) Alles andere ist uns noch fremd. Wir wissen noch nicht wie wir für uns wichtige oder weniger wichtige Ereignisse einordnet. Daher ist auch unsere Erinnerung an jene Zeit sehr eingeschränkt. Dennoch haben uns die Erlebnisse jener Zeit geprägt.

Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass wir ohne Wissen zur Welt kommen. Doch ist das Wissen, welches wir am Tage unserer Geburt über die Welt bereits haben, gigantisch. Wir können unsere Muskeln nach Belieben bewegen, auch wenn es uns noch an Koordination fehlt. Wir wissen wie man atmet, wie man auf sich aufmerksam macht (schreien), wir können sogar schon Mimik lesen. Man kann sich das wie bei einen neuen Computer vorstellen, auf dem bereits ein Betriebssystem installiert ist, und die wichtigsten Programme. (Dies ist zwar eine schöne Metapher, die dem besseren Verständnis dient, jedoch ist der Vergleich zwischen Computer und Gehirn unangebracht, da die Funktionsweise eine völlig andere ist.)

Schon in der Eizelle sind mehr Informationen gespeichert, als das beste Betriebssystem zu bieten hat. In dieser kleinen für unser Auge kaum sichtbaren Zelle sind alle Erfahrungen unserer Vorfahren enthalten, die wir zum Überleben brauchen. Somit weiß die Zelle wie sie sich entwickeln muss. Die Lebensbedingungen unserer Ahnen und deren Erfahrungen haben uns geprägt. Je nach dem, wie man Erinnerungen definiert, kann man sagen, dass jeder einzelne von uns auf Abermillionen von Jahren an Erinnerungen zurückgreifen kann. Das Erlebnis eines unserer Vorfahren mit einem Säbelzahntiger, prägt auch heute noch unser Verhalten. Wo fängt in dieser Betrachtungsweise unser Leben an? Ab welchen Zeitpunkt fingst du an zu existieren?

Wir sind das Ergebnis einer Erfolgsstrategie, welche sich bereits seit Jahrmillionen bewährt hat. (Wer noch an seinen Selbstwert zweifelt, sollte sich diesen Satz an die Wand hängen.) Selbst Giganten wie den T-Rex haben wir überlebt.

Wenn man ein Menschenbaby sieht, kann man gar nicht glauben, dass dieses Raubtier an der Spitze der Nahrungskette auf diesen Planeten steht. Wären wir alle vom Tage der Geburt auf uns allein gestellt, dann würde die Menschheit innerhalb von kürzester Zeit aussterben. Erst im Laufe der Jahre, lernen wir uns selbstständig in der Welt zu Recht zu finden. Somit sind wir in den ersten Jahren unseres Lebens auf die Fürsorge anderer angewiesen.

Nach und nach lernen wir die Regeln unserer Kultur. Wir entwickeln Strategien, wie wir mit anderen Mitmenschen umgehen. Wir lernen zu laufen, wir lernen zu sprechen. Es entwickelt sich mehr und mehr unsere Persönlichkeit heraus. Wir sind das Produkt unserer Erfahrungen. Jenen Erfahrungen, welche wir seit der ersten Zellteilung gemacht haben und jenen davor. (Rätsel: Schreib ich hier von der Zellteilung im Mutterleib oder jener während der kambrische Explosion?)

Als Kleinkinder können wir nicht unterscheiden zwischen Wahrheit und Lüge. Wir sind angewiesen auf die Informationen, die uns gegeben werden. Wir haben keinerlei Vergleichsmöglichkeiten. In unserer Kultur meinen wir, die Wahrheit des Lebens von den Kindern fernhalten zu müssen. Wir erzählen ihnen Märchen (im wahrsten Sinne des Wortes), bringen sie dazu an den Weihnachtsmann zu glauben. Wir schaffen den Kindern eine Illusion von der Wirklichkeit, welche wir selber ablehnen. Gewalt und Tod versuchen wir von unseren Kindern fernzuhalten.

Doch schon früh lernen wir, dass nicht alle Informationen, die uns zugetragen werden, der Wahrheit entsprechen. Auch lernen wir, dass es Vorteile bringen kann zu lügen und bestimmte Dinge für sich zu behalten. Dies sind Strategien, welche es uns ermöglichen mit anderen Menschen auszukommen. Jeder von uns entwickelt somit im Laufe seines Lebens ein ganzes Repertoire von Strategien, mit dem er das Leben meistert. Wenn du in der Lage bist, diese Zeilen zu lesen, dann hast du schon irgendetwas richtig in deinen Leben gemacht. Es gibt keine richtigen oder falschen Strategien. Entweder sie erfüllen ihren Zweck oder nicht. Einige mögen gesellschaftlich anerkannt sein, andere hingegen werden missbilligt. Darum gibt es in jeder Kultur Gesetze und Regeln, die für ein gemeinschaftliches Leben sorgen sollen. Was eine Kultur achtet und verachtet, ist teilweise von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Was uns Menschen von den meisten anderen Tieren auf diesen Planeten unterscheidet, ist, dass wir selbst wählen können, für welche Strategien wir uns entscheiden. (Natürlich sind wir in dieser Entscheidung weitaus mehr eingeschränkt, als uns lieb ist. Dazu gleich mehr.)

Das Umfeld in dem wir aufwachsen bestimmt maßgeblich, woran wir glauben. Wachsen wir in einem christlichen Umfeld auf, dann werden wir das christliche Gedankengut annehmen. Solange uns keine gegenteiligen Informationen vorliegen, werden wir kaum daran zweifeln. Wir leben jetzt in einer Zeit, in der der Zugriff auf Information so einfach war, wie in keiner Epoche zuvor in der Menschheitsgeschichte. Wir werden regelrecht mit Informationen überschwemmt. Noch vor 1000 Jahren sah dies ganz anders aus. Ein Mitteleuropäer wurde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit christlich erzogen. Alle seine Freunde waren Christen. Es gab für ihn kaum, wenn nicht sogar keinerlei Alternativen. Selbst wenn er ein Gelehrter werden sollte, so wäre seine Ausbildung eine Christliche gewesen. Selbst wenn er Skeptiker sein sollte, so könnte er nur Teile der christlichen Lehre in Frage stellen. Die Welt in der jener Mensch lebte, war eine rein Christliche, deren wichtigsten Heiligtümer in einem Gebiet lagen, welches von Andersgläubigen beherrscht wurde. Als Papst Urban II im Jahr 1095 seine berühmte Rede hielt, löste dies eine wahre Massenbewegung aus.

