Menschen und ihre Fetische (Gefühle)

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Norman
Gelöschter Benutzer

Menschen und ihre Fetische (Gefühle)

von Norman am 11.01.2014 12:09

Menschen und ihre Fetische (Gefühle)

Das Wort „Fetisch“ bedeutet in etwas künstlich oder nachgemacht. Viele Menschen stellen sich unter einem Fetisch bestimmte Gegenstände vor, welche vor allem in der Sexindustrie zu finden sind. Jedoch liegt der Fetisch nicht im Gegenstand, sondern lediglich in seinen Betrachter. Der menschliche Geist gibt den Dingen seine Bedeutung. Somit ist dem Objekt beim Fetisch eine untergeordnete Rolle zu zuschreiben. Vielmehr bezieht sich der Fetisch auf die Handlung oder einer gewünschten Handlung.

Gehen wir ganz zum Anfang zurück. Schon vor unsere Geburt, ergo seit dem Augenblick an dem wir beginnen zu existieren. Neben den Selbsterhaltungstrieb sind noch zwei wichtige Bedürfnisse in uns, mit welchen wir unser Dasein einen Sinn zuschreiben. Zum einem wollen wir die Welt erfahren und erleben, zum anderen wollen wir auf unsere Umwelt Einfluss nehmen. Wenn wir versuchen unsere Umwelt zu verändern, dann erschaffen wir gleichermaßen eine neue Umwelt, wir machen etwas, etwas Künstliches.

Generell wird der Fetisch in drei Kategorien eingeteilt, nach Religion, nach Sexualität und nach Konsumgütern.

Der Glaube an übernatürliche Kräfte, allem voran der Glaube an Gott ist ein Fetisch. Doch bezieht sich diese Kategorie nicht nur auf die Religionen, welche auch als solche erkannt werden. Viele Menschen besitzen etwas, welches sie eine symbolische Bedeutung zuschreiben. Dies kann ein Erbstück sein, ein Pokal von einer Errungenschaft, Urlaubsmitbringsel, so ziemlich alles, was wir mit bestimmten Erfahrungen und Emotionen in Verbindung bringen. Auch der Glaube nach verdinglichten Konzepten gehört hier mit hinein. Wir wünschen anderen „Glück“ oder „Alles Gute“, so als wären dies Dinge, welche man erwerben könnte. Andere Menschen haben das Verlangen nach Freiheit, Wirtschaftswachstum, Gerechtigkeit und so weiter. Alles nur Konzepte des menschlichen Geistes. Auch der Kleidung und dem äußeren Erscheinungsbild wird oft eine symbolische Bedeutung zugeschrieben. Daher kann man häufig beobachten, dass sich die Menschen in Gruppierungen jeglicher Art ähnlich kleiden.

Der sexuelle Fetisch bezieht sich auf all die Dinge und Handlungen, welche mit sexuellen Bedürfnissen verknüpft werden. Da viele nur diese Kategorie für einen Fetisch halten, ist die Thematik schon so reichhaltig in unserer Gesellschaft diskutiert wurden, dass ich hierzu nichts weiter schreiben brauche.

Der Konsumfetsich ist einer der stärksten Fetische in unserer Gesellschaft. Wir werden quasi dazu von klein auf erzogen. Die meisten definieren sich durch ihren Besitz, sowohl den materiellen Besitz, wie auch den geistigen Besitz. Ergo, mein Haus, mein Auto, meine Frau (Materialismus) und meine Arbeit, meine Bildung, meine Staatsangehörigkeit (Konzepte). Unsere Gesellschaftsstruktur hat die Menschen zu solchen Konsumfetischisten heran gezüchtet, dass diese den Dingen und Konzepten derart hinterher jagen, als gebe es nichts anderes, wofür es sich lohnt zu leben. Schon William Shakespeare hat dies schon sehr treffend beschrieben: „Was ist der Mensch, wenn sein höchstes Gut nicht mehr ist als Schlaf und Fressen? Ein Vieh, nichts weiter.“

