Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

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Norman
Gelöschter Benutzer

Re: Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von Norman am 08.02.2015 10:37

Essai - Geschändete Gaia

>Die Weißen haben niemals Achtung vor dem Land gehabt, und das Schicksal von Hirsch und Bär ist ihnen gleichgültig. Sie pflügen die Erde auf, fällen die Bäume, vernichten alles. Der Baum sagt: „Tu es nicht! Du fügst mir Schmerz zu. Verletz mich nicht!" Aber sie fällen und zerschneiden ihre Wurzeln und Verwunden die Erde. Wie kann der Geist der Erde die Weißen lieben? Überall, wo der weiße Mann die Erde berührt hat, ist sie krank.< So beschreibt gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine alte Frau der Wintu-Indianer unsere Zivilisation.

Eine personifizierte Vorstellung von der Welt findet sich in nahezu allen Kulturkreisen. Himmel und Erde sind somit wahrscheinlich die Urgottheiten, dessen mythologischer Ursprung weit hinein in die Steinzeit zurück geht. Womöglich setzte dieser Mythos den Grundstein der menschlichen Kultur.

In der griechischen Mythologie wurde die Erde Gaia, bzw. Gaä oder Ge genannt. Daraus leitet sich unter anderem der Begriff Geologie ab (Ge von Erde; und Logos von Lehre). Nach der antiken Vorstellung gingen Himmel und Erde aus dem Chaos hervor. Als sich Uranus (der Himmel) auf Gaia legte, befruchtete er ihren Boden, woraus jene ersten Geschöpfe hervorgingen. Vor Freude zog Gaia ihr schönstes Kleid an. Das sind die Blumen, das Gras und die Wälder. Doch dann gebar Gaia immer furchterregendere Kreaturen, wie die Kyklopen und die Hekatoncheiren. Angewidert stieß Uranos diese Kreaturen wieder in ihrem Leib zurück, worauf sich Gaia vor Schmerzen krümmte. Und wenn sich Gaia vor Schmerzen krümmt, dann entstehen Berge, Täler und Hügel. Gaia weinte, und aus ihren Tränen entstanden die Flüsse, Seen und Meere. Soviel zum Schöpfungsmythos.

Egal wie man versucht den Schöpfungsmythos zur erklären, ob aus einer religiösen Betrachtung, welche von einem göttlichen Willen ausgeht, oder aus der Perspektive der Wissenschaft, welche an Fortunas "Zufall" glaubt, stellt sich folgende Frage: Entspringt nicht das gesamte irdische Leben dem Schoss der Erde?

Unsere frühen Ahnen hatten noch Ehrfurcht vor unserem lebenden Planeten. Nur in Symbiose mit unserer Umwelt können wir in dieser Welt überdauern. In unserer heutigen zivilisierten Zeit ist Gaia nur noch ein Ding, auf dem wir unsere Grenzen abstecken, und um diese Kriege führen. Wir betreiben Raubbau und vergraben unseren Müll in ihrem Schoss. So pumpt man aus Profitgier Chemikalien in ihr hinein, um noch die letzten Gasvorkommen aus ihrem Leib zu pressen. Egal ob Land oder Meer, alles wird der Wirtschaft zugeführt.

Vielleicht ist die Erde auch nur ein Ding. Dennoch verdanken wir diesem Ding unsere Existenz. Daher sollten wir nicht vergessen, dass wir nicht nur als Individuen auf der Welt miteinander leben; sondern auch, dass wir alle ein Teil von ihrer Gesamtheit sind.

Womöglich haben aber auch jene Naturvölker recht, welche sagen: „Gaia weint."

Antworten Zuletzt bearbeitet am 08.02.2015 12:44.

Norman
Gelöschter Benutzer

Essai Thread: Zu allen möglichen Themen

von Norman am 01.02.2015 18:42

Essai – Das Verstehen und Verstanden-Werden

Aus der Erfahrung heraus formt sich der Gedanke, und das Denken ist es, welches diese Erlebnisse katalogisiert. So können wir wichtiges von unwichtigen unterscheiden, und handeln ohne zu analysieren. Unsere Ahnen begannen Erkenntnisse mit Tönen zu schmücken, und einigenden sich auf einem gemeinsamen Erfahrungs-Katalog, die Sprache.

Wenn das gesprochen Wort als Schwingung in der Luft sich seinen Weg in das Ohr des Zuhörer bahnt, enthält es keinerlei Information. Erst die Erfahrung des Empfängers gibt den Worten des Sprechers eine Bedeutung. Je ähnlicher sich die geistigen Weltbilder der Gesprächspartner sind, umso besser können sie den Worten einem Sinn geben.

Doch selbst innerhalb einer Sprachkultur reden viele Menschen nur aneinander vorbei. Man glaubt einander verstanden zu haben, und nickt dem gesagtem ab, nur um selbst wieder das Wort zu ergreifen. In solch einen Kommunikationsklima, reichen schon einzelne Worte aus, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Ein einzelnes wohlgemeintes Wort kann im Weltbild unseres Gesprächspartners negativ belegt sein. Leichtfertig fechten wir dann mit Worten, versuchen den anderen mit unserer Meinung niederzuringen. „Du verstehst das nicht...", „Du hörst nicht richtig zu...", „Mit solchen wie dir...", „Du bist zu dumm...".

Es ist leichter die Schuld beim Anderen zu suchen. Liegt denn nicht die wahre Kunst darin, so zu formulieren, dass uns unser Gegenüber versteht? Und wenn dies nicht der Fall ist, sollten wir dann nicht die Flexibilität haben, unsre Worte dem Sprachschatz des Hörers anzupassen? Treffend formulierte es Paul Watzlawick: „Erst wenn mein Gegenüber mir geantwortet hat, weiß ich, was ich gesagt habe."

In der Schule werden wir gedrillt auf Unwissenheit mit Scham zu reagieren. Für Fehler gibt es schlechte Noten, und nur allzu schnell wird über die Person negativ geurteilt, welche nochmals beim Lehrer nachfragt. „Weiß der denn das nicht?" So erzogen lässt man die Menschen ins Leben gehen, und so sprechen sie auch miteinander.

Wir selbst gestehen uns selten ein, wenn wir etwas nicht verstanden haben. So antworten wir mit jenem Inhalt, von dem wir glauben, dass dies der andere zu Ausdruck bringen wollte. Dabei ist es doch so einfach, sich vom Gesagten zu vergewissern. „Wenn ich dich richtig verstanden haben, dann wolltest du mir mitteilen, ...(Inhalt mit eigenen Worten wiedergeben).

Paradoxer weise versteht man umso weniger, je aufmerksamer man zuhört. Nur zu oft stößt man dabei auf inhaltslose Worthülsen. Der eine glaubt zu verstehen, ein anderer hört in dem Selbigen Widersprüche. Wo ein Laie die Gemeinsamkeiten sieht, sieht ein Meister die Unterschiede.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.02.2015 20:35.
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