Die Einführung des Buchdruckes löste eine Renaissance in Europa aus. Dieses Beispiel macht deutlich wie verheerend die Auswirkungen in einer Kultur sein können, wenn sich der Zugang zu Informationen ändert. Hätte Martin Luther eine Spaltung der Kirche herbei geführt, wenn sich der Buchdruck nicht durchgesetzt hätte?

Wie einfach ist es heute im Zeitalter von Google und Wikipedia an Informationen zu kommen, und diese zu teilen. Stellt euch vor, ihr lebt in einer Zeit, in der 95 % der Bevölkerung Leibeigene waren, die nicht lesen konnten, und ein einzelnes Buch mehr als ein ganzes Haus kostete. Die Menschen jener Zeit waren nicht dümmer als wir heute. Sie hatten nicht die Möglichkeit an andere Informationen zu kommen. Und wärst du ein Bauer jener Zeit, dann würdest du kaum an der Lehre der Kirche zweifeln können.

Doch warum sind im heutigen Informationszeitalter Religionen immer noch so verbreitet? Um dies nachzuvollziehen stellt sich mir die Frage: „Warum sind Menschen überhaupt religiös?"
Dazu gehen wir jetzt wieder zurück in unsere Kindheit, als wir noch in unserer heilen Märchenwelt lebten.

In scheinbar allen Kulturen gibt es Religionen. Der Glaube an Gott scheint somit kein kulturelles Phänomen zu sein, sondern ein menschliches. Vom Kleinkinde bis zum Erwachsenen findet eine Entwicklung statt. Es ist nicht so, dass wir uns eines Tages als Kind ins Bett legen und am folgenden Morgen als Erwachsene aufwachen. Es gibt in den meisten Kulturen Initiationsrituale, welche junge Heranwachsende durchlaufen, um im Kreise der Erwachsenen aufgenommen zu werden. Vielleicht scheint den einem oder anderen von euch einige dieser Rituale bei Naturvölkern bekannt zu sein. Da viele recht brutal sind, beurteilen wir diese Sitten als primitiv. Doch sind wir nicht wirklich anders, nur nehmen wir dies nicht so wahr. Bedenkt man, was für Schikanen manche Studenten freiwillig erdulden, nur um in einer Bruderschaft aufgenommen zu werden. Oder das noch viel bedenklichere Koma-Saufen bei unseren Jugendlichen, was bei vielen der Anfang einer langen Alkoholiker-Karriere ist. Dies scheint auch ein Teil der menschlichen Psyche zu sein, geht aber jetzt zu weit von Thema weg.

Wir haben nicht eine Zeit lang ein kindliches Weltbild, und plötzlich am Tage des 18. Geburtstags sind wir völlig rational und vernünftig. Unser eigenes Weltbild entwickelt sich permanent weiter, mal mehr, mal weniger. Um das Alter eines Erwachsenen zu erlangen, mussten wir die ersten und die prägendsten Jahre unseres Lebens in einer Welt verbringen, in der es mindestens einen gab, welcher für uns sorgte, jemanden der uns die Welt erklärte, der uns bei schlechten Benehmen tadelte und bei guten lobte.

Stell dir vor, du seist tausende Jahre früher geboren. In einer Welt in der es noch kein Internet gab. In einer Welt in der es noch keine Bücher gab. Alles was du von der Welt kennst, sind jene Täler und Berge, welche deine Heimat sind. Du weißt nichts von der Welt jenseits der Berge. Du weißt nichts von der Welt jenseits des großen Meeres. Du kennst deinen Stamm und die angrenzenden Stämme. Vielleicht sind bereits Geschichten von fernen Ländern, in welchen seltsame und unvertraute Tiere/Kreaturen leben sollen zu deinen Ohren gelangt. Wenn du in den Himmel schaust, siehst du eine Kuppel. Eine Kuppel, welche in der Nacht von tausenden leuchtenden Punkten übersät ist. Du weißt nichts über deren Beschaffenheit. Du weißt nicht, was der Mond ist. Warum er immer zu und abnimmt. Du weißt nichts über die Beschaffenheit jener Kreatur, welche am Morgen im Osten empor steigt und am Abend im Westen verschwindet. Sie scheint weit über den Wolken ihre Bahnen zu fliegen. Du kannst die Wärme ihres Lichtes spüren. Wenn du sie aber direkt anschaust, dann blendet sie dich. Du versuchst aus all diesen Eindrücken, dir die Welt zu erklären. Hat die Sonne ein Bewusstsein? Beobachtet sie dich?

Stell dir vor, du bist gerate erst im Kreise der Erwachsenen aufgenommen. Nun musst du selber für dein Leben und deine Entscheidungen die Verantwortung übernehmen. Aber du bist es gewohnt, dass jemand für dich sorgte, dass jemand dir sagte was richtig und was falsch ist. Wie anfällig wärst du in solch einem Leben für Religion? Ist es nicht mit diesen Informationen über die Welt das naheliegenste an einen übermächtigen Vater zu glauben. Jemanden, der weiterhin über dich wacht, jemanden, der dich tadelt, wenn du Fehler machst und dich lobt, wenn du etwas richtig machst?

Steckt nicht in fast jedem von uns der Wunsch, nach einem Fürsorgenden, welcher über unser Leben wacht? Sind wir nicht alle aufgrund unserer Kindheit an Fürsorge gewöhnt? Ist die Sehnsucht nach Gott nichts weiter als der Wunsch in uns nach kindlicher Fürsorge, welche uns als Erwachsene verwehrt wird?

Vor Jahren sah ich mal einen Bericht, in dem einen Häuptling eines Stammes welcher im Urwald lebte interviewt wurde. Ich weiß nicht mehr genau worum es ging, ob der Stamm umgesiedelt werden sollte, oder ein anderer Konflikt vorlag. Auf jeden Fall wollte der Häuptling sein Gebiet mit seinen Stamm verteidigen. (Sollte jemand wissen, um welche Dokumentation es sich handelt, lasst mich es wissen.) Das die Waffen noch recht primitiv waren und die Anzahl der Stammesangehörigen auch nicht sehr hoch war, brauch ich wohl kaum zu erwähnen. Der Häuptling war scheinbar sehr zuversichtlich diesen Konflikt mit Waffengewalt lösen zu können. Interessant war, wie der Reporter versuchte, dem Häuptling klar zu machen, dass sein Unterfangen aussichtslos war:

Häuptling: „Wenn sie kommen, dann werde ich alle töten."
Reporter: „Es werden dann immer mehr kommen."
H: „Dann werde ich diese auch töten"
R: „Es gibt unzählige von uns."
H: „Wie viele denn"
R: „In etwas so viele, wie es Ameisen hier im Wald gibt."