Es gibt noch eine vierte Kategorie des Fetisch, welche ich sogar für die wichtigste halte. Diese wird bisher kaum Beachtung geschenkt, doch kann man mit ihr viele Verhältnisse in unserer Gesellschaft besser verstehen. Da wir bestrebt sind die Welt zu erleben und auf diese einwirken wollen, bringen wir das Erlebte mit bestimmten Gefühlen und Emotionen in Verbindung. Wir erleben nicht nur bestimmte Gefühle, sondern wollen einen Mangel an den gewünschten Gefühlen sättigen, indem wir diese selber erzeugen. Diese Kategorie vermischt sich mit den obigen genannten Kategorien. Auch kommen die folgenden Unterkategorien selten alleine in einer Person zu Vorschein, da alle in einem Menschen vorhanden sind, nur eben mehr oder weniger stark ausgeprägt.

Aufgrund der nahezu unendlichen Komplexität unserer Umwelt, müssen wir die Eindrücke filtern. Je nachdem, welche Filter wir uns angeeignet haben oder uns angeeignet wurden, erleben wir die Welt auf die eine oder andere Weise. Der eine lebt in einer ungerechten Welt, voller habgieriger Menschen. Ein anderer lebt in einer grausamen Welt, voller Leid, Gewalt und Hass. Wieder ein anderer lebt in einer tyrannischen Welt, wo die Armen und Schwachen unterdrückt und ausgebeutet werden, wo es nur geht. Und ein jeder hält seine Welt für die Wirklichkeit.

Fetische nach Gefühlen unterteilt

1. Fetisch nach Erniedrigung

Ein sehr häufiges Phänomen in unserer Gesellschaft ist der Wunsch nach Erniedrigung. Die meisten werden jetzt wohl an alte Männer denken, welche vor einer Frau in Lederkleid knien, doch ist dies lediglich die Spitze eines gigantischen Eisberges, welcher unter unserer Gesellschaft brodelt. Wenn ich Pi mal Daumen schätzen würde, wie viele Menschen in unserer Gesellschaft von diesem Fetisch betroffen sind, dann würde ich sagen, nahezu alle.

Auf sich bezogen

Jeder von euch kennt bestimmt Menschen, welche Tag ein und Tag aus über die Welt jammern. In etwa so: „Dagegen kann man doch nichts machen.“ „Das ist halt so.“ „Die machen doch sowieso, was sie wollen.“ „Die Welt ist blah, blah, blah…“

Alle diese Menschen, ob sie sich nun für religiös halten oder nicht, sehen sich als Oper einer höheren Macht (Konzept). Sie glauben, dass sie sich jener Macht fügen müssen, da sie nichts gegen diese ausrichten könnten. Die wenigsten, die aller wenigsten, falls überhaupt einer von ihnen, ist sich bewusst, dass diese Macht nur ihr eigenes Hirngespinst ist.

Dann gibt es auch noch jene, welche es schon zu einer Kunstform gemacht haben sich selbst zu erniedrigen und das den ganzen Tag. Meist reden sie in ihren Gedanken so zu sich selbst: „Ich bin ein Versager.“ „Was sollen bloß die anderen von mir denken.“ „Wie ich schon wieder aussehe.“ „Bestimmt ist der oder die sauer auf mich.“ „Was habe ich da schon wieder gemacht.“ „Nichts bekomme ich auf die Reihe.“ All dies sind ihre eigenen Gedanken und nicht die Wirklichkeit, doch versuche einmal dies, einen von denen zu erklären. Man merkt ziemlich schnell, wenn man es mit einen solchen zu tun hat, sofern man auf die Signale achtet.

Auf andere bezogen

Genauso verbreitet in unserer Gesellschaft, ist das Verlangen andere zu erniedrigen. Auch Menschen, welche sich unbewusst selbst erniedrigen, neigen dennoch oft dazu sich zu freuen, wenn andere gedemütigt werden. Von diesem Fetisch lebt vor allem unsere Unterhaltungsindustrie. Schon zur Jahrtausendwende fiel mir auf, dass der Masochismus in unserer Gesellschaft stark ansteigt. Andere Menschen zu erniedrigen ist schon zu einem Volkssport geworden. Man muss nicht einmal einen Fernseher haben, um zu wissen, was für Sendungen gerade populär sind. Man muss nicht einmal hören, wie sie sich über die Sendungen des Vortages unterhalten, es reicht schon aus, ihr Verhalten zu beobachten. Menschen ob Kinder oder Erwachsene, spielen das Verhalten, welches ihnen vorgelebt wird nach. Zwar unbewusst, doch tun sie es. Viel mehr als sie glauben. Wer es nicht glaubt, dem schlage ich folgendes Experiment vor:

Schaut mindestens 6 Monate kein Fernsehen. Dies bezieht sich auf die Unterhaltungssendungen und die Werbung. Es spricht nichts dagegen, sich ab und zu eine Dokumentation oder ein Vortrag anzuschauen, oder ein bis zwei Spielfilme im Monat, doch sollte man dies nicht über Fernsehsender machen, da sonst die Verführung zu groß ist, doch das eine oder andere noch mit anzuschauen. Am besten ihr kündig euren Kabelanschluss. Schon nach ein paar Wochen, sobald eure eigene Persönlichkeit wieder langsam zum Vorschein kommt, erkennt ihr, wie fremdgesteuert eure Mitmenschen in der Regel sind. Es ist fast schon so, als würde man in einer Zombiehorde leben, Konsumzombies. Nach und nach erkennt ihr immer mehr imitierte Verhaltensmuster bei den anderen, und werdet es wahrscheinlich erschreckend finden, wie leicht die Menschen zu manipulieren sind. Natürlich dürft ihr nach dem Experiment wieder eure Volkssendungen weiter konsumieren. Wer sich nach dem Experiment dazu entschließt sich dieser Gehirnwäsche freiwillig wieder auszusetzten, hat in meinen Augen nicht Verstand als das Mastvieh, welcher er täglich in sich hinein stopft. Doch ist dies nur meine persönliche Ansicht.

Achtet mal auf einer Familienfeier darauf, wie das Essen bewertet wird, da weiß man gleich, was für Sendeformate die Leute sich reinziehen. Inzwischen ist es schon zu einem Zwang geworden alles zu bewerten, wie bei einer Castingshow. „Was für ein Spinner.“ „Wie der bloß aussieht.“ „Das ist doch nicht normal.“ „Das kann man doch nicht sagen.“

Doch nicht nur in Castingshows werden Menschen gedemütigt, sonder auch in den beliebten Comedy Sendungen. Testet dies einfach mal an der Serie „The Big Bang Theorie“. Nehmt einen Zettel und einen Stift und fertigt eine Tabelle an. Auf der einen Seite macht ihr für jeden Sketch einen Strich, bei dem eine Person beleidigt, erniedrigt oder auf sonstige Weise schlecht dasteht, auf der anderen Seite macht ihr für jeden Sketch einen Strich, wo keine Person bloß gestellt wird. Über was amüsiert man sich bei dieser Sendung? Über das demütigen von Menschen? Dies ist ein masochistischer Fetisch in seiner reinsten Kultur. Achtet einmal darauf wie diese vorgespielten Verhaltensmuster im Alltag nachgelebt werden.

Übrigens, weist eure Mitmenschen lieber nicht auf ihren Fetisch hin. Auch wenn ihr versucht diese Personen möglichst sanft auf ihr Verhalten hinzuweisen, welches sie gerade nachleben, werden sie nicht erfreut über diese Form der Selbstreflektion sein.  Man wird euch vorwerfen, dass man sich mit euch nicht richtig Unterhalten kann. Schließlich halten sie ihr Weltbild für das einzig wahre. Im besten Fall, werden sie genervt von euch sein, aber nur im besten Fall. Es soll auch Menschen mit Einsicht geben, doch inzwischen halte ich dies immer mehr für einen Mythos.

Fortsetzung folgt.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.01.2014 12:49.

t137

-, Männlich

Beiträge: 78

wtf... Re: Menschen und ihre Fetische (Gefühle)

von t137 am 13.01.2014 09:21

Danke Norman,
... das scheint mir alles richtig. Es ist eine schöne Zusammenfassung.
Du hättest auch schreiben können:
"an sonnigen Sommertagen erscheint der Himmel meistens blau."
Was hat dich motiviert, diesen Text zu posten?

Fortsetzung folgt.
... evtl. sollte ich einfach abwarten, aber mir fehlt hier dein typischer Kick zum Nachdenken.
(nicht ganz richtig, ich denke ja über den Grund des Beitrages nach...)