Wahrscheinlich gibt es weitaus mehr Ameisen im Urwald, als es Menschen gibt. Das ist nicht der Punkt. Interessant ist, dass der Häuptling scheinbar keinerlei Größenvorstellung von unserer Erde hatte. Hätte der Reporter dem Häuptling erklärt, das es über 6 Milliarden sind (ich weiß, dass es inzwischen über 7 sind, aber die Doku war ja auch schon etwas älter), hätte sich der Häuptling unter dieser Zahl sich nichts vorstellen können. Die Welt in jener dieser Häuptling lebte, war um ein vielfaches kleiner, als jene Welt in der wir leben.

Die Größenvorstellung der Welt, hat in den letzten Jahrtausenden enorm zugenommen. Endet die Welt für einen Eingeborenen der nichts über die Welt jenseits des Waldes weiß am Rande des Horizontes, so endet unsere Welt bei ca. 13,7 Mrd. Lichtjahren. Unter dieser Zahl kann sich der Eingeborene nichts vorstellen, da er keinerlei Größenvergleiche hat. Ihm fehlt der Größenvergleich zwischen Erde und Sonne, zwischen Sonne und Galaxie, und den vielen anderen Galaxien. Auch wir haben Schwierigkeiten uns in dieser Größenordnung einzuordnen. Dies scheint das Maximum zu sein, es gibt nichts Größeres. Na gut, eine Ausnahme bildet hier wohl unser Bankensystem, bei dem die Schuld immer Größer ist als das tatsächlich vorhandene Kapital, was dazu führt, dass die Schuld wächst und wächst und wächst. Aber unser Universum dehnt sich ja auch aus, und wenn wir ein Teleskop bauen, welches noch um ein vielfacheres Leistungsfähiger ist als das Hubble, freu ich mich jetzt schon auf die Schlagzeile.

„Universum dehnt sich schneller aus als erwartet, gibt es noch eine weitere unbekannte Kraft neben der Dunklen Energie."

Warnung: Vielleicht gehörst du zu jenen Menschen, die daran glauben, in einer gigantischen Seifenblase zu leben, die durchsetzt ist mit dunkler Materie, in der es 4 Grundkräfte gibt und irgend eine dunkle Energie dafür sorgt, dass sich die Seifenblase immer schneller ausdehnt und es noch andere Universen neben diesen gibt. In meiner Welt ist dies totaler Unsinn, jedoch stimmt es, dass wir in einer Seifenblase leben, und es Multiversen gibt. Wenn dir dein Expandierendes Universum lieb ist, so ließ an dieser Stelle nicht mehr weiter, meine Gedanken sind mitunter wie Stiche in die Seifenblase, und sie kann platzen. Also weiterlesen auf eigene Gefahr.

„Du nimmst die blaue Pille , dann endet die Geschichte, Du wachst in deinem Bett auf und glaubst, was immer Du glauben willst. Du nimmst die rote Pille, dann bleibst Du im Wunderland und ich zeige Dir wie tief der Hasenbau geht.... Zur Erinnerung, alles was ich Dir anbiete ist die Wahrheit, sonst nichts..."
Zitat aus dem Film Matrix

Um die Welt zu begreifen zu können, müssen wir erst einmal klären was die Welt überhaupt ist.

Die Welt ist genau das, was du als Welt bezeichnest.

Woher weißt du, dass du gerade wach bist und dies nicht ein Traum ist? Wie kannst du dir sicher sein? Wenn du träumst, bist du dir dann deines Traumes bewusst? Es gibt Techniken, mit denen kann man erlernen, sich seiner Träume bewusst zu werden. Dies nennt sich Lucides Träumen. Es gibt Unterschiede zwischen unserem realen Erleben und dem, was wir im Traum erleben. Im Traum ist es sehr schwer längere Texte zu lesen, da unser Gehirn scheinbar Schwierigkeiten hat, komplexe Texte in unseren Träumen abzubilden. Vielleicht gibt es Menschen bei denen es anderes ist, aber bei mir ist das so. Es ist dennoch erstaunlich wie realistisch das Abbild der Welt in unseren Träumen ist. Physikalisch scheint sich die Welt der Träume kaum von der wirklichen Welt zu unterscheiden. Doch wenn wir uns in der Wirklichkeit ein Bein brechen, dann muss dieses heilen, und dafür benötigt unser Körper Zeit.

In unseren Träumen gilt das Gesetz der Kausalität nicht. Wir können in unseren Träumen weit entfernte Orte besuchen, können durch die Zeit reisen, können sogar bereits verstorbene Angehörige wiedertreffen. Wenn wir uns im Traum ein Bein brechen, kann es schon in der nächsten Traumsequenz wieder geheilt sein. Wir können in unseren Träumen physikalische Gesetzmäßigkeiten außer Kraft setzen. Ich fand es am Anfang sehr mühselig in Träumen bewusst zu fliegen, wobei mich im Traum nur meine Vorstellungskraft von der Gravitation zu Boden drückte. Sich seiner Träume bewusst zu werden ist sehr einfach. Man macht es sich einfach zur Gewohnheit, sich jede Stunde zu fragen, wo bin ich, wie kam ich hier her. Wenn diese dann zur Routine geworden ist, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis man merkt: „Scheiße, ich träume gerade." Bei den ersten Malen wachen die meisten Menschen daraufhin sofort auf. Bei mir war es zu mindestens so. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Dann könnt ihr euch selber davon überzeugen, wie real sich Träume anfühlen.

Was mich am Träumen am meisten fasziniert ist der Umstand, dass wir selbst die abstraktesten und unrealistischsten unserer Träume in der Regel für real halten. Wir stellen ihre Wirklichkeit nicht in Frage. (PS. Jeder von uns träumt im Schlaf, besonders während der REM-Phasen sind unsere Träume sehr intensiv. Einige Menschen können sich nicht an ihre Träume erinnern, aber auch sie träumen, und es gibt Techniken mit denen man lernen kann, sich an Träume zu erinnern.)

Doch wozu träumen wir? Eigentlich könnten wir uns hier auch fragen, warum wir überhaupt schlafen, denn wir verbrauchen während des Schlafens mehr Energie, als wenn wir uns einfach nur ausruhen. Außerdem sind wir im Schlaf besonders leicht angreifbar. Dem ersten Anschein nach hat der Schlaf daher kaum Sinn, aber das führt jetzt zu weit vom Kernthema weg.

Wenn wir Träumen konstruiert unser Gehirn eine Realität. Noch vor nicht allzu langer Zeit ging man davon aus, dass wir nur während der REM-Phasen träumen. Doch inzwischen deutet vieles darauf hin, dass wir während des gesamten Schlafes träumen.

Unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit scheint während des Schlafes ausgeschaltet zu sein. Dies ist aber nicht der Fall, wir hören auch im Schlaf und nehmen auch Lichtveränderungen wahr. Wären wir im Schlaf taub, so könnte uns der Wecker am Morgen nicht wecken. Vielmehr blendet unser Körper die äußeren Einflüsse aus, dennoch bevorzugen wir zum schlafen ruhige und dunkle Orte.

Doch warum konstruiert unser Gehirn während des Schlafens eigene Realitäten? Hierfür gibt es verschiedene Theorien. Ich bevorzuge die mir einfachste. Weil unser Gehirn gewohnte Routinen folgt. Träumen ist nichts weiter als eine Gewohnheit, der wir auch nachgehen, wenn wir wach sind.

Unser ganzes Leben ist ein Traum. Dies bitte nicht missverstehen. Es ist nicht wie in den Film Matrix, in dem die Welt nur eine Computersimulation ist. Es gibt eine Wirklichkeit in der wir leben, nur können wir diese nicht wahrnehmen. Alles was wir wahrnehmen sind Stimulationen. Seien es die Reize auf unserer Netzhaut, die Schwingungen in unseren Trommelfell, und auch die vielen anderen Reize, welche permanent auf unser Nervensystem einwirken.

Wir leben nicht nur in einer Welt, sondern wir sind auch ein Teil von dieser Welt. Wir sind nicht nur von Objekten umgeben, sondern unsere Körper sind ebenfalls Objekte, welche mit anderen Objekten interagieren. Unser Gehirn hat die Aufgabe, all die zahllosen Reize, welche auf uns einwirken, zu sortieren und daraus ein brauchbares Bild zu konstruieren, mit welchen wir in unserer Umgebung überleben können.

Die Fähigkeit mit der wir die Welt wahrnehmen, wurde uns nicht in die Wiege gelegt. Wir mussten über Jahrmillionen langsam lernen, die Welt auf diese Art und Weise wahrzunehmen. Als Mensch haben wir alle ein gemeinsames Gehirn. Die Erfahrungen welche jeder einzelne von uns gemacht hat, mögen verschieden sein. Doch ist die Konstruktion und Funktionsweise bei allen dieselbe. Durch Krankheiten oder Verletzungen können natürlich Einschränkungen vorliegen.

Ein Hund hört eine andere Welt, als wir Menschen, da sein Ohr ganz andere Frequenzen wahrnehmen kann. Ein Schmetterling sieht eine ganz andere Welt, da seine Augen ganz anders Konstruiert sind. Wir nehmen die Welt nicht wahr wie sie ist, sondern so wie unser Körper konstruiert ist. Ein Mensch, welcher blind zu Welt kam, kann nicht verstehen was der Unterschied zwischen rot und grün ist. Er kann sich hierbei nur Metaphern bedienen, wie der Vergleich zwischen einem A und einem O.

Unser Gehirn reagiert auf die Reize, welches es mit seinen Nervenbahnen erfassen kann. Damit unser Gehirn überhaupt funktionieren kann, müssen elektrische Ströme durch unsere Nervenbahnen fließen. Mit der Elektroenzephalografie (EEG) können wir diese Ströme messen. Anhand der Frequenz dieser Ströme können unsere Mediziner sogar Rückschlüsse auf unseren derzeitigen Bewusstseinszustand machen. Man spricht hierbei von Alphawellen, Betawellen, Thetawellen und Deltawellen. Können die elektrischen Ströme nicht gemessen werden, spricht man vom Gehirntot.

In jeder unserer Zellen finden pro Sekunde in etwa 30.000 bis 100.000 chemische Prozesse statt. Jeder von uns besteht im Schnitt aus 70 Billionen Zellen (natürlich variiert die Zahl auch mitunter stark von Person zu Person). In jeder Sekunde finden in unseren Körpern unzählige elektronische und chemische Prozesse statt. Raphael sagt in einen seiner Videos zum Thema Plasma Versum: ZA "Geladene Körper in einem Plasma bilden um sich herum eine Schützende Hülle, sehr ähnlich einer lebendigen Zellwand" ZE Und auch die verdrehte filamentartige Struktur der DNA, deutet auf ein elektromagnetischen Ursprung hin.

Um als Mensch überleben zu können, müssen wir eine gewisse Körpertemperatur aufrechterhalten. Unser Körper hat verschiedene Methoden entwickelt, wie er seine Wärme regulieren kann. Die Wärme in unseren Körper ist das Ergebnis seiner ständigen Aktivität. Mit anderen Worten, wird diese Wärme welche uns am Leben hält, von Generation zu Generation weitergegeben. Die Temperatur in deinen Körper ist somit schon seit Millionen von Jahren aktiv.

Metaphorisch formuliert: Unterbricht man den elektrischen Schaltkreis in unseren Körper, werden die Zellen nicht mehr versorgt und unsere Körper stirbt. Für mich scheint die ganze Evolution ein Elektro-Magnetisches-Phänomen zu sein.

Ab welchen Zeitpunkt beginnt das Leben? Wie kann aus toter Materie etwas Lebendiges werden? Gibt es wirklich eine Grenze zwischen toter und lebendiger Materie?

Alle Objekte, welche wir kennen, scheinen sich zu bewegen. In kosmischen Maßstäben scheinen die Bewegungen für uns so langjährig zu sein, da aus unserer Sicht das Universum still steht. Im Mikrokosmus sind die Bewegungen so schnell, das wir sich nicht erfassen können.

Alles scheint in Bewegung zu sein, steht in einer Beziehung zueinander. Die Objekte dieser Welt scheinen sich selbst zu organisieren. Inmitten von all diesem Chaos, scheinen die Objekte eine gewisse Ordnung anzustreben, wir nennen dies Komplexität.

Unsere Physiker haben vier Grundkräfte entdeckt, anhand derer sie das Universum erklären. Die Gravitation, der Elektro-Magnetismus, die starke Kernkraft und die Schwache Kernkraft. Doch was sind Grundkräfte überhaupt?

Ich möchte dies am Beispiel der Gravitation erklären. Dies gilt aber genauso für die anderen drei Kräfte. Wir alle können die Auswirkung der Gravitation spüren. Wir können die Auswirkungen untersuchen, und anhand dieser Daten Berechnungen und Voraussagen über die Gravitation zu machen. Aber wir kennen nicht die Ursache für die Gravitation. In dem wir die Gravitation als eine eigenständige Kraft bezeichnen, verschleiern wir auf sehr geschickte weise, dass wir deren Ursache nicht kennen. Somit haben wir keinerlei Kraft entdeckt, sondern lediglich etwas beobachtet, was wir nicht erklären können. Kraft an sich ist nur die Beschreibung eines dynamischen Konzeptes, und kann über keinerlei physikalische Eigenschaften verfügen.