Es soll auch Menschen mit Einsicht geben, doch inzwischen halte ich dies immer mehr für einen Mythos.

... nicht verzweifeln, es gibt noch Menschen, die bewusst nicht "normal Fernsehen".

btw. vielen Dank für deine vielen Tube-Links.





Antworten

Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Menschen und ihre Fetische (Gefühle)

von Norman am 16.01.2014 00:41

Hallo T137,

Was hat dich motiviert, diesen Text zu posten?

Momentan schreibe ich an einen Buch und bin schon fast fertig damit. Dies hat nicht viel mit dem Thema hier zu tun, jedoch hat mich das Schreiben der letzten Wochen etwas ausgezerrt, so dass ich mal über was anderes Schreiben musste, da ich in letzter Zeit die eine oder andere Schreibblockade  hatte. Keine Inhalts-Schreibblockade, sondern eine Ausdrucksschreibblockade. Das heißt, ich weiß genau was ich schreiben möchte, jedoch fällt es mir schwer, dies in die richtigen Worte zu fassen. Im Grunde ist dieser Text nur daher entstanden, da ich meinen Kopf wieder frei bekommen möchte, und mein Buchprojekt so einige Tage aus meinem Geist verbanne.

... evtl. sollte ich einfach abwarten, aber mir fehlt hier dein typischer Kick zum Nachdenken. (nicht ganz richtig, ich denke ja über den Grund des Beitrages nach...)

Ja, dass sehe ich genauso, da der Artikel noch nicht fertig ist. Vielleicht hätte ich diesen erst hier einstellen sollen, nachdem ich ihn fertig habe. Das Konzept für dieses Essai habe ich bereit seit vielen Jahren in meinen Kopf, es geht hierbei um Unterwerfung, Schmerz und Freude. Warum wir danach suchen und wann wir diese meiden wollen. Im ersten Teil habe ich die Unterwerfung/Erniedrigung behandelt, der zweite Teil hat den Schmerz und die Freude als Schwerpunkt. Ich hoffe, dass ich am Wochenende noch etwas Zeit habe, den Artikel zu Ende zu bringen.

... nicht verzweifeln, es gibt noch Menschen, die bewusst nicht "normal Fernsehen".

Das mit dem Fernsehkonsum finde ich nicht so tragisch, wie es im Artikel vielleicht herüber kommt. Viele werden  schon von klein auf zu Konsumsklaven erzogen, ohne dass sie die Chance haben, die Strukturen dahinter zu erkennen. Meine Kritik bezog sich auf jene, welche das System bereits durchschauen und dennoch wieder die Augen verschließen und sich wieder auf  die Schlachtbank legen. Auch kann ich ihnen dies nicht verübeln, schließlich führen kaum Wege aus diesem System heraus. Der Unterschied zu einem Schwein, welches gemästet wird, nur um dann selbst verspeist zu werden ist, dass das Schwein nicht weiß, was ihm am Ende erwartet. Wer sich „geistig“ mästen lässt, nur um dann ausgenommen zu werden und dies aus freien Stücken macht, steht nicht über den Schwein vom Geiste her. Aber so scheint mir die Welt, fressen bis man selbst gefressen wird.

Dass ich die Einsicht beim Menschen für einen Mythos halte, liegt vor allem daran, dass ich mich selber oft noch dabei erwische, wie ich meine Weltanschauung für richtiger als die von Anderen halte. Dies ist wohl eine völlig normale Schutzreaktion unseres Egos. Letztendlich kann ich mir nie wirklich gewiss sein, ob ich nicht doch falsch mit meinem Denken liege. Oft sage ich mir dann: Wahrscheinlich liegen wir beide falsch.

Dann habe ich sehr oft die Erfahrung gemacht, und das bisher ohne Ausnahme, immer wenn ich zugab, dass ich mit meinen Thesen falsch liegen könnte, mein Gegenüber dies als eine Schwäche ansah und als Bestätigung für seine eigene Thesen.

Loslassen ist etwas, was dem Ego nicht leicht fällt. Noch schwerer ist es, das Ego loszulassen.