Die vier Grundkräfte sind somit nichts weiter als beobachtbare Vorgänge in unserer Welt, deren Ursache wir nicht kennen. Wir können lediglich Theorien darüber aufstellen. In dem Augenblick, wenn wir die Ursache von eines dieser Grundkräfte kennen, ist es keine Grundkraft mehr, sondern eine Folge der Kausalität.

All diese Grundkräfte könnte sogar die gleiche Ursache haben. Vielleicht gibt es eine feine Substanz deren Teilchen so winzig sind, das deren Größe weit unter der „Scala für kleinste Teilchen" liegen, welche uns der Herr Planck vorgegeben hat? Je weiter wir in die Welt des Mikrokosmus vordringen, umso schneller scheinen sich die Teilchen zueinander zu bewegen. Vielleicht ist dieses feine Gas das Trägermedium für das, was wir Licht nennen. Vielleicht sind die Druckunterschiede in diesen Gas die Ursache für Gravitation und die Kernkraft. Ich weiß nicht ob es diese Substanz wirklich existiert, dies ist nur eine von vielen Theorien. Vielleicht werden wir die Ursache dieser Scheinbaren Kräfte auch in Zukunft nicht verstehen, da sie für uns physikalische nicht nachweisbar ist.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Strukturen aus dem Mikrokosmus und die Strukturen aus dem Makrokosmus ein und dieselbe Ursache haben. Gebt mal bei der Google-Bildersuche die beiden Begriffe ein „Nervenzelle + Universum". Hier kann man bei beiden aufgrund ihrer filamentären Struktur ihre elektrische Natur erahnen.

In jedem Augenblick unseres Lebens findet in unserem Gehirn ein wahres kosmisches Feuerwerk statt. 70 Billionen Zellen wollen und müssen organisiert werden. Damit dieser gigantische Zellhaufen, nicht schon in seiner eigenen Informationsflut ertrinkt, und in der rauen, feindlichen und brutalen Wirklichkeit überleben kann, hat unser Gehirn eine wahre Meisterstrategie entwickelt. Unser Ego.

Von den Billionen Informationen die unser Körper in jeden Augenblick verarbeitet, nehmen wir bewusst nur eine Handvoll wahr. Wir haben zahllose Filter, die dafür sorgen, dass Informationen ausgeblendet werden. Unser Ego hat in erster Linie dafür zu sorgen, dass der Zellhaufen am Leben erhalten wird. Das Fundament aus dem all unsere Gedanken, Handlungen und Wünsche entspringen, dient einzig und allein diesem Zweck.

Wenn wir auf die Welt kommen, dann haben wir noch kein sehr stark ausgeprägtes „Ich-Bewusstsein". Ein Säugling scheint sich seiner selbst noch nicht bewusst zu sein. Unser Ego entwickelt sich erst im Laufe der ersten Lebensjahre. Der Grundsatz von Descartes „Ich denke, also bin ich" ist somit nicht angeboren. Der Fähigkeit in einen Spiegel zu schauen und zu erkennen, dass dies unser eigenes Abbild ist, ging eine lange Entwicklung in der Evolution voraus. Auch andere Tiere können sich bis zu einen gewissen Grad ihrer selbst bewusst werden. Der Mensch ist kein Sonderfall im Universum.

Unser Gehirn erschafft die Illusion des Ichs. Es konstruiert für unser Ego eine Realität, welche alle wichtigen Informationen enthält, welche es zum Überleben braucht. Ein Grundsatz des NLP ist: „Die Landkarte ist nicht das Gebiet." Dieser Grundsatz bringt es auf den Punkt. Wir sehen nicht die Wirklichkeit, sonder nur ein Abbild von ihr. Wie auf einer Landkarte sind nicht alle Informationen enthalten. Denn Landkarten welche einen 1:1 Maßstab hätten, wären für uns nicht brauchbar.

Doch in was für einen Universum lebt unser Ego? Das Universum unseres Egos ist begrenzt. Es scheint ein Anfang zu haben, und es wird auch ein Ende haben. Der Tod ist die einzige Gewissheit die wir im Leben haben. Alle anderen Prognosen über unsere Zukunft sind reine Spekulation. Und unser Ego entwickelte sich in einer Welt, in der es jemanden gab, der für uns Sorgte, und uns die Regeln der Welt erklärte.

Einige Menschen werden jetzt vielleicht einwenden, dass es Menschen gibt, die einen Umfeld aufwachsen, in der sie von ihren Fürsorgern keinerlei Zuwendungen bekommen, und sehr viel Brutalität und Leid erfahren. Dies ist sehr bedauerlich, da solche Erfahrungen auch das ganze restliche Leben prägen werden. Dennoch wurden auch jene Menschen auf irgendeine Art und Weise versorgt, dass sie überlebt haben. Kleinkinder können allein nicht überleben, auch wenn sie eine sehr schlechte Kindheit hatten, irgendwer hat sie dennoch versorgt.

Fast alle mir bekannten Theorien, welche die Welt erklären, beschreiben nicht die Wirklichkeit. Seien es nun religiöse Theorien, oder die der Wissenschaft. Der Gott der Bibel scheint mir mehr die Beschreibung eines Vaters zu sein, wie ihn die meisten von uns in der Kindheit erlebt hat. Die Bezeichnung „heiliger Vater" kommt nicht von ungefähr. Die Götter in nahezu allen mir bekannten Kulturen weisen genau jene menschlichen Eigenschaften auf, welche wir bei jenen Erfahren haben, welche uns sorgten und die Welt erklärten.

Wir nehmen immer nur einen Teil der Wirklichkeit war. Für unser Ego gibt es immer eine Grenze an der über Wissen über die Welt endet. Somit ist das Universum welches unser Ego konstruiert nicht endlos. Wir können uns unter Endlosigkeit nichts vorstellen, weil unser Gehirn nur eine Bestimmte Menge an Informationen verarbeiten kann. Wir erleben die Welt um uns herum, unser Ego befindet sich immer im Mittelpunkt des Geschehens. Unsere Erinnerungen haben einen Anfang, und gehen nicht bis ins Endlose zurück.

Ist es wirklich verwunderlich, dass wir uns auch in unseren Theorien in den Mittelpunkt des Geschehens setzen? Ist er verwunderlich, dass wir davon ausgehen, unser Universum habe eine Grenze? Ist es verwunderlich, dass wir davon ausgehen, die Welt habe einen Angang? Ist es verwunderlich, dass wir an einen Schöpfer glauben, welcher uns behütet und uns Regeln vorschreibt? Sind nicht all dies nur Beschreibungen einer Welt wie sie unser Ego erlebt? Wenn wir nur einen winzigen Bruchteil der Wirklichkeit wahrnehmen können, sind wir dann überhaupt in der Lage die Wirklichkeit zu beschreiben?

Um in der rauen Wirklichkeit überleben zu können, hat es sich als Vorteil erwiesen, Informationen über unsere Umwelt zu sammeln. Für einen Jäger war es mit Sicherheit nützlich, wenn er das typische Verhalten seiner Beutetiere sowie der Reviere kannte. Man kann den Sinn des Lebens auch als das Sammeln und Weitergeben von Erfahrungen ansehen.

Wir als Mensch haben die Fähigkeit das Verhalten von anderen Menschen zu imitieren. Wir sind nicht die einzigen im Tierreich, welche dies können. Doch ist dies nicht die Regel. In einen anderen Beitrag habe ich das schon beschrieben, und möchte mich jetzt hier mehr auf die Sprache Wissensvermittlung beschränken.

Es gibt drei Arten wie wir Wissen untereinander austauschen. Das erste Wissen was wir erwerben, ist jenes was wir vererbt bekommen. Es setzt sich aus den gespeicherten Erfahrungen im Erbgut unserer Eltern zusammen. Die Befruchtung einer Eizelle ist im Grunde ein Informationsaustausch. Da Wissen was somit an uns weitergegeben wurde ist somit absolut und wir können auf diesem Wege im Laufe unseres Lebens keine weiteren Informationen aufnehmen. (Aufgrund der Gentechnik wird sich dieser Umstand aber wahrschein schon in nächster Zeit ändern. Ich steh der Gentechnik offen gegenüber, doch sollten wir auch ihre Gefahren nicht überschätzen. Auch der Umstand, dass es Ärzte gibt, die anhand der DAN eines Menschen aussagen über seine zukünftige Sexualität oder kriminelles Verhalten machen. Und dabei völlig den Aspekt außer Acht lassen, dass unser Umfeld für solche Verhaltensmuster maßgeblich verantwortlich ist, finde ich befremdlich. In Zukunft könnten Menschen Gesellschaftlich benachteiligt werden, aufgrund falscher DAN-Analysen.)

Die zweite Form ist die der Imitation. Wir sind wahre Meister darin, unsere Mitmenschen zu imitieren. Auch wenn wir dies nicht wollen.

Die dritte Form Informationen auszutauschen, ist die Sprache. Körpersprache ist zum Teil angeboren. Auch scheinen gewisser Reflexe, welche uns zum Schreien bringen (z.B. bei Schmerz) angeboren zu sein. Dies gehört dann mit zu der ersten Kategorie. Die Sprache welche wir zu täglichen Kommunikation verwenden, müssen wir lernen. Die Sprachen der Menschen variieren von Kultur zu Kultur. Jedoch scheinen bestimmte grammatikalische Muster bei allen Sprachen gleich zu sein. Neben dem Menschen verfügen Wale mit über eine der komplexesten Sprachen auf der Erde. Erstaunlicher Weise haben Wale auch mit die größten Gehirne im Tierreich. Wenn da mal kein Zusammenhang zwischen Sprache und Gehirngröße besteht. Bevor jemand einwenden: „Ja, aber schau doch mal wir groß die Wale sind." Einige Dinosaurier waren auch gigantisch, und dennoch hatten sie kleine Gehirne.

Obwohl sich unser Gehirn an die Sprache angepasst hat, scheint die Sprache ein Dilemma in sich zu tragen, mit dem unser Gehirn nur sehr schwer umgehen kann. Die Welt die unser Gehirn für unser Ego konstruiert ist eine Welt voller Objekte. Das macht auch Sinn, da wir ja ausschließlich mit Objekten interagieren. Wir müssen wissen, welche Objekte für uns eine Gefahr darstellen und welche nicht. Wir müssen wissen, welche Objekte wir essen können und welche nicht. Unser Ego orientiert sich an jenen Objekten, welche ihn umgebe.

Während unserer Kindheit erklärt man uns die Welt. Dieses sprachliche Wissen, was wir nun erwerben, muss unser Gehirn in der objektiven Wirklichkeit einordnen. Die ersten Worte welche unsere Menschen verwendeten, dürften wohl die Bezeichnung von Objekten gewesen sein, z.B. Tiger, Wolf. Wahrscheinlich hat es sich als nützlich erwiesen, bestimmte Worte in Kategorien zu erfassen. Es machte durchaus Sinn ein Wort zu haben, wenn Gefahr droht. Sei es durch ein Tier, einen anderen Menschen, oder gar ein herabstürzender Felsen. Das Wort Gefahr fasst somit eine Vielzahl von Möglichkeiten zusammen, ist aber kein Objekt. Die Menschen fingen nach und nach an sich über Konzepte zu unterhalten.

So konnten wir anderen Menschen Distanzen mitteilen, wir können über vergangenes reden, und auch Pläne für die Zukunft diskutieren. Von nun an hatte unser Gehirn nicht mehr nur die Aufgabe, uns eine Welt der Objekte zu konstruieren, sondern musste nun auch noch eine Welt der Ideen konstruieren. Doch scheint unser Gehirn immer noch Schwierigkeiten damit zu haben, Konzepte von Objekten zu trennen.

Unsere Sprache ist durchsetzt mit verdinglichten Konzepten. Ohne diese verdinglichten Konzepte würden unsere Sprachen, wie wir sie kennen, nicht mehr funktionieren um Informationen auszutauschen. Die Vorstellung von Raum und Zeit hat sich mit Sicherheit mit dem verwenden der abstrakten Sprache stark verändert. Wir betrachten die Welt nicht mehr nur, wir fangen an, die Vorgänge die uns umgeben zu erklären.

Fast permanent erklären wir die Welt. Wir tun dies Tag für Tag. Reden mit uns selbst. Wir konstruieren uns eine Wirklichkeit, die nicht einmal im Ansatz dem entspricht, was uns wahrscheinlich wirklich umgibt. Ein Wirklichkeit in der es Objekte und Konzepte zu geben schein.

Jeder von uns lebt in seinem eigenen kleinen Universum. Wir reden uns ein, dies sei die Wirklichkeit. Wir glauben, dies sei die Wahrheit. Es ist unmöglich für uns, an etwas zu glauben, von dem wir wissen, dass es falsch ist.

Vor einigen tausend Jahren entwickelte sich neben der akustischen Sprache auch noch die schriftliche. Dies stellte völlig neue Möglichkeit Wissen zu vermitteln dar. Die Schriften durchliefen eine ähnlich Entwicklung wie unsere akustische Sprache. Frühe Schriften bildeten Objekt ab, später kamen dann Symbole für Ideen und Vokale.

Zur Erinnerung: Um zu überleben muss unser Gehirn für unser Ego ein Abbild der Wirklichkeit schaffen. Ohne dieses Abbild könnten wir uns nicht in der Welt orientieren. Diese Landkarte ist absolut überlebenswichtig!!!