LG Norman

Antworten

Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Menschen und ihre Fetische (Gefühle)

von Norman am 19.01.2014 19:20

Fortsetzung Teil 2

Fetisch nach Schmerz und Leid

Auf sich bezogen

Normalerweise geht man davon aus, dass alle Lebewesen Schmerz und Leid vermeiden wollen, doch wie sieht dies in der Praxis aus.

Ich konnte es oft beobachten, dass sich Menschen selber Leid zufügen. In der Regel tun sie dies unbewusst. Doch auch das Unbewusste ist nur ein Teil ihrer Persönlichkeit. Selbstgeißelung findet sich in vielen religiösen Praktiken wieder, oft ist es ein Bestandteil einer Buße. Doch schinden sich viele Menschen auch ohne irgendwelche religiösen Hintergründe. Viele Menschen picken sich die leidvollsten Erfahrungen aus ihrem Leben heraus und durchleben diese in ihren Gedanken wieder und wieder.

Es gibt Menschen, welche jeden Tag etwas finden, was ihnen Leid zufügt. Mal fühlen sie sich erschöpft, dann ist es ihnen zu kalt und am nächsten Tag ist es ihnen zu warm. Ein anderes Mal juckt ihnen die Augenbraue, oder sie generalisieren es auf dem „Stress“ ohne zu definieren, wovon genau sie gestresst sind. Wenn man dies hinterfragt, fällt einem oft auf, dass jene Menschen alles zu stressen scheint. Diesen Menschenschlag erkennt man leicht an seinem verbitterten Gesichtsausdruck. Wenn ihr das nächste Mal durch eine Fußgängerzone geht, achtet einmal darauf, wie viele Menschen so durch ihr Leben laufen. Ihr könnt mal eine Strichliste anfertigen und gegenüber stellen, bei wie vielen der Mundwinkel nach unten und bei wie vielen er nach oben geht.

Am besten sind die, welche mit „Es muss!“ antworten, wenn sie gefragt werden, wie es ihnen geht.

Die sucht nach Leid wird auch durch die Filmindustrie repräsentiert. So gibt es zahlreiche Filme, in denen die Helden leiden und der Zuschauer mit ihnen.



Die psychologischen Hintergründe von Trauer und ihre Bedeutung habe ich bereits in den Themen über die Emotionen abgehandelt.

Emotionen – Die Antriebsfedern unsere Psyche

Was uns Gesichter verraten (Emotionen Teil 2)

Auf andere bezogen

Bei der Sucht nach dem Leid sollte man unterscheiden, ob die Menschen mit anderen mitfühlen, oder ob es ihnen Freude bereitet, andere leiden zu sehen. Die zweite Gruppe kann man unter anderen daran erkennen, dass mitunter zu lachen beginnen, wenn sie jemand anderes leiden sehen. Diese Menschen verfügen über wenig Empathie, was verschiedene Ursachen haben kann. Zum einen können sie bereits abgestumpft sein, in dem sie selber viel Gewalt im Leben erfahren haben oder viel Gewalt konsumiert haben. In einigen seltenen Fällen kann aber auch ein Hirnschaden vorliegen.

Wen ich jemanden als einen solchen Menschen wahrgenommen habe, nehme ich ihn als eine Bedrohung wahr, auch dann wenn die Person sich mir gegenüber nicht feindselig verhielt. Nicht jeder mit einer geringen Empathie greift andere Menschen an, doch die Bereitschaft zu Aggressionen ist eben deutlich höher. Empathie kann auch zu einem gewissen Teil wieder erlernt werden.

Tendenziell scheint die Empathie in der Bevölkerung mehr und mehr zu schwinden, wobei die Menschen durch ihr Konsumverhalten mehr und mehr zu rein mechanischen Handlungsmustern neigen. Ironischer weise werde die Maschinen (künstliche Intelligenzen) immer Menschen ähnlicher. Womöglich ist es auch nur noch eine Frage der Zeit bis die Maschinen beginnen die Erde zu regieren und die Menschheit ablösen.

Auf der anderen Seite lässt sich anhand von alten geschichtlichen Aufzeichnungen erkennen, dass das Leben früher auch sehr stark von Gewalt geprägt war. Oft waren die Menschen damals sogar noch weitaus mehr Gewalt ausgesetzt als wir heute, und Hinrichtungen gehörten zum wöchentlichen Spektakel auf dem Jahrmarkt. Somit waren unsere Vorfahren ebenfalls zu einigen Zeiten sehr abgestumpft. Vielleicht ist die friedliche Epoche unserer Kultur nur aus dem Trauma des 2. Weltkrieges entstanden, und dabei wieder abzuklingen.

Eine der extremsten Arten von Menschen, welche sich freuen, wenn andere Leid zugefügt wird sind Serienkiller. Viele Serienkiller begannen ihre Karriere schon in Kindesalter als Tierquäler. Menschen, welche Tiere quälen, stellen auch eine unmittelbare Bedrohung für andere Menschen dar.

 

Fetisch nach Freude

Auf sich bezogen

Die Dinge woran sich ein Mensch erfreut sind von Person zu Person verschieden. Die verbreitest Form der Freude ist in unserer Kultur die Freude an Besitztümern. Welche am stärksten zum Zeitpunkt des Erwerbs wirkt, und danach wieder verblasst. Dadurch suchen wir nach neuen Besitztümern, welche wir erwerben können. Ein ewiger Kreislauf. Dies ist ein recht interessantes Verhaltensmuster, und ich bin mir nicht sicher ob diesen angeboren oder anerzogen ist.

Doch ist es nicht nur Besitz, woran sich die Menschen erfreuen. Freude kann auch auf sozialer Ebene erlebt werden, durch Nahrungsaufnahme, durch Bewegung usw. Auch sollen die kinästhetischen Freuden nicht unerwähnt bleiben. Dann gibt es noch jene Substanzen, welche die Chemie in unserem Gehirn verändern, so dass wir Glücksgefühle erleben, wie Zucker und andere Drogen.

Was die wahre Freude letztendlich ausmacht, überlass ich den Philosophen. Einige behaupten, dass es die Kunst sei, sich am Augenblick zu erfreuen (im Flow zu leben). Andere wiederum berichten, dass sie die wahre Freude in der Stille des Geistes erlebten.

Auf andere bezogen

Bestimmt hat es schon fast jeder einmal erlebt, wie es sich anfühlt einen anderen Menschen Freude zubereiten. Eine häufige Variante davon ist das Schenken. In unserer Kultur haben sich so schon feste Rituale herausgebildet, wo man sich gegenseitig etwas schenkt. Leider ist dies mehr zu einer Pflicht verkommen und hat nur noch wenig mit Vergnügen zu tun.

Doch verbreiten die Menschen nicht nur Freude durch Materialismus, auch wenn viele nur diese Seite der Medaille sehen wollen. Die Massenmedien picken überwiegend die Ereignisse aus dem Alltag, welche mit Leid und Gewalt verbunden sind und reduzieren die Freude auf den Materialismus. Für ein Wirtschaftssystem, welches sich von Angst und permanenten Wachstum ernährt ist dies sicherlich dienlich, doch wenn man genau hinschaut, sieht man, dass auch die Hilfsbereitschaft gestiegen ist. Immer mehr Menschen hinterfragen das System, es gibt zahlreiche Projekte und Ideen für alternative Zukunftswege (wenn bis jetzt auch erst in kleinen Rahmen).

Letztendlich ist jeder Mensch seines eigenen Glückes Schmied.

 

Wozu die Einteilung der Fetische dient

 Da wir Menschen unsere Umwelt Tag für Tag, Augenblick für Augenblick interpretieren müssen, um uns so in ihr zu Recht zu finden, fangen wir an bestimmte Muster zu katalogisieren. Die Einteilung dieser Muster in  Gruppen hilft uns schnell neue Situation zu erkennen und darauf zu reagieren.

Auf dem ersten Blick erscheint uns das menschliche Verhalten willkürlich und wir reden uns ein, wir hätten einen freien Willen. Doch je besser man die Verhaltensmuster versteht, umso mehr erkennt man, dass der freie Wille nur eine Illusion ist, genauso wie unser Ego.

Das menschliche Verhalten folgt lediglich drei einfachen Mustern: die Starre, der Angriff und die Flucht. Die Starre dient der Analyse der gegenwärtigen Situation und half unsere Ahnen sich im Gebüsch versteckt zu halten, wenn ein anderes Raubtier in der Nähe war. Dieses Verhaltensmuster ist für uns dann besonders gefährlich, wenn uns eine andere Person bedroht und man in die Angststarre verfällt.