Angenommen, es kommt jemand daher, welcher deine Realität in der du lebst in Frage stellt. Wie wird wohl dein Gehirn dich in so einer Situation reagieren lasse?

Wenn unser Weltbild angegriffen wird, dann ist dies für unser Gehirn eine akute Bedrohung. In den Beitrag „Emotionen" habe ich bereits über die automatischen Programme in unseren Gehirn geschrieben, welche in bestimmten Situationen Verhaltensmuster in uns abspulen. Dies dient dazu dass wir nicht immer erst die Situation bewerten müssen, und schnell reagieren können. Wie reagieren wir auf eine Bedrohung? Mit Angst und Wut.

Angenommen ein junger Mensch interessiert sich für Physik. Er beschließt Physik zu studieren. Das Studium fällt ihn nicht leicht. Er hat Schwierigkeiten den wirren Gedanken eines Einsteins zu folgen. (PS. Im Gegensatz zu anderen hier aus dem Forum halte ich Einstein für einen sehr intelligenten Menschen. Wenn man es außer Acht lässt, das Einstein Konzepte wie Zeit und Raum verdinglicht hat, so ergibt seine Theorie durchaus Sinn. Jedoch ist sein Zeitparadoxon so Weltfremd, dass es selbst in den unsinnigsten Science-Fiction-Filmen kaum Anklang findet.)
Irgendwann kommt der Moment, in dem er die Theorie schnallt. Was für ein geiles Gefühl muss dies sein, wenn plötzlich alles einen Sinn ergibt. Nach seinem Studium arbeitet er weiter als Physiker. Er nimmt dieses Weltbild als sein eigenes an. Er teilt dieses Weltbild vielen andern mit. Sein ganzes Handeln, sein Ego ist auf dieses Weltbild aufgebaut.
Kann man solch einem Menschen einen Vorwurf machen, weil er sich weigert sein Weltbild loszulassen?

Die gleiche Geschichte hätte ich auch mit einem Theologen erzählen können. Je mehr wir in eine Sache investieren, umso schwerer fällt es uns, sie loszulassen. Je mehr Leuten wir eine Information erzählt haben, umso schwerer fällt es uns einzugestehen, dass diese falsch war.

Wir reden nicht nur mit uns selbst, in dem wir uns sagen die Welt ist uns und so. Wir suchen natürlich auch nach Bestätigung. Die wenigsten suchen nach der Wahrheit, die meisten suchen nur eine Bestätigung für ihr eigenes kleines Weltbild. Wenn jemand ein sehr ähnliches Weltbild hat, wie wir selber, dann finden wie den Menschen gleich viel symphytischer. Aber wehe jenen Menschen die an etwas anderes glauben. Sind es doch jene intoleranten Zeitgenossen, die mit ihrem heidnischen Gedankengut uns die Freude am Leben verderbe.

Wenn jemand das in Frage stell woran wir glauben, dann sind wir nicht gerade mit Nächstenliebe bestückt. Wie kann dieses Arschloch solch einen Unsinn verbreiten. Also dann, dann werden wir so richtig sauer.

Wir sind wahre Meister darin harte Fakten einfach auszublenden, das ist für unser Gehirn keine große Herausforderung. Je mehr Zweifel in uns stecken, umso mehr klammern wir uns, an unser Weltbild. Loslassen fällt uns verdammt schwer.

Doch der Tag wird kommen, an dem unser Weltbild zerbricht. Mach dir keine Illusionen, dass du dein Weltbild ewig aufrecht erhalten kannst. Du wirst sterben.

Wir halten fast alles was mit dem Tod zu tun hat aus unserem täglichen Leben heraus. Wir handeln so, als wäre unsere Welt von Dauer. Wir reden uns ein, dass unser Ego unsterblich sei. Wir wissen, dass unser Körper nicht ewig leben kann. Doch klammern wir uns krampfhaft an der Hoffnung, dass unser Ego auch nach dem Sterben weiter existieren kann.

Hierzu möchte ich ein paar Gedanken einwerfen. Sollten dich schon meine bisherigen Gedanken schockiert haben, und du dich an den Strohhalm der Hoffnung einer unsterblichen Seele weiter klammern möchtest, dann höre hier auf weiter zu lesen.

Man gewöhnt sich sehr schnell an den Anblick toter Menschen. Zu mindestens war dies bei mir so. Man sieht die Welt auf irgendeine neue Art. Vielleicht etwas nüchterner. Ich hatte in meinen Leben keine Nahtoderfahrung. Aus Berichten weiß man aber, dass viele dieser Erfahrungen sich sehr stark ähneln.

Ich schildere hier ein Erlebnis, welches ich während eines Luciden Traumes hatte. Eines Nachts wachte ich. Ich wachte eines Morgens auf, und als ich aufstand und durchs Zimmer ging sah ich mich selbst im Bett liegen. Die Situation war so skurril, dass ich ihre Wirklichkeit sofort in Frage stellte. Bevor ich mich schlafen gelegt hatte brach mir meine Bleistiftspitze ab mit dem ich etwas in mein Notizbuch schreiben wollte. Jedoch habe ich bei meiner Ordnung den Bleistiftanspitzer nicht gefunden. Und da es schon spät war habe ich mich schlafen gelegt. Nun stand ich mitten im Zimmer und sah mich selbst im Bett liegen. Wie konnte ich heraus finden, ob dies nur ein Traum oder ob mein Ego wirklich den Körper verlassen hat. Alles in meinem Zimmer war absolut real, und es befand sich genau in dem Zustand, wie vor dem Schlafengehen. Ich prägte mir möglichst viele Details ein. Und fing an den Bleistiftanspitzer zu suchen. Tatsächlich fand ich ihn. Dann wachte ich auf. Sofort schaute ich nach ob der Bleistiftanspitzer an der Position lag, an dem ich ihn während meiner Astralreisen vorfand. Er lag nicht da. Nach einigem Suchen fand ich ihn schließlich, er lag aber woanders.

Gut, man kann nun einwerfen, dies war ja nur ein Traum und hat nichts mit einer Nahtoderfahrung zu tun. Da habt ihr recht. Aber interessant finde ich die Tatsache, dass unser Gehirn uns suggestiveren kann, wir befänden uns außerhalb unseres Körpers. Wir können uns trotz der unzähligen Nahtoderfahrungsberichte nicht sicher sein, ob es sich nicht einfach nur um die letzten Reste von Gehirnaktivitäten handelt.