Wichtiger für die Beurteilung der Fetische ist das Angriffs- und Fluchtverhalten. Die Menschen wollen entweder etwas bekommen oder sie wollen etwas meiden. Der eine kauft sich ein Auto, weil er damit andere beeindrucken möchte (Angriff, sich auf etwas zu bewegen), der andere kauft sich ein Auto, weil er nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren möchte (Flucht, sich von etwas weg bewegen). Dieses Beispiel ist zwar etwas stark vereinfacht, doch im Grunde funktionieren so alle unsere Motivationsstrategien, entweder wollen wir etwas haben oder wir wollen etwas meiden.

Unterteil man nun noch die Handlungen der Menschen in die drei Fetische (Unterwerfung, Leid und Freude), erkennt man diese Muster bei anderen Menschen schnell wieder. So kann man die Person schneller und besser Einschätzen, und sogar zu einem Teil vorhersagen machen, wie sie sich weiter verhalten wird.

Kategorien zusammen gefasst:

Unterwerfung:

Auf sich/Angriff

Hierunter fallen alle Handlungen, welche sich gegen eine Autorität stellen. Die Person möchte selbst über sein eigenes Schicksal entscheiden.

Auf sich/Flucht

Hier sucht die Person eine Autorität (Regierung, Firma, Gott, Domina usw.), welche ihr sagt, was sie tun darf und was nicht, sie belohnt und bestraft. In diesem Fall möchte die Person nicht die Verantwortung für ihr Leben übernehmen, und versucht diese so abzugeben.

Auf andere/Angriff

Klassischer Fall, wo jemand versucht seinen Willen anderen Personen aufzuzwingen.

Auf andere/Flucht

Die Person möchte keine Entscheidung für andere treffen. In diesem Fall fragt sich die Person oft, was andere wohl von ihr denken könnten, und möchte es den anderen recht machen, oft folgt daraus eine Unsicherheit.

 

Leid

Auf sich/Angriff

Menschen, welche sich selber Leid zufügen, ob physisch oder psychisch, haben oft ein Traumata erlitten oder befinden sich in einer Sinn-Krise. Jene Personen sollte unbedingt Hilfe aufsuchen und in Anspruch nehmen. Nicht nur, weil mit der Zeit die Selbstmordgefahr steigt, auch der Körper reagiert auf die geistige Verfassung. Wenn man die Symptome nicht erkennt oder ignoriert, dann macht der Körper sich mit Krankheit bemerkbar, was bis zum Tod führen kann.

Wer sich hin und wieder gerne mal einen traurigen Film anschaut, braucht sich natürlich keine Gedanken zu machen. Hier geht es dem Ego nur um das emotionale Erleben, dass Ego will fühlen das es noch lebt.

Auf sich/Flucht

Sind alle Handlungen, welche körperlichen und seelischen Schmerz vermeiden wollen.

Auf andere/Angriff

Mobbing, Tierquäler, Schläger, Tyrannen, Serienkiller usw. (Eigentlich gehört das Erniedrigen von anderen mehr mit in diese Kategorie, da man sich ja an den seelischen Schmerz des anderen erfreut.)

Auf andere/Flucht

Dies ist das, was wir Hilfsbereitschaft nennen. Die Person versucht eine andere Person vor Schaden zu bewahren, oder zumindest ihr Leid zu mindern.

Freude

Auf sich/Angriff

Alle Handlungen, welche einem selber Freude bereiten.

Auf sich/Flucht

Sind jene Handlungen, wo die Person glaubt sie hätte das Glück nicht verdient, oder Personen die glauben, dass die Welt durch und durch schlecht ist und es Glück nicht geben darf.

Auf andere/Angriff

Ähnliche Handlungen wie bei jenen, wo man andere vor Leid bewahren will. Nur steht ihr nicht das vermeiden des Leidens im Mittelpunkt, sondern es geht darum, jemanden dazu zu bringen sich über etwas zu freuen.

Auf andere/Flucht

Dies sind die typischen Neider, welcher anderen nichts können.

Antworten

« zurück zum Forum