Nehmen wir einmal rein hypothetisch an, unser Ego könnte auch noch nach unseren physischen Ableben weiter existieren. Glauben wir einmal, dass unser Ego den Körper verlassen kann und die Welt auch noch ohne ihn wahrnehmen kann. Wir blenden dabei einfach mal völlig aus, dass wir die Wirklichkeit nicht wahrnehmen, sondern nur ein Abbild von ihr.

Wie sehen dann die Farben aus? Wir sehen mit unseren Augen nur einen Teil des Lichtspektrums, sehen wir dann dass volle? Warum können blinde Menschen die Welt nicht mit ihrer Seele wahrnehmen?
Welche Frequenzen können wir hören? Wo wir doch nun nicht mehr durch die Beschaffenheit unserer Ohren eingeschenkt sind?
Womit greifen wir auf unsere Erfahrungen zu? Wo doch schon ein Hirnschaden dazu führen kann, dass wir Erinnerungen verlieren. Und was ist passiert mit den Erfahrungen, welche durch einen Gehirnschaden verloren gehen? Warten diese im Jenseits? Unser Ego hat keinen festen Sitz im Gehirn, aber es ist gleichzeitig mehr als die Summe seiner Teile. Jede einzelne Zelle stirbt irgendwann, ohne dass das Ego merklich davon betroffen wird.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, wenn sie wissen, dass sie bald sterben werden einen verstärkten Rededrang entwickeln. Selbst schweigsame Menschen suchten jemanden, den sie ihre Gedanken mitteilen konnten. Ich will das nicht auf alle generalisieren, dies sind nur meine gesammelten Eindrücke von Menschen welche dem Tod schon sehr nah waren.
Hierbei stellte ich ein erstaunliches Phänomen fest. Wenn wir wissen, dass jemand bald sterben wird, hören wir diesen Menschen ganz anders zu. Und egal wie verrückt seine Weltanschauung für uns klingen mag, wir diskutieren nicht mit ihm darüber.

Wieso bringen wir einen Menschen der im Sterben liegt mehr Achtung entgegen, als wenn wir einen Menschen auf der Straße treffen? Wenn du, dass nächste Mal über jemanden verärgert sind, weil dieser eine andere Weltanschauung vertritt, oder begriffsstutzig ist. Wäre es Wert sich darüber zu ärgern, wenn du wüsstest, dass heute dein letzter Tag auf Erden ist. Wärst du auf ihn auch sauer, wenn du wüsstest, dass er morgen sterben würde.

Doch sind wir nicht alle sterblich? Nie weiß genau, wie lange er noch leben wird. Viele Menschen werden den morgigen Tag nicht mehr erleben.

Jeder von uns baut sich sein eigenes Universum. Wir sind alle kleine Götter. Die Welt ist unser Spiegel. Es gibt kein gut und kein böse. Es gibt kein schön und kein hässlich. Wir betrachten Dinge als gut und böse, als schön und hässlich. Doch was für den einen hässlich ist, kann für einen anderen schön sein. Wir konstruieren unsere Wirklichkeit, wir tragen somit auch die Verantwortung dafür.

(PS: In letzter Zeit gibt es eine extreme Weltanschauung des „Konstruktivismus", in der behauptet wird, dass unsere Gedanken die Wirklichkeit verändern. Unsere Gedanken bestimmen maßgeblich auch unser Handeln, und wie wir handeln bestimmt auch wie unsere Umwelt auf uns reagiert. Doch dass alles möglich ist, nur wenn wir fest daran glauben, halte ich für unrealistisch. In unseren Träumen mag das der Fall sein. Natürlich wirkt sich unsere Stimmung auch auf den Heilungsprozess in unseren Körper aus, doch dies hat auch seine Grenzen. Ich habe noch von keinem Fall gehört, dass jemanden ein Arm nachgewachsen sei, nur weil dieser fest daran geglaubt hat.)

Was wir aber selbst bestimmten können, ist, wie wir die Welt betrachten. Die Welt ist nun mal wie sie ist. Wir können uns über die Ungerechtigkeit der Welt ärgern. Darüber das die Welt so grausam ist, das andere Ruhm ernten obwohl ihr Können weit dem unter dem liegt, was wir selber erreicht haben. Darüber das manche Menschen sehr viel Geld und Macht haben ohne etwas dafür zu leisten, und andere Tag ein und Tag aus sich abplagen, und in bitterer Armut leben. Doch wissen wir wirklich, ob die Welt eine bessere Welt wäre, wenn sie anders sein würde? Wenn es kein Leid auf der Erde geben würde, sehe es dann hier aus wie auf dem Mars? Was haben wir davon, wenn wir nur das schlechte auf der Welt betrachten? Was bringt uns diese Frustration? Wer wären wir, wenn wir die Welt einfach so akzeptieren würden, wie sie ist?

Unsere Sprache dient dem Austausch von Information. Sieht dient uns dazu die Welt zu beschreiben, aber wir können mit ihr die Welt nicht erklären. Dies gilt auch für die Mathematik.

Ob unser eigenes kleines Universum gut oder schlecht ist, hängt von unserer Betrachtung hab. Je mehr Wissen wir erwerben, umso mehr Wissen scheint es zu geben, was wir noch nicht kennen. Wir können nur einen Teil der Welt erfassten, niemals alles. Die Grenzen des Universums existieren nur in unseren Kopf. Egal wie weit wir unseren Horizont erweitern, es gibt immer noch etwas, was dahinter liegt.

Wir können nicht unabhängig von der Welt existieren, wir sind Teil von ihr. Wir leben nicht innerhalb einer elektrischen Entladung, wir sind Teil einer elektrischen Entladung.

Das wir uns als getrennt von der Welt empfinden, liegt in der Natur unseres Egos. Nur unser Ego hatte einen Anfang, und wird auch sein Ende finden. Die Objekte, welche uns umgeben, scheinen schon immer existiert zu haben. Sie sind stätig im Wandel und werden es auch immer bleiben.

Unsere Welt ist um ein vielfaches größer, als die Welt eines Frosches. Doch auch unsere Welt hat Grenzen, bedingt aufgrund der beschränkten Möglichkeiten unserer Wahrnehmung. Darum werden wir die Welt genauso wenig verstehen können wir ein Frosch. Sicherlich werden wir weitaus mehr über die Welt wissen und erfahren, als ein Frosch. Doch niemals alles.

Wir können anhand unseres Wissens Theorien aufstellen. Wir können diese als wahr bezeichnen. Doch ist Wahrheit auch nur ein Konzept.

Es ist keine Schande an etwas zu glauben. Wenn wir an etwas glauben, dann ist es für uns eine Wahrheit. Wir können selbst entscheiden, woran wir glauben wollen. Doch müssen andere Menschen unsere Ansichten nicht teilen. Dies müssen wir akzeptieren. Wir müssen lernen loszulassen. Es gibt keine absolute Wahrheit.